Essen. „Grießnockerlaffäre“-Star Sebastian Bezzel über seine Heimat Bayern, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und seinen neuen Kinofilm.

800.000 Zuschauer sahen die „Grießnockerlaffäre“ 2017 im Kino, es war einer der erfolgreichsten deutschen Filme des Jahres. Die Rolle des niederbayerischen Provinzpolizisten in den Franz-Eberhofer-Heimatkrimis ist für Sebastian Bezzel ein Glücksfall. Im ­Süden fühlt sich der 47-Jährige zu Hause: Die Dreharbeiten nutzt er regelmäßig zu privaten Ausflügen in die alte Heimat. Bezzel ist mit der Schauspielerin Johanna Christine Gehlen (48) verheiratet.

Sie stammen aus Garmisch-Partenkirchen, wohnen aber in Hamburg. Haben Sie gar kein Heimweh nach Bayern?

Sebastian Bezzel: Ich bin ja immer wieder zu Hause in Garmisch, sowohl beruflich als auch privat mit Frau und Kindern. Ein- bis zweimal im Jahr drehe ich bestimmt in München. Und weil ich dort nur von Freitag- bis Sonntagabend frei habe und sich die weite Fahrt nach Hamburg nicht lohnen würde, fahre ich stattdessen nach Garmisch, das klappt hervorragend.

Haben Sie denn noch Ihr altes Kinderzimmer bei Ihren Eltern?

Bezzel: Nein, aber ich habe ein Zimmer bei meinem Bruder, da muss ich nur kurz durchklingeln, dann kann ich sofort kommen, das ist überhaupt kein Problem, auch nicht bei meinen Eltern.

Sie haben eine Frau und zwei Kinder. Haben Sie das Gefühl, dass Sie ein Stück weit angekommen sind? Oder fühlen Sie sich getrieben, noch mehr zu drehen, weil Sie ja die Familie ernähren müssen?

Bezzel: Weder noch, denn mit 47 Jahren zwei kleine Kinder zu haben, ist ja auch nicht früh. Da kenne ich andere, die das schon fünf bis zehn Jahre früher gemacht haben. Die Lebensaufgaben sind heute anspruchs­voller. Aber ich fühle mich insofern angekommen, als dass es toll ist, eine Familie zu haben.

War das ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist?

Bezzel: Ja, ich bin immer davon ausgegangen, dass ich in meinem Leben Kinder haben werde. Das hätten noch nicht mal die eigenen sein müssen. Es hätte ja auch sein können, dass ich vielleicht eine Partnerin gehabt hätte, die schon Kinder gehabt ­hätte, Stichwort Patchworkfamilie, oder ich hätte mir auch eine Adoption vorstellen können.

Sie sind beruflich gut im Geschäft, diese Woche läuft ein neuer Eberhofer-Kinofilm mit Ihnen in der Hauptrolle an. Haben Sie trotzdem Zeit für Ihre Kinder?

Rudi Birkenberger (Simon Schwarz, li.) und Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel, re.) in der „Grießnockerlaffäre
Rudi Birkenberger (Simon Schwarz, li.) und Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel, re.) in der „Grießnockerlaffäre © obs | © ARD Degeto

Bezzel: Die Kinderbetreuung und den Haushalt wollte ich mir immer schon mit meiner Frau teilen. Für mich ist es auch absolut wichtig, dass ich eine Partnerin habe, die auch noch ihrer eigenen Berufung nachgeht. Es wäre allerdings falsch zu behaupten, wir machen halbe-halbe, denn meine Frau macht eindeutig mehr. Trotzdem kümmere ich mich auch gerne um die Kinder und die alltäglichen Sachen, das ist kein Problem. Beim ersten Kind waren wir beide Anfänger und haben aufgepasst, dass wir nicht in einen Perfektionszwang hineinrutschen. Und heute mit zwei Kindern macht es immer noch totalen Spaß. Und da meine Frau ja auch arbeitet, muss sich in der Zeit schließlich jemand um die Kinder kümmern, und das bin ich.

Welchen Stellenwert hat Familie für Sie?

Bezzel: Das ist mir schon sehr wichtig. Es ist auch schöner, wenn man helfen kann und einem geholfen wird, wenn nötig. Wenn es meiner Frau zum Beispiel nicht so gut geht und es mir gelingt, sie aufzumuntern, dann ist das wunderbar. Aber es ist genauso schön, wenn meine Frau mir hilft, falls es mir mal nicht so gut geht. Natürlich muss man an einer Beziehung auch immer arbeiten. Aber es ist einfach besser, mit jemandem sein Leben teilen zu können, darum bin ich froh, dass ich meine Frau habe.

Sie beide kümmern sich nicht nur um Ihre beiden Kinder, sondern sind auch beruflich viel unterwegs. Da ist es sicher nicht immer leicht, Zeit füreinander zu finden . . .

Bezzel: . . . das ist auf alle Fälle schwieriger. Aber wir haben trotzdem noch unsere Nischen und zum Glück die Unterstützung meiner Schwiegermutter in Hamburg. Außerdem gibt es ja auch noch den Kindergarten, neben der Oma. Aber es ist sowieso ganz süß von meiner Schwiegermutter, dass Sie oft zu uns sagt: „Ich nehme die Kinder über Nacht, aber Ihr müsst mir versprechen, dass ihr ins Kino geht und anschließend noch was Schönes essen.“

• „Grießnockerlaffäre“, ARD, 6. August, 20.15 Uhr