Essen. Mit dem Film „Trauung mit Hindernissen“ gelingt der ARD eine überzeugende Komödie. Das liegt an der unkonventionellen Geschichte.

Viel kleiner kann sie kaum noch werden. Zusammengekauert sitzt Lehrerin Kathrin (Nicolette Krebitz) auf einem Stuhl und sehnt sich inbrünstig nach einem Loch im Erdboden, in das sie unauffällig verschwinden kann. Denn zwischen Herzluftballons und Glitzerkonfetti wackelt vor ihr gerade das gesamte Kollegium zu einer zittrigen Karaokeversion von Bruno Mars’ „Marry me“ hin und her und strahlt sie erwartungsvoll an. In der Mitte: Ihr Freund Philipp (Hary Prinz) und ein LED-beleuchteter Verlobungsring. Doch so richtig Lust auf eine Hochzeit hat Kathrin eigentlich nicht. Weißes Kleid, Trauschein, Ehering: All das hatte sie schließlich schon.

Und hier beginnt das eigentliche Durcheinander, mit dem die Komödie „Trauung mit Hindernissen“ in ihr Auf und Ab startet. Kurz zum Überblick: Nach ihrer Ehe mit dem inzwischen auf irgendeinem Selbstfindungstrip abhanden gekommenen Frank lebt die Leipzigerin Kathrin mit Philipp zusammen. Dazu kommen dann jedoch nicht nur ihre beiden Kinder, sondern auch noch Franks neue Frau Julia, die wiederum deren Stiefbruder Marcel anschleppt. Und dann wären da noch die getrennt lebenden Eltern, die gerade ihren zweiten Frühling erleben und – nicht zu vergessen – die unsägliche Ex-Schwiegermama.

Die Kraft des Chaos

Nicht ganz einfach zu durchschauen also, das Patchwork-Kuddelmuddel, mit dem Anna-Katharina Maiers leichtfüßige Komödie ihre Zuschauer gleich zu Beginn begrüßt – und das soll es auch gar nicht sein.

Denn anstatt mit klaren Linien eine Struktur in die Erzählung zu bringen, setzt die Regisseurin lieber auf die Kraft des Chaos. So bleiben die Erlebnisse und Gefühle der Figuren zum Beispiel stets impulsiv, widersprüchlich, beizeiten sogar trotzig und unnachvollziehbar. Doch genau das verleiht der Geschichte die nötige Prise Realismus, um ihr das emotionale Hin und Her wirklich abzunehmen.

In dynamisch inszenierten Szenarien lässt Maier die zusammengewürfelte Familie deshalb von einem Missverständnis ins andere stolpern, sich so lange gegenseitig vor den Kopf stoßen, bis das Ende eigentlich schon unausweichlich scheint und erst durch einen Schicksalsschlag wieder erkennen, was sie eigentlich aneinander haben.

Weit weg von Moralapostel-Geste

Die Struktur der Geschichte bleibt dabei erfrischend unkonventionell und weit weg von der befürchteten Moralapostel-Geste. Im Gegenteil: Hier lernt niemand wichtige Lebenslektionen und kehrt dann geläutert nach Hause zurück. Stattdessen spielt der Film oft amüsant mit der Frage, wer man in der Mitte seines Lebens eigentlich ist, wer man mal sein wollte und ob man nun eigentlich wirklich seine eigenen Entscheidungen trifft oder am Ende doch nur denselben Käse wiederholt, den schon die eigenen Eltern zusammengemanscht haben.

Etwas unglücklich wirkt hingegen der Versuch, visuell im durchtechnologisierten Alltag des 21. Jahrhunderts anzukommen. Wenn zum Beispiel im Bild immer wieder der Bildschirm eines Handys auftaucht und irritierend unpassend vor sich hin vibriert, wirkt das nicht wie ein Störenfried, sondern einfach zu normal und unbedeutend.

• Mittwoch, 13. Juni, ARD, 20.15 Uhr