Im ARD-Film „Keiner schiebt uns weg“ sehen Frauen nicht mehr ein, warum sie bei gleicher Arbeit weniger Lohn erhalten als die Männer.

Wenn es um das Thema Frauenrechte geht, dann kommt man an der Schauspielerin Alwara Höfels derzeit kaum vorbei. Gerade erst hat man sie in dem Film „Aufbruch in die Freiheit“ sehen können, wo sie am Anfang der 70er-Jahre der verunsicherten älteren Schwester zeigt, dass man für die weibliche Selbstbestimmung auch auf die Straße gehen muss.

Und jetzt, noch immer in den 70-ern, ist sie in „Keiner schiebt uns weg“ als Angestellte in einem Gelsenkirchener Fotolabor diejenige, die den Kampf aufnimmt für die gerechte Entlohnung der Frauen.

Denn längst ist durchgesickert, dass die Männer bei gleicher Arbeit ein Mehrfaches an Zulagen bekommen. Und das, obwohl seit über 30 Jahren im Grundgesetz die Gleichberechtigung verankert ist. Alwara Höfels spielt hier die forsche Lili, die sich durch die Lohnsituation unter Wert verkauft fühlt.

Doch die Kolleginnen zu motivieren, gegen die Firmenleitung vorzugehen, ist ein schweres Stück Arbeit. Erst als der Betriebsrat Ritschi (Christoph Bach) ihnen Mut macht und Kontakt zur Gewerkschaft herstellt, kommen die Dinge ins Rollen.

Das Flair des damaligen Ruhrgebiets

Allerdings müssen Lili und ihre klagewilligen Mitstreiterinnen, die verhuschte Rosi (Katharina Marie Schubert) und die toughe Gerda (Imogen Kogge), die gesamte weibliche Belegschaft hinter sich bringen. Nicht gerade einfach angesichts von Existenzängsten und verständnislosen Ehemännern. Überhaupt dieses „starke Geschlecht“.

Die Drehbuchautoren Ulla Ziemann und Sebastian Orlac weisen den Herren der Schöpfung die Rolle des Stolpersteins im Kampf der Frauen zu. Rosi beispielsweise muss sich förmlich zur Arbeit stehlen, weil der Ehemann (Martin Brambach, mit schwarzer Perücke) ihr jede Nebentätigkeit schlicht verboten hat.

Lili schließlich zerbricht mit zwei Kindern fast daran, dass ihr „Macker“ (Karsten Antonio Mielke) sie ganz offen betrügt.

Der österreichische Regisseur Wolfgang Murnberger, bekannt vor allem durch seine Verfilmungen der Wolf-Haas-Krimis mit Josef Hader, mag nicht unbedingt das Flair des damaligen Ruhrgebiets treffen. Ihm reicht es, wenn er zu diesem Zweck eine Ausstellung mit Fotos von Bergleuten einbauen kann.

Dafür aber gelingt ihm ein erstaunlich packendes Sozialdrama, das durch genügend Humor sicher abgefedert wird.

Sozialkomödie nach wahrem Fall

Er nimmt diese auf Tatsachen beruhende Geschichte der ehemaligen „Heinze-Frauen“ nicht, um daraus einen großen Triumph zu filtern. Er zeigt eher die Verzweiflung im Privaten und die Niederlagen vor Gericht. Er zeigt aber auch die wachsende Solidarität der Frauen untereinander.

Was dabei damals auf dem Spiel stand, das zitiert Lili aus einem gar nicht so alten Fachbuch: „Monotone Arbeiten“, heißt es da, „liegen Frauen besonders, weil sie durch die Hausarbeit an Gleichförmigkeit gewöhnt sind.“

Fazit: Angestellte Frauen eines Fotolabors in Gelsenkirchen sehen 1979 nicht mehr ein, warum sie bei gleicher Arbeit weniger Lohn erhalten als die Männer. Das Grundgesetz gibt ihnen recht, die Realität sieht anders aus.

Mittwoch, 13. November 2018 , 20.15 Uhr, ARD