Vor dem Saisonstart der neuen „Tatort“-Folgen zeigt die ARD noch einmal einen Kultkrimi mit Ulrich Tukur. Viele Kommissare hören auf.

Wochenlang war die beliebteste Krimireihe der Deutschen in der Sommerpause, jetzt ist wieder „Tatort“-Zeit. Bevor die neuen Produktionen gesendet werden, zeigt das Erste an diesem Sonntag noch einmal den Kult-„Tatort“ mit Ulrich Tukur: „Im Schmerz geboren“.

Selten waren sich Publikum und Kritik bei einem „Tatort“ so einig: Die Folge gilt als eine der besten in der fast 50-jährigen Geschichte der Krimireihe – und ist vielleicht die ungewöhnlichste.

Der furiose Mix aus Shakespeare, Tarantino und Western mit Tukur als Wiesbadener Ermittler Felix Murot setzte 2014 neue ästhetische Maßstäbe. Eine Gangsterballade, in der es so viele Leichen gibt wie in keinem anderen „Tatort“ – die Zahl der Toten schwankt je nach Zählung zwischen 47 und 54.

Tukur steht im Tatort unter Mordverdacht

“Wer bin ich“ ist der „Tatort“ aus Wiesbaden betitelt, in dem Ulrich Tukur nicht nur den LKA-Ermittler Felix Murot spielt, sondern auch sich selbst – und zwar unter Mordverdacht. Felix Murot und Magda Wächter werden morgens in das Parkhaus der Spielbank in Wiesbaden gerufen. Dort ist ein Toter gefunden worden.
“Wer bin ich“ ist der „Tatort“ aus Wiesbaden betitelt, in dem Ulrich Tukur nicht nur den LKA-Ermittler Felix Murot spielt, sondern auch sich selbst – und zwar unter Mordverdacht. Felix Murot und Magda Wächter werden morgens in das Parkhaus der Spielbank in Wiesbaden gerufen. Dort ist ein Toter gefunden worden. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Während der Spurensicherung entdeckt Murot im Kofferraum eines Autos eine weitere Leiche. Er findet heraus, dass einer der Toten kurz zuvor einen hohen Geldbetrag gewonnen hat, das Geld allerdings ist verschwunden. Ging es tatsächlich nur um Geld oder steckt doch mehr hinter den Morden?
Während der Spurensicherung entdeckt Murot im Kofferraum eines Autos eine weitere Leiche. Er findet heraus, dass einer der Toten kurz zuvor einen hohen Geldbetrag gewonnen hat, das Geld allerdings ist verschwunden. Ging es tatsächlich nur um Geld oder steckt doch mehr hinter den Morden? © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Dann passiert es: Ulrich Tukur selbst wird des Mordes verdächtigt. Ein Film im Film. Rasch erkennt Tukur, der Tukur spielt, dass es in der Filmbranche keine Loyalitäten gibt. Er stellt sich aber auch noch andere Fragen, die...
Dann passiert es: Ulrich Tukur selbst wird des Mordes verdächtigt. Ein Film im Film. Rasch erkennt Tukur, der Tukur spielt, dass es in der Filmbranche keine Loyalitäten gibt. Er stellt sich aber auch noch andere Fragen, die... © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
..mit der Natur der filmischen Illusion zu tun haben und mit seiner eigenen Rolle im vergnüglichen Spiel um die Widersprüche des Genres.
..mit der Natur der filmischen Illusion zu tun haben und mit seiner eigenen Rolle im vergnüglichen Spiel um die Widersprüche des Genres. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Ein selbstreflexives Spiel, in dem sich die Hauptfigur in interessanten Volten um sich selbst dreht.
Ein selbstreflexives Spiel, in dem sich die Hauptfigur in interessanten Volten um sich selbst dreht. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Wie ist das eigentlich, wenn man einen Kommissar spielt oder spielt, ihn nur zu spielen, während man eigentlich Ulrich Tukur ist, wobei man den allerdings hier auch nur spielt? Polizist Kugler (Sascha Nathan), Ulrich Tukur und Polizist Kern (Yorck Dippe).
Wie ist das eigentlich, wenn man einen Kommissar spielt oder spielt, ihn nur zu spielen, während man eigentlich Ulrich Tukur ist, wobei man den allerdings hier auch nur spielt? Polizist Kugler (Sascha Nathan), Ulrich Tukur und Polizist Kern (Yorck Dippe). © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Auch Tukurs Tatort-Kollegen Wolfram Koch (l.) und Martin Wuttke spielen sich selbst.
Auch Tukurs Tatort-Kollegen Wolfram Koch (l.) und Martin Wuttke spielen sich selbst. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Wolfram Koch, Martin Wuttke und Margarita Broich (v.l.), alle als sie selbst.
Wolfram Koch, Martin Wuttke und Margarita Broich (v.l.), alle als sie selbst. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Wer ist eigentlich wer in „Wer bin ich“?: Wolfram Koch und Ulrich Tukur als sie selbst.
Wer ist eigentlich wer in „Wer bin ich“?: Wolfram Koch und Ulrich Tukur als sie selbst. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Felix Murot gönnt sich in der Folge seinen Traumwagen: Einen hellblauen RO80, Wankelmotor.
Felix Murot gönnt sich in der Folge seinen Traumwagen: Einen hellblauen RO80, Wankelmotor. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Spionage, Korruption, Erpressung: Im LKA steht Murot der organisierten Kriminalität gegenüber...
Spionage, Korruption, Erpressung: Im LKA steht Murot der organisierten Kriminalität gegenüber... © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
...und auch Politikern, Lobbyisten, Strippenziehern. Bereits Murots Auftreten jagt ihnen oft ein schlechtes Gewissen ein.
...und auch Politikern, Lobbyisten, Strippenziehern. Bereits Murots Auftreten jagt ihnen oft ein schlechtes Gewissen ein. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Martin Wuttke, Wolfram Koch und Polizist Kern (Yorck Dippe).
Martin Wuttke, Wolfram Koch und Polizist Kern (Yorck Dippe). © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Wo kommt das ganze Geld her? Das klärt sich erst im Verlauf...
Wo kommt das ganze Geld her? Das klärt sich erst im Verlauf... © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Diese beiden spielen in „Wer bin ich“ nicht sich selbst, sondern Rollen: Regisseur Konrad (Justus von Dohnányi, links) und Redakteur Hochstätt (Michael Rotschopf).
Diese beiden spielen in „Wer bin ich“ nicht sich selbst, sondern Rollen: Regisseur Konrad (Justus von Dohnányi, links) und Redakteur Hochstätt (Michael Rotschopf). © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Bei „Wer bin ich“ werden die Zuschauer ein bisschen um die Ecke denken müssen: Martin Wuttke, Wolfram Koch und Ulrich Tukurin einem Hotelzimmer.
Bei „Wer bin ich“ werden die Zuschauer ein bisschen um die Ecke denken müssen: Martin Wuttke, Wolfram Koch und Ulrich Tukurin einem Hotelzimmer. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
Ulrich Tukur (hinten) und Wolfram Koch sind gemeinsam zu sehen...
Ulrich Tukur (hinten) und Wolfram Koch sind gemeinsam zu sehen... © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
im Tatort “Wer bin ich“,  der am 27. Dezember 2015 in der ARD läuft.
im Tatort “Wer bin ich“, der am 27. Dezember 2015 in der ARD läuft. © HR/Kai von Kröcher | HR/Kai von Kröcher
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Stefan Gubser und Delia Mayer hören 2019 auf

Am 5. August startet dann die neue Saison mit einer Folge aus der Schweiz. „Die Musik stirbt zuletzt“ aus Luzern wurde als erster „Tatort“ überhaupt ganz ohne Schnitt in einer einzigen Kameraeinstellung gedreht – ein seltenes und aufwendiges Verfahren.

Der „Tatort“ von Regisseur Dani Levy ist einer der letzten Einsätze von Stefan Gubser und Delia Mayer als Luzerner Ermittler: Die beiden hören 2019 auf und werden von einem Team aus Zürich ersetzt. Wie bei einer Theateraufführung wurden die 90 Minuten jeweils durchgespielt, während die Kamera den Darstellern folgte, ohne die Aufnahme zu unterbrechen. Für den Zuschauer fühlt sich das fast so an, als bewegte er sich in einem Videospiel durch die Räume. Die Handlung läuft in Echtzeit ab.

Bis zum zweiten „Tatort“ müssen Fans drei Wochen warten

Es hat eine gewisse Ironie, dass die Saison ausgerechnet mit einem experimentellen „Tatort“ beginnt: Nach heftig kritisierten Wagnissen wie dem Ludwigshafener Improvisations-„Tatort“ mit Ulrike Folkerts hieß es zunächst, die ARD wolle die Schlagzahl solcher Experimente reduzieren. Zuletzt verkündete ARD-Programmdirektor Volker Herres jedoch: „Der ,Tatort‘ wird und muss inhaltlich wie dramaturgisch weiterhin immer auch neue, mutige und überraschende Wege gehen“, und fügte an: „Möglichst solche, auf denen das Publikum folgen kann.“

Bis zum zweiten neuen „Tatort“ müssen die Fans drei Wochen warten: Am 12. August ist der Sonntagabend wegen einer Leichtathletikübertragung im Ersten krimifrei, und am 19. August steht ein „Polizeiruf 110“ mit Matthias Brandt auf dem Programm. Am 26. August ermitteln Christian Ulmen und Nora Tschirner in der Folge „Die robuste Roswita“ gewohnt komödiantisch in Weimar.

Ende August wieder im Einsatz: Das Ermittler-Duo Ulmen (l) und Tschirner aus Weimar.
Ende August wieder im Einsatz: Das Ermittler-Duo Ulmen (l) und Tschirner aus Weimar. © dpa | Anke Neugebau

Auftakt eines Ermittler-wechsel-dich-Spiels

Am 2. September gibt die Schauspielerin Almila Bagriacik im Kiel-Krimi „Borowski und das Haus der Geister“ ihr Debüt an der Seite von Axel Milberg alias Kommissar Klaus Borowski.

Es ist der Auftakt eines Ermittler-wechsel-dich-Spiels. So hat in der Stuttgarter Folge „Der Mann, der lügt“ die Schauspielerin Mimi Fiedler als Kriminaltechnikerin ihren letzten Einsatz. Im Schwarzwald-Krimi „Damian“ wird Hauptdarsteller Hans-Jochen Wagner von Carlo Ljubek vertreten. Devid Striesow löst in „Der Pakt“ seinen letzten Fall als Kommissar Stellbrink in Saarbrücken, und auch das Bremer Duo Sabine Postel und Oliver Mommsen zeigt sich zum letzten Mal.