Duisburg. Die Mafia-Morde von Duisburg werden mit Heino Ferch für ZDF und Arte verfilmt. Ein Ermittler von damals ist sich sicher: Das wird gut.

Es war eines der spektakulärsten Verbrechen in der Kriminalgeschichte Duisburgs, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte: In den frühen Morgenstunden des 15. Augusts 2007 starben sechs Mitglieder der kalabrischen Mafia ‘Ndrangheta neben der Pizzeria „Da Bruno“ im Kugelhagel eines verfeindeten Clans. Nun erfährt die blutige Fehde zwischen den Familien Pelle-Romeo und Strangio-Nirta, die in dem Massaker an der Mülheimer Straße in Duisburg einen grausamen Höhepunkt fand, erneute Aufmerksamkeit. In Köln haben in der vergangenen Woche die Dreharbeiten für einen 90-minütigen ZDF-Fernsehfilm begonnen, der die Mafia-Morde von Duisburg zum Thema hat.

Unter dem Arbeitstitel „Die Jagd“ soll die intensive und akribische Ermittlungsarbeit der Polizei im Mittelpunkt stehen, an der zeitweilig bis zu 120 Leute beteiligt waren und die letztlich zu Festnahme und Verurteilung der Todesschützen führte. Heino Ferch ist – wie schon in dem vor einigen Wochen ausgestrahlten Krimi-Drama „Ein Kind wird gesucht“, das den berühmten Mordfall Mirco behandelte – als Soko-Chef Ingo Thiel zu sehen.

Doch der Mönchengladbacher Hauptkommissar Ingo Thiel, der tatsächlich durch den Fall Mirco bundesweite Berühmtheit erlangte, war zu keiner Zeit an den Ermittlungen zu den Mafia-Morden beteiligt. Das bestätigte Heinz Sprenger, heute Kriminalhauptkommissare i.R., auf Anfrage unserer Redaktion: „Ingo Thiel hatte mit unseren damaligen Ermittlungen nichts zu tun.“ Leiter der Mordkommission war ehedem Sprenger.

Duisburger Ermittler berät die Filmcrew

„Ursprünglich wollten die ein Drehbuch schreiben mit dem MK-Leiter Sprenger, aber dann haben sie mich gefragt, ob ich ihnen sehr böse wäre, wenn Heino Ferch aufbauend auf den Erfolg des ersten Films weiter in der Rolle als Ingo Thiel agiert“, erzählt Sprenger. Seine Antwort darauf: „Gott, das macht mir gar nix aus, wenn Ingo Thiel als MK-Leiter im Film auftaucht.“

Eine Gedenktafel erinnert heute in Duisburg an die Opfer der Mafia-Morde von 2007.
Eine Gedenktafel erinnert heute in Duisburg an die Opfer der Mafia-Morde von 2007. © imago stock&people | imago stock&people

Allerdings, sagt Sprenger, liege das vor allem an Thiel, mit dem er seit Jahrzehnten befreundet sei und den er sehr schätze. „Der Ingo ist ein Urgestein der deutschen Kriminal-Geschichte, der sich für seinen Beruf und seine Leute richtig reinhängt“, lobt Sprenger.

Thiel sei es denn auch gewesen, der im März dieses Jahres bei Heinz Sprenger vorfühlte, ob der bereit sei, für den Film über die Mafia-Morde als Berater zu fungieren. „Ich mache das gerne“, beantwortete Sprenger die Anfrage. „Auch aus einem gewissen Eingeninteresse, damit ein Teil der Realität rüberkommt und Klischees, die gerne mal in Kriminalfilmen gezeigt werden, durchbrochen werden.“ Da gebe es etwa oft Gerangel zwischen Vorgesetzten und Untergebenen. Das möchte Sprenger in diesem Fernsehfilm bitte nicht sehen. Aus gutem Grund: „Holger Haufmann war für uns ein absolutes Pfund, der sich für seine Leute eingesetzt hat“, zollt Sprenger seinem damaligen Kripo-Chef noch heute Anerkennung.

Ermittlungen führten durch verwirrende Familien-Geflechte

Andererseits liegt Sprenger auch viel daran, „darzustellen, wie kompliziert solche Ermittlungen sein können und welche Fähigkeiten da von den einzelnen Leuten gebraucht werden, aber auch von allen zusammen.“ So mussten die Fahnder bei den Ermittlungen auch höchst verwirrende Familien-Geflechte auseinanderdröseln, denn viele ‘Ndrangheta-Mitglieder trugen die gleichen Nachnamen, gehörten aber auf verschiedene Seiten. So ins Detail wird der Film wohl nicht gehen, das wäre zu kompliziert für den Zuschauer.

Sprenger, der das Drehbuch gelesen hat und im ständigem Austausch mit den Autoren ist, verspricht sich von dieser Zusammenarbeit einen „anspruchsvollen Film, der an den Kern der Wahrheit kommt“. Der seriös, aber trotzdem spannend ist. „Die haben zwei exzellente Drehbuchautoren am Start. Was die in so kurzer Zeit geleistet haben, da kann man nur sagen – Chapeau!“, lobt Sprenger die Schreiber Katja Röder und Fred Breinersdorfer. „Der Film über den Fall Mirco war gut gemacht, und auch dieser über die Mafia-Morde wird absolut sehenswert“, ist sich Sprenger sicher.

Tatort ist in Köln nachgebaut worden

Das Urteil wird Nils Dünker. „Wir wollen vor allem zeigen, wie hart Sprenger und seine Leute an dem Fall gearbeitet haben“, sagt der Chef der Münchner Produktionsfirma Lailaps Pictures. Die Vorgehensweise und Zusammenarbeit der Fahnder stehe im Mittelpunkt, erklärt Dünker. Und dazu gehörte eben auch der Leiter der MK, der zwar im Film Thiel heiße, aber mit Sprenger viel gemeinsam habe: „Beide sind höchst erfolgreiche Ermittler, die harte Arbeitssiege errungen haben, weil sie mit Fleiß, einem unglaublichen Durchhaltewillen und der Hartnäckigkeit eines Terriers vorgehen und nicht loslassen, bis sie den Fall gelöst haben.“

Bis zum 14. Dezember sollen die Dreharbeiten in Köln laufen, wo die Pizzeria „Da Bruno“ nachgebaut wurde. Gedreht werden soll aber auch in Kalabrien. Der Film soll 2019 im ZDF und in Arte ausgestrahlt werden.

• Dieser Text ist zuerst auf NRZ.de erschienen