Berlin. Arte zeigt die dänische Komödie „Men & Chicken“: Darin zeigt Kinostar Mads Mikkelsen, dass ein großartiger Komödiant in ihm steckt.

Grotesk und nichts für sanfte Gemüter: „Men & Chicken“ ist eine bizarre Komödie des dänischen Regisseurs Anders Thomas Jensen, die mit einer wilden Geschichte und einem hervorragenden Schauspieler punktet: Der Däne Mads Mikkelsen – finsterer Gegenspieler von James Bond („Casino Royale“ mit Daniel Craig) und menschenfressender Killer in der US-Serie „Hannibal“ – zeigt hier, dass auch ein großartiger Komödiant in ihm steckt.

Neben Mikkelsen gehören auch Lie Kaas („Erbarmen“), Søren Malling („Borgen – Gefährliche Seilschaften“) und Nicolas Bro („Nymphomaniac“) zum Ensemble des Films, dessen Handlung so originell wie seltsam wirkt. Nach dem Tod ihres Vaters erfahren Elias (Mikkelsen) und sein Bruder Gabriel (David Dencik), ein Evolutionspsychologe, dass sie adop­tiert sind. Die Suche nach ihrem Erzeuger führt die beiden auf die verlassene Insel Ork, wo zwar kaum Menschen, dafür aber umso mehr Hühner wohnen.

Sonderlinge mit intensivem Verhältnis zum Federvieh

Dort treffen sie auf einem verwahrlosten Anwesen zunächst allerdings nicht auf ihren leiblichen Vater, einen hochbetagten Forscher, sondern nur auf ihre drei Halbbrüder, die ihnen nicht gerade einen freundlichen Empfang bereiten. Eine unheimliche Aura umgibt diese Männer. Der Bürgermeister von Ork berichtet, dass alle Mütter nach der Geburt der Knaben gestorben seien.

Gabriel sieht nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen sich und seinen Verwandten. Alle haben eine Gaumenspalte, aber mehr Ähnlichkeiten findet er nicht. Ihm egal. Soll doch jeder anders sein. Elias dagegen will unbedingt einer von ihnen sein und probt die Anpassung an die Sonderlinge, deren intensives Verhältnis zum Federvieh auf heftige Irritation stößt.

Auf Ork leben rund 40 Menschen. Partnerinnen, so meinen die Brüder, werden sie hier nicht so leicht finden. Und so streifen sie sich schicke Anzüge über und machen einen Ausflug ins Seniorenheim, unter dem Arm ein Laib Käse als Geschenk für die Damen, von denen sie nach und nach immer begeisterter sind.

Nicht nur derbe Witze und makabre Episoden

Was in Anders Thomas Jensens Film zunächst wirken mag wie eine Ansammlung derber Witze und makabrer Episoden, offenbart sich wie schon bei seinem früheren Film „Adams Äpfel“ bei näherem Hinsehen als sorgfältig komponierte Erzählung, die den Zuschauer mit menschlichen Abgründen konfrontiert. Wie alles zusammenhängt und welche Fährte Jensen mit seinen Bezügen auf die Bibel und auf Darwin legt, wird erst zum Schluss klar, als die Brüder hinter ein gruseliges Familiengeheimnis kommen.

Fazit: Wer grotesken Humor und deftige Szenen mag, wird dieser Arthouse-Komödie einiges abgewinnen können. Originell ist sie auf jeden Fall.

• Mittwoch, 27. Juni, 22.55 Uhr, Arte