Berlin. Hans Sigl ist im ZDF der „Der Bergdoktor“. Er erzählt, was den Erfolg der Serie ausmacht und ob Dr. Gruber die große Liebe findet.

Action und Krawall verkaufen sich. Aber es geht auch anders. „Der Bergdoktor“ gehört im ZDF zu den leiseren und zugleich zu den erfolgreichsten Serien – bis zu sechs Millionen Zuschauer sehen zu, wenn Hans Sigl (49) als Chirurg Dr. Martin Gruber in der Alpenidylle seine Patienten heilt. Gerade haben im Tiroler Zillertal die Dreharbeiten für die zwölfte Staffel begonnen, sieben neue Folgen sollen Anfang 2019 ausgestrahlt werden. Alte Folgen, noch mit Gerhart Lippert, laufen montags um 20.15 Uhr auf Sat.1 Gold.

Wie hat sich Ihr Leben in den zehn Jahren als Bergdoktor eigentlich verändert?

Hans Sigl: Es bleibt nicht aus, dass Leute mich ansprechen und sagen: „Ich kenne dich aus dem Fernsehen“ – und dass sie, bevor man Hallo sagen kann, schon ein Selfie haben möchten. Die Serie hat schon eine gewisse Breitenwirkung. Wenn ich heute einkaufen gehe, brauche ich eben ein bisschen länger. Die Leute fragen natürlich immer, wie es weitergeht, was in der neuen Staffel passiert. Das gehört dazu und das finde ich okay.

Wenn Sie in die Zukunft schauen, wie lange sehen Sie sich als Bergdoktor?

Sigl: Man sagt ja, man versucht Pläne zu machen, und dann kommt das Leben dazwischen. Solange wir Geschichten erzählen können, die alle interessieren, ist das eine runde Sache. Es gibt keinen Gedanken daran, aufzuhören.

Was glauben Sie, was macht den Erfolg vom Bergdoktor aus?

Sigl: Ich denke, ein Teil des Erfolges ist, dass das Publikum weiß, was es bekommt, nämlich Empathie, Mitgefühl! Ich habe von Anfang an versucht, diesen Arzt Martin Gruber mit sehr viel Empathie auszustatten. Es ist die treibende Kraft von Martin Gruber. Damit unterscheidet er sich auch von anderen Arzt-Geschichten und Formaten. Wir nehmen uns die Zeit, um zuzuhören, zu vermitteln. Wir haben unsere medizinischen Fälle, gepaart mit Empathie und einer Familiengeschichte. Ich glaube, dass das Pu­blikum diese Figur auch deshalb so mag, weil sie so breit aufgestellt ist. Und ich mag sie deshalb so gern, weil sie so viel zu spielen hergibt. Die Veränderung von 45 auf 90 Sendeminuten hat uns sehr gut getan, weil dadurch eben auch die Zeit da ist, dem Patienten genau zuzuhören.

Viele Ärzte im echten Leben würden sich auch wünschen, mehr Zeit für ihre Patienten zu haben.

Sigl: Ja, daraus habe ich auch meine Idee genommen mit der Empathie. Es geht zum Beispiel auch um den Moment bei der Erstversorgung. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Ärzte, und sie sagen alle: „Uns fehlt die Zeit!“ Ein Freund von mir ist Arzt in München und er hat am Tag 36 Patienten. Da kann man sich ausrechnen, wie viel Zeit ihm für jeden einzelnen bleibt. Da sind wir klar im Vorteil. Wir können es in der Serie weniger hektisch angehen.

Apropos Empathie: Im Grunde wünschen sich alle Menschen mehr Mitgefühl. Warum glauben Sie, ist in unserer heutigen Gesellschaft trotzdem immer weniger Platz für diese Werte?

Sigl: Unsere Gesellschaft wird immer schnelllebiger. Man nimmt sich nicht mehr so viel Zeit für sein Gegenüber, und Werte wie Empathie kommen dadurch zu kurz. Gerade deshalb ist es schön, dass sich Martin Gruber zu seinen Patienten eine andere, tiefere Verbindung aufbaut.

Glauben Sie daran, dass Martin Gruber jemals die wahre Liebe finden wird?

Sigl: Ich glaube, der Martin wird immer auf der Suche sein.