Essen. Bei Sat.1 startet eine neue US-Krimiserie. Bei „Instinct“ handelt es sich um die Adaption einer Thriller-Vorlage von James Patterson.

„Normales Verhalten ist, wenn wir als Gesellschaft befinden, dass die Umstände unser Verhalten rechtfertigen. Bei Verhaltensstörungen befinden wir das nicht.“ Doch kann man Verhalten bewerten, ohne die Umstände zu kennen?

Um seinen Studenten zu demonstrieren, dass jeder Mensch zum Bruch gesellschaftlicher Normen fähig ist, versetzt der Psychopathologe Dylan Reinhart (Alan Cumming) einem ahnungslosen Studenten einen Fausthieb in die Magengrube: „Willkommen bei Verhaltensstörungen!“

Die US-Krimiserie „Instinct“, die Sat.1 am Donnnerstag mit zwei Folgen an den Start schickt, beginnt vielversprechend. Die Hörsaal-Szene nährt die Hoffnung, Reinhart könne sich als Seelenverwandter etwa Carl Lightmans (Tim Roth) erweisen, der als Experte für Feinheiten in der viel zu früh eingestellten, weil kommerziell wenig erfolgreichen Serie „Lie to Me“ den Strafverfolgungsbehörden mit ungewöhnlichen wissenschaftlichen Methoden zur Seite stand.

New Yorker Serienmörder hinterlässt Spielkarten am Tatort

Für einen Moment darf sich der Zuschauer auch in dem Eindruck bestätigt sehen, dass in den USA gern auf britische Darsteller (Tim Roth; Hugh Laurie) zurückgegriffen wird, wenn es um die Besetzung dandyhafter, spleeniger, exzentrischer Charaktere geht (Cumming ist Schotte). Doch der Faustschlag erweist sich als didaktische Inszenierung; was dann folgt, ist ein Hieb weitgehend ins Leere oder in Richtung konventioneller, wenig origineller Krimi-Kost.

Bei den Ermittlungen zu ihrem neuen Fall gerät Detective Lizzie Needham (Bojana Novakovic) in eine riskante Situation.
Bei den Ermittlungen zu ihrem neuen Fall gerät Detective Lizzie Needham (Bojana Novakovic) in eine riskante Situation. © Sat 1 | Jonathan WENK

In New York geht ein Serienmörder um; am Tatort hinterlässt er eine Spielkarte, die auf das nächste Opfer hindeutet. Die toughe Polizistin Lizzie Needham (Bojana Novakovic) hat Reinharts Bestseller „Freaks“ über Psychopathen gelesen und bittet den Professor um Hilfe. Da passt es nur allzu gut, dass Reinharts Verlegerin (Whoopi Goldberg) sein neues Buch als zu akademisch und blutleer ablehnt und dem Autor ein Eintauchen in das „richtige“ Leben verordnet.

James Patterson, einer der erfolgreichsten amerikanischen Krimi-Autoren („Alex Cross“), ist ein Meister des Spannungsaufbaus. Mit dem schwulen Psychopathologen und Ex-CIA-Agenten Dylan Reinhart und der unter dem Tod ihres Partners leidenden Polizistin Needham hat er ein in der Tat faszinierendes Ermittlerteam geschaffen.

Alan Cumming hat offensichtlich Spaß an seiner Rolle

Doch leider hat Patterson den Produzenten und vor allem Drehbuchautor Michael Rauch alle Freiheiten bei der Serien-Adaption seines Romans „Murder Games“ gelassen. Mit dem Resultat, dass die interessante, auf Wissenschaft beruhende Ausgangsidee rasend schnell im spannungsarm plätschernden Mainstream versickert.

Immerhin scheint der so großartige wie gründlich unterforderte Alan Cumming einen Heidenspaß an seiner Rolle als unentwegt strahlender Charmebolzen zu haben. Bojana Novakovic’ Part bleibt dagegen auf Augenrollen und vielsagende Blicke beschränkt.

Fazit: Nur mäßig spannende TV-Adaption einer Thriller-Vorlage von James Patterson. In den USA geht die Serie bereits in die zweite Staffel. Ob sie sich hier durchsetzt, bleibt fraglich.

Sat.1, Donnerstag, 27. September, 20.15 Uhr