Essen. Wolfgang Petersens legendäres Werk “Das Boot“ taucht in einer Neuverfilmung wieder auf. Wir zeigen, was Zuschauer erwarten können.

  • Der Kult-Klassiker "Das Boot" läuft wieder im Fernsehen - als Serien-Remake
  • Nach der Premiere bei Sky ist nun das ZDF an der Reihe mit der Ausstrahlung
  • Schon jetzt können Fans alle Folgen sehen
  • Die Neuverfilmung von Wolfgang Petersen ist gelungen und wurde mehrfach ausgezeichnet

Delfine begleiten das aufgetauchte U-Boot. Der Kapitän schließt kurz die Augen, holt tief Luft – aber auf den idyllischen Moment muss das Inferno folgen. Und schon dröhnen die Bomber am Himmel: Der Zweite Weltkrieg macht keine langen Pausen. Matrosen hasten durch die Röhre, „Wasserbomben“, schreit einer, Befehle gehen im Chaos unter, als es knallt und die Fluten ins Innere hineinschießen.

Das Boot“ ist zurück, und läuft ab dem 3. Januar 2020 im Free-TV beim ZDF. In der Mediathek sind alle Folgen abrufbar und können so theoretisch am Stück geschaut werden. Schon im November 2018 war die Serie beim Bezahlsender Sky zu sehen. Der kommerzielle Erfolg ist längst gewiss – die Serie ist laut Sky in 100 Länder verkauft worden, die Produktionskosten von 26,5 Millionen Euro dürften schnell vergessen sein.

"Das Boot": Regisseur sucht nicht den Wettbewerb mit Wolfgang Petersen

Wer, fragt man sich, kratzt hier an Wolfgang Petersens legendärem Werk, das Deutschland 1981 wieder auf die Film-Weltkarte und Hauptdarsteller Jürgen Prochnow nach Hollywood katapultierte? Man befürchtet einen Abklatsch, und es kommt doch anders.

Der Auftakt, natürlich, das ist eine Verneigung vor dem Original und doch bei allen technischen Ton- und Schnitt-Finessen eben auch nur eine mittelprächtige Kopie: Kameramann Jost Vacano hatte mit seinen Sprints durch das U-Boot damals Maßstäbe gesetzt. Aber mit dem Österreicher Andreas Prochaska („Das finstere Tal“) ist hier ein kluger Regisseur an Bord, der sich auf den Wettbewerb mit Petersen nach dieser Eröffnungsszene gar nicht mehr einlässt.

Neue "Das Boot"-Geschichte spielt ein Jahr später

Die Autoren Tony Saint und Johannes Betz spalten den Achtteiler in zwei parallele Handlungen auf, die sich berühren und die gut funktionieren. Die alte Geschichte wird nicht neu erzählt, die neue spielt ein Jahr später, 1942, geht aber auch auf die Vorlagen von Lothar-Günther Buchheim zurück. Der „Kaleu“ Hoffmann, Befehlshaber des U-Boots, ist ein paar Jahre jünger, die gesamte Mannschaft, Proleten und Feingeister konfliktträchtig gemischt, ist trotz der vielen Bärte eher milchgesichtig.

Der Gegenspieler, ein Offizier, der Hoffmann den Rang neidet, ist freilich mit von der Partie, es riecht schon bald nach Meuterei. Rick Okon muss man nicht mit Prochnow vergleichen, um zu sehen, dass ihm in der Kapitänsrolle das Charisma doch noch ein wenig abgeht, August Wittgenstein schrammt als Vorzeige-Nazi zuweilen am Klischee entlang. Und doch hält Regisseur Prochaska den Laden so zusammen, dass man dranbleibt. Es ist spannend.

Vicky Krieps bietet schauspielerisch stärkste Leistung in "Das Boot"

Der Wechsel an Land tut der Serie gut, hier in La Rochelle zerreißt es eine junge Elsässerin zwischen ihrer Loyalität als Sekretärin für die Nazis und Sympathien für den Widerstand, der die Besatzer mit Anschlägen vertreiben will. Ihr Bruder, der in Frankreich heimlich eine Jüdin geheiratet hat, ist auf dem U-Boot. Vicky Krieps dabei zuzusehen, wie diese Simone Strasser ihre Verletzbarkeit tarnen muss, das ist schauspielerisch die stärkste Leistung in der Serie.

Sie spielen die zentralen Rollen in "Das Boot":

  • Rick Okon (Kapitänleutnant Klaus Hoffmann)
  • Vicky Krieps (Simone Strasser)
  • Leonard Scheicher (Funkmaat Frank Strasser)
  • Rainer Bock (Fregattenkapitän Gluck)
  • Robert Stadlober (Smut)
  • August Wittgenstein (Oberleutnant zur See Tennstedt)
  • Franz Dinda (Oberleutnant zur See Ehrenberg)
  • Stefan Konarske: (Korvettenkapitän Wrangel)
  • Tom Wlaschiha: (Kriminalrat Hagen Forster)

Fazit: Komplexe Serien, das geht auch mit deutscher Handschrift, wie „Im Angesicht des Verbrechens“ und „Babylon Berlin“ beweisen. Weiter so.

ZDF, 3. Januar 2020, Erste Folge um 20.15 Uhr oder sehen Sie "Das Boot" komplett schon jetzt in der ZDF-Mediathek.

Einer der bekanntesten Darsteller der Originalfassung von "Das Boot" ist tot: Jan Fedder ist Ende Dezember in Hamburg gestorben.