Essen. Fernseh-Koch und Trödel-König: Horst Lichter erreicht mit seiner ZDF-Sendung „Bares für Rares“ und dem Kumpelfaktor Spitzenquoten.

Was Horst Lichter anpackt, gelingt. Das gilt zunächst für seine Gerichte mit der Extraportion Butter. Dank seiner Küchenkunst wurde der 56-Jährige zu einem der bekanntesten Fernsehköche. Aber auch in Sachen Antiquitäten macht dem Bergmannssohn aus Rommerskirchen bei Neuss keiner was vor.

Ramsch oder Rarität? Der begeisterte Sammler und Oldtimer-Fan erkennt es in seiner Trödelshow „Bares für Rares“. Die gilt inzwischen als die erfolgreichste ZDF-Sendung im Nachmittagsprogramm. In der Abendausgabe am Donnerstag treffen sich Verkäufer, Händler und Experten wieder auf Schloss Drachenfels in Königswinter.

Herr Lichter, wo kann man denn heutzutage noch günstige Antiquitäten finden?

Horst Lichter: Tatsächlich noch fast überall. Obwohl die Herrschaften mittlerweile alle ein bisschen hellhörig und dementsprechend auch etwas umsichtig geworden sind. Trotzdem gibt es noch auf Trödelmärkten und auch in kleinen Antikgeschäften Schätze zu entdecken, von denen der Verkäufer tatsächlich nicht wusste, dass er sie selber besitzt.

„Bares für Rares“ ist als Show vergleichsweise unaufgeregt. Was macht denn den Reiz der Sendung aus?

Lichter: Zum einen ist es ehrlich und echt. Das sind echte Menschen, die da auftauchen, wahre Geschichten und Objekte. Sie bekommen eine echte Expertise, die belegbar ist, und danach kommen sie zu den Händlern. Dann stellt sich die Frage: Zahlen sie das, zahlen sie weniger, wollen sie es überhaupt haben? Oder aber zahlen sie ein Vielfaches? Im Prinzip haben wir pro Fall, der viereinhalb Minuten dauert, immer einen abgeschlossenen Film. Mal ist es eine Komödie, mal ist es eine Tragödie, mal ist es einfach nur ein Krimi – da passiert alles. Deshalb sind auch so viele junge Zuschauer dabei. Auch in Studentenkreisen gucken viele diese Sendung.

Konkurrenzsendungen, etwa bei RTL, sind schon in den Startlöchern. Wie stellen Sie sich darauf ein?

Lichter: Ach, das muss man gar nicht. Wir reden täglich darüber, ob wir auf dem richtigen Weg sind und ob wir alles richtig machen. Angst ist immer ein schlechter Berater und wenn irgendetwas auf dieser Welt Erfolg hat, gibt es immer Nachahmer. Irgendwann fing einer an zu kochen, hat Unterhaltung gemacht und dann fingen sie alle an zu kochen. Nur die Guten sind übrig geblieben. Ganz ehrlich, ich gönne auch jedem seinen Erfolg. Wenn sie irgendwas besser machen als wir, dann müssen wir uns geschlagen geben.

Worauf müssen Sie als Moderator achten, wenn Sie mit „normalen“ Menschen arbeiten?

Lichter: Ich bin ein normaler Mensch! Ich achte auf das, was ich in meinem Leben immer mache. Ich war die meiste Zeit meines Lebens einfacher Arbeiter. Auch in meinem Lokal war ich Malocher. Und ich habe von meinen Eltern zwei Dinge gelernt, die sehr wichtig sind. Erstens: Wenn du was schaffen willst, beweg dich – entweder mit dem Kopp oder mit den Händen. Das Wichtigste ist aber: Sei höflich, sei freundlich und habe Respekt vor den Menschen. Wissen Sie, wenn die Demut fliegen geht, bei den Herrschaften, die vom lieben Gott mit einem Talent gesegnet sind, dann haben sie das Talent schon eigentlich nicht verdient.

In der kommenden Ausgabe verkaufen auch Prominente ihre Antiquitäten.

Lichter: Wir haben viele Prominente, die gerne etwas verkaufen möchten. Aber wir, die Redaktion, der Sender und meine Person sagen: Es kommen nur Menschen, wenn es echt ist. Ich würde keinen Prominenten reinlassen, der sich etwas Altes auf dem Trödelmarkt besorgt und eine Geschichte dazu erfindet – auf gar keinen Fall. Es darf auch nicht sein, dass ein Prominenter für einen Gegenstand mehr bekommt. Natürlich kann ich die Händler nicht beeinflussen.

Ist es aus Sammlersicht nicht auch manchmal schade, wenn Menschen ihre Lieblingsstücke verkaufen?

Lichter: Doch, das macht mich hier und da traurig. Ich habe auch schon Menschen gefragt, warum man etwas weitergibt, was seit drei, vier Generationen vom Vater zum Sohn oder von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird. Aber dann kommen meistens Begründungen, die man gut verstehen kann. Manche möchten Ballast abwerfen, oder es bedeutet ihnen nichts, ob das nun gut ist oder nicht. Das muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Ich bin ehrlich, wenn ich die Taschenuhr von meinem Papa und von meinem Großvater meinem Sohn mal weitergebe, wäre es mir schon lieb, er würde sie behalten. Wenn ich aber nicht mehr bin und sie ihm nichts bedeutet, dann kann ich ihm auch nicht böse sein, das ist so. Wenn man schenkt, darf man keine Bedingungen stellen.

ZDF, Donnerstag, 20.15 Uhr