Essen. In „Saat des Terrors“ brilliert Christiane Paul als BND-Agentin. Der Politthriller ist dicht erzählt und stellt beunruhigende Fragen.

Es ist eine provokante These, die Regisseur und Autor Daniel Harrich in seinem fesselnden Politthriller „Saat des Terrors“ aufstellt: Westliche Geheimdienste hatten Anteil am Aufbau der islamistischen Terrorzellen in Pakistan, die später die verheerenden Anschläge im indischen Mumbai (2008) verübten und deren veränderte Strategien schließlich zu den Bomben­attentaten in Paris und Brüssel führten.

2008 kämpft die BND-Agentin Jana Wagner (großartig: Christiane Paul) in Pakistan in enger Zusammenarbeit mit den USA gegen den Drogenhandel, mit dem islamistische Terrorgruppen ihre Aktionen finanzieren. Ein gut vernetzter, mit einer Pakistanerin verheirateter Amerikaner liefert aktuelle Informationen, die an den pakistanischen Militärgeheimdienst ISI weitergeleitet werden.

Wer hält die Hand über den Doppel-Agenten?

Christiane Paul als BND-Agentin Jana Wagner und Heiner Lauterbach (3.v.r.) als Sicherheitsbeamter Nicholas Krüger bei einer Drogenrazzia in Islamabad.
Christiane Paul als BND-Agentin Jana Wagner und Heiner Lauterbach (3.v.r.) als Sicherheitsbeamter Nicholas Krüger bei einer Drogenrazzia in Islamabad. © dpa | Diwafilm GmbH

Offiziell ist der ISI Bündnispartner des Westens; doch statt die gestellten Drogenkuriere festzusetzen, lässt er sie exekutieren und torpediert so die Arbeit des BND. Dann wird Jana Wagner zugetragen, ihr Spitzel sei ein Doppel-Agent und nutze seine West-Kontakte, um einen Anschlag in Mumbai, im Land des pakistanischen „Erzfeindes“ Indien vorzubereiten.

Doch irgendjemand hält seine schützende Hand über den Mann – womöglich die CIA, die ihre ureigenen Pläne und Interessen verfolgt. Und dann gehen die Bomben hoch.

Immer tiefer dringt der mit Axel Milberg (BND-Sektionschef), Heiner Lauterbach (Sicherheitsberater) und Navid Negahban (ISI-Oberst Baqri) hochkarätig besetzte Thriller in eine Grauzone vor, in der zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch nicht mehr zu unterscheiden ist.

Regisseur bekannt für akribisch recherchierte Filme

Der Freund von gestern kann der Gegner von morgen sein. Um Religion geht es auf dieser Ebene kaum, dafür um Geld und politische Interessen. Am Ende steht die beunruhigende Frage, ob der Westen, indem er mit Riesenbeträgen die Terror-Abwehr am Hindukusch unterstützt(e), nicht selbst die organisatorische und strategische Basis für den Terror-Export mit gelegt hat.

Wie der Thriller diesen komplexen Zusammenhängen in einer hermetisch verschlossenen Welt nachgeht, das ist weit entfernt von üblichen Verschwörungstheorien. Daniel Harrich ist bekannt für seine investigativen, auf akribischen journalistischen Recherchen beruhenden Spielfilme, etwa „Der blinde Fleck“ (2013) über den Anschlag auf das Oktoberfest.

Dokumentarfilm über die Hintergründe

Auch die Geschichte in „Saat der Gewalt“ ist keinesfalls rein fiktiv. In Harrichs Dokumentation „Spur des Terrors“, die im Anschluss zu sehen ist, wird der reale Hintergrund faktenreich nachgeliefert.

Der Fall des amerikanisch-pakistanischen Doppelagenten David ­Headley ist politisch hoch brisant und liefert tiefe Einblicke in das Zusammenspiel der großen Geheimdienste und in die Verstrickungen eines Systems aus Fanatismus, Macht und Geld. Und er wirft die Frage auf: Wie weit darf sogenannte „Partnerschaft“ gehen?

Fazit: Dicht erzählt, gut recherchiert.

ARD, Mittwoch, 21. November, 20.15 Uhr