Berlin. Seit 25 Jahren setzt das ZDF mit seinen Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen auf Idylle mit Herz. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Filmreihe?

Alles begann mit einer „Stürmischen Begegnung“. So hieß er, der allererste im ZDF gezeigte Rosamunde-Pilcher-Film im Oktober 1993. Und schon damals war alles so, wie es Fans bis heute lieben: Eine junge Frau (Sophie von Kessel) reist nach Cornwall, kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur und muss sich zwischen zwei Männern entscheiden (Michael Lesch und Horst-Günther Marx). Drama, Liebe, schöne Landschaft – überraschend sind die Filme nicht. Und vielleicht ist gerade das das Erfolgsgeheimnis. Wo Pilcher draufsteht, ist auch Pilcher drin.

Seit 25 Jahren locken die Filme bis zu sieben Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Es ist für viele die perfekte Alternative zum meist zeitgleich laufenden „Tatort“. Keine Gewalt, keine schlecht gelaunten Kommissare, keine sozialkritischen Debatten. „Pilchern“ nennen Fans die sonntägliche Flucht in eine heile Welt.

Produzent der Filme ist zusammen mit seiner Partnerin Heidi Ulmke seit Beginn Michael Smeaton (66). „Ich glaube, je größer die Unsicherheiten in der Welt werden und politische Geister, die wir längst verjagt zu haben glauben, existieren, besteht der Wunsch nach einem Gegenpol“, sagt Smeaton, Sohn eines Schotten und einer Berlinerin.

Pilcher-Vertrag mit ZDF bis mindestens 2021

Zum Erfolg aber gehört auch die Autorin selbst: Die gebürtige Engländerin Rosamunde Pilcher, deren Name zwar deutsch klingt, aber von ihrem schottischen Ehemann Graham Pilcher stammt. Mehrere Hundert Romane, Kurzgeschichten und Skripte hat die Mutter von vier Kindern seit den frühen 1950er-Jahren verfasst. Mehr als genug, damit die inzwischen 94-Jährige schon lange nicht mehr schreiben braucht, die Filmreihe aber noch auf Jahre hinaus gesichert ist. Der Vertrag mit dem ZDF läuft bis mindestens 2021.

Von Kritikern wird Pilcher gerne etwas verächtlich als „Königin des Kitsches“ bezeichnet, und auch Schauspieler müssen sich immer wieder dafür rechtfertigen, in einer Verfilmung mitzuspielen. So wie Francis Fulton-Smith, der schon in drei Pilcher-Filmen dabei war. Er findet, die Filme seien „gut gemachte Unterhaltung“. Aber, so ehrlich ist er im Gespräch mit unserer Redaktion auch, „es geht darum, zu Hause Rechnungen zu bezahlen“. Würde er als Schauspieler nur auf die großen Charakterrollen warten, er wäre ziemlich arm dran. Und immerhin waren schon Filmgrößen wie Senta Berger, Bernhard Wicki oder Peter Ustinov in Pilcher-Dramen zu sehen.

In England finden die Filme keine Bachtung

Für das ZDF aber ist Pilcher ein Glücksfall. Nicht nur wegen der starken Quoten. Die Filme werden sogar erfolgreich ins Ausland verkauft. Auch Spanier und Italiener lieben sie. Nur in England kann kaum jemand etwas mit dem Namen der Erfolgsautorin anfangen. Dabei wurde Rosamunde Pilcher inzwischen von der Queen in den Ritterorden aufgenommen. Für ihre Verdienste um das Ansehen Englands im Ausland. Und ihrer Heimat Cornwall im Südosten der britischen Insel hat sie nicht nur ein literarisches Denkmal gesetzt. Auch wirtschaftlich hilft sie der Region: Der Pilcher-Tourismus boomt.

„Liebe am Horizont“, Samstag, 27. Oktober, 14 Uhr, ZDF