Hamburg. Der Ex-Fernsehspielchef des WDR wehrt sich gegen Belästigungsvorwürfe: Die Frauen suchten einen Schuldigen für beruflichen Misserfolg.

Der Ex-Fernsehspielchef des WDR, Gebhard Henke, fühlt sich von seinem Sender zu Unrecht gefeuert. In der Wochenzeitung „Die Zeit“ wies er alle Vorwürfe sexueller Belästigung zurück. „Ein Nein respektiere ich stets. Ich glaube, ich weiß, wo die Grenzen sind“, sagte der 63-Jährige und bestritt zugleich, „jemals sexuell übergriffig geworden zu sein“.

Sein Anwalt Peter Raue äußerte die Vermutung, dass Henke in der Öffentlichkeit als Sündenbock dienen solle. „Henke ist das Bauernopfer“, sagte Raue.

Die Autorin Charlotte Roche, die Schauspielerin Nina Petri und acht weitere Frauen werfen Henke vor, Frauen aufgrund seiner einflussreichen Stellung bei dem Sender sexuell bedrängt zu haben. Henke verneinte dies: „Es gab keine Übergriffe, keine sexuellen Annäherungen, gar noch verbunden mit dem Versprechen, das Eingehen auf meine angeblichen Avancen mit Jobs zu belohnen“, sagte er.

Henke: „Schuldigen für beruflichen Misserfolge gesucht“

Aufgrund der Vorwürfe war Henke vom WDR gekündigt worden und hatte dagegen geklagt. Erst am Montag hatte sich der frühere Programmbereichsleiter Film vor dem Kölner Arbeitsgericht gütlich mit dem WDR geeinigt und seine Kündigungsschutzklage zurückgezogen. Beide Parteien kamen überein, über den weiteren Inhalt des Vergleichs keine Auskünfte zu geben.

Rechtsanwalt Peter Raue sagte der „Zeit“, dass Nina Petri und andere Frauen, die Henke bezichtigten, einen Schuldigen für berufliche Misserfolge gesucht hätten. „Diese Damen trösten sich, ‘das passiert mir natürlich nur, weil ich nicht mit ihm geschlafen habe – das wollte er nämlich, das habe ich in seinem Blick gesehen’“, erklärte Raue: „Dass der Misserfolg mit der Qualität ihrer Arbeit zu tun haben könnte, kommt ihnen nicht in den Sinn.“

Henke äußerte die Vermutung, der WDR habe an ihm ein Exempel statuieren wollen. „Der WDR wurde angegriffen, weil er in weiteren Fällen in der Vergangenheit offenbar nachlässig gehandelt hat“, sagt Henke. „Deshalb sind Intendant und Fernsehdirektor nun unter Druck, und den Dampf lassen sie bei mir ab.“ Ähnlich äußerte sich Henkes Anwalt .

Der frühere WDR-Fernsehspielchef beschuldigte seinen ehemaligen Arbeitgeber zudem, anonyme Anschuldigungen gegen ihn übernommen zu haben, ohne diese geprüft zu haben. (epd)