Essen. ZDF-Krimi „Die vierte Frau“: Ein Serienkiller sorgt für Schrecken am Bodensee. Ein wendungsreicher Film mit symphatischen Ermittlern.

Seit ermüdenden sechs Stunden sitzen die Bregenzer Kommissarin Hannah Zeiler und ihr deutscher Kollege Micha Oberländer aus Lindau im Wagen und beobachten – nichts als Gegend. Ihr Einsatz ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Vielleicht auch nur eine Schnapsidee ihres selbstherrlichen Vorgesetzten. Was soll hier schon passieren!

Dann der reichlich absurd klingende Hinweis der Leitstelle: Jemand hat einen „Engel im Hopfen“ gemeldet. Und tatsächlich: In den sieben Meter hohen Gerüsten eines nahe gelegenen Hopfenfeldes hängt, wie in einem riesigen Spinnennetz aus Stacheldraht gefangen, die Leiche einer jungen Frau.

Viertes Opfer passt nicht ins Muster

Ganz unerwartet kommt der offensichtliche Mord freilich nicht. Seit drei Jahren hat ein Unbekannter regelmäßig zur Hopfenzeit eine Frau umgebracht. Die Vorgehensweise war immer die gleiche, der „Engel im Hopfen“ scheint das vierte Opfer des Serientäters zu sein. Doch Oberländer (Matthias Koeberlin) und Zeiler (Nora Waldstätten) stellen schnell fest, dass die Tat nicht dem bisherigen Muster entspricht.

Gegen die Anweisungen von Chefinspektor Komlatschek (Hary Prinz), dessen Einsichtsfähigkeit in entscheidenden Momenten dann zum Glück doch größer ist als sein Ego, ermitteln die beiden weiter. Als endlich ein Verdächtiger ausgemacht ist, wird dieser ebenfalls ermordet. Die Arbeit beginnt von vorn.

Aus Partnern werden Freunde

Zum siebten Mal seit 2014 schicken ZDF und ORF in ihrer Koproduktion das deutsch-österreichische Duo an die Verbrechensfront. Dass „Die vierte Frau“ zu einem der bislang überzeugendsten Einsätze der Reihe „Die Toten vom Bodensee“ (Regie: Hannu Saionen) geworden ist, liegt vor allem an Timo Berndt, dessen Drehbuch nicht aus dem Setzbaukasten gängiger Krimi-Elemente zusammengepuzzelt ist.

Berndt führt souverän durch einen hindernisreichen Parcours der Ereignisse, Wendungen und Sackgassen, verschärft das Tempo, bremst abrupt, beschleunigt wieder. Nichts wirkt willkürlich oder psychologisch zweifelhaft. Alles fügt sich prächtig zusammen. Und trotzdem – oder gerade deshalb – bleibt der Zuschauer bis zum Schluss im Unklaren.

Ermittler-Duo wird sich immer sympathischer

Positiv wirkt sich auch aus, dass Berndt die in früheren Folgen oft überstrapazierten Mentalitätsunterschiede des ungleichen Duos deutlich entschärft. Die Diskrepanzen in den Ermittlungsmethoden werden geringer. Dass beide ihre bisweilen exzessiv thematisierten privaten Konflikte und persönlichen Traumata nun weitgehend bewältigen, dass aus der beruflichen Zweckgemeinschaft allmählich eine echte Partnerschaft, ja Freundschaft zu werden scheint, kann sich nur positiv auf künftige Bodensee-Krimis auswirken.

Zum Schluss stellt Zeiler, die mit Oberländer ein wunderbar aufspielendes und eingespieltes Team bildet, mit Blick auf den Bremsklotz Komlatschek zufrieden fest: „Nicht schlecht dafür, dass wir uns raushalten sollten.“ Man kann nur zustimmen.

Fazit: Ein wendungsreicher und in sich stimmiger Bodensee-Krimi mit einem Ermittlerduo, das immer sympathischer wird.

ZDF, Montag, 1. Oktober, 20.15 Uhr