Der Film „Urlaub mit Mama“ glänzt mit starken Schauspielerinnen und Leichtfüßigkeit. Ein paar Kleinigkeiten hätten besser sein können.

Ob es wohl ein Geburtstagsgeschenk gibt, über das Mutter Helga einmal nicht gleich nörgelt? Wobei sie gar nicht richtig nörgelt. Sie macht einfach nur ein paar spitze Bemerkungen. Schlimm genug für Tochter Andrea. Trotzdem hat sie, ganz braves Kind, ihrer Frau Mama etwas Gutes tun wollen: Sie hat ihre eine Reise nach Italien geschenkt. Das Pikante: Die beiden reisen zusammen. „Urlaub mit Mama“ – so lautet der Titel der Komödie, der schon ahnen lässt, dass diese Fahrt nicht unbedingt als Glücksreise enden wird.

Im Gegenteil, es herrscht von Anfang Kleinkrieg. Und der läuft nach guter Tradition ab: Die Mutter stichelt, die Tochter ist pikiert. Es sind kleine Sätze mit großer Wirkung. Wenn beispielsweise die Mutter auf die Verzierung der Geburtstagskarte ihrer Tochter schaut und wie beiläufig fragt: „Selbst gebastelt?“ Da weiß die Tochter ganz genau: Ein Lob soll das nicht sein.

Andeutungen werden als Frontalangriff gewertet

Aber sie lächelt solche Anfeindungen tapfer weg, sie will Italien genießen, schließlich hat sie genug Stress: Vollzeitjob, zwei Kinder und einen Mann, der sie betrügt. Also, Blick nach vorne – die Sonne lacht. Alles könnte so schön sein, wenn die Mama nicht immer wieder Öl ins Feuer schütten würde und zum Beispiel betont arglos fragt, ob Andrea sich nun auch noch die Haare färbt – gegen erstes Grau.

Andrea (Anja Kling) und Helga (Christine Schorn, l.) stranden in der italienischen Provinz.
Andrea (Anja Kling) und Helga (Christine Schorn, l.) stranden in der italienischen Provinz. © ARD/Reiner Bajo | ARD/Reiner Bajo

Im sensiblen Mutter-Tochter-Verhältnis ist so eine dahingeworfene Bemerkung eine Kriegserklärung. Ob zur Figur oder Frisur – wenn die Mutter nur Andeutungen macht, werden sie direkt als Frontalangriff gewertet. Meistens ist es auch genauso gemeint. Allerdings längst nicht immer – doch diese feinen Unterschiede kommen nicht mehr an. Dafür hat Mutter Helga schon zu viel Porzellan zerschlagen, indem sie die Tochter für ihre Alterseinsamkeit verantwortlich macht.

Rollenkampf bei Pizza und Musik

Ob Job, ihr Ehemann oder ihre Kinder – für Mama Helga alles nur Faktoren, die ihr die Tochter streitig machen. Wie gut, dass dieser Rollenkampf im südlich warmen Licht, bei Pizza und den Klängen italienischer Schlager an Milde gewinnt. Regisseur Florian Froschmayer bettet das ewige Dilemma von Jung und Alt in einen Film ein, dessen Geschichte launig dahinplätschert.

In Verona haben die beiden dann endlich Spaß.
In Verona haben die beiden dann endlich Spaß. © ARD/Reiner Bajo | ARD/Reiner Bajo

Nur leider manchmal ein wenig übertrieben wirkt: Weil ein Vulkan ausgebrochen ist, können Mutter und Tochter nicht nach Hause, sondern müssen ihren Urlaub am Gardasee fortsetzen. Bei der Reise von Verona nach ­Rovereto kommt es zu einer Reihe weiterer Turbulenzen, die sie statt ins Hotel ins Bordell führt. Und aus braven Bürgerinnen Autodiebinnen macht.

Viele Wendungen sind vorhersehbar

Bei dieser Art Roadmovie ist von Anfang an klar, dass am Ende alles gut wird. Der leichte Ton und die wunderschönen Bilder lassen vergessen, dass viele Wendungen zu vorhersehbar sind. Man verzeiht diese Schwäche aber gern, weil die Schauspielerinnen dem Leichten die nötige Tiefe geben: Anja Kling spielt die Tochter, für die jedes Wort der Mutter ein rotes Tuch ist, bezwingend realistisch.

Die dankbarere Rolle hat Christine Schorn als Mutter Helga: Sie darf divenhaft zickig sein – und wird am Ende doch zur Heldin.

Fazit: Kompliment: Ein Film, der den Mutter-Tochter-Konflikt so leichtfüßig daherkommen lässt, ist selten. Ein bisschen mehr Ironie hätte der Komödie dennoch gutgetan.

ARD, Freitag, 14. September, 20.15 Uhr