Essen. Rostocks „Polizeiruf“-Duo sucht im Sonntags-Krimi den Mörder einer rechtspopulistischen Politikerin. Die Geschichte wirkt überfrachtet.

Die Ermittler in den Sonntags-Krimis der ARD, sei es nun der „Tatort“ oder der „Polizeiruf“, sie stapfen derzeit verdächtig oft durch den Morast rechtsradikaler Themen. Ob es nun die braunen Bauern im Schwarzwald mit ihrer Blut-und-Boden-Ideologie waren („Sonnenwende“) oder, vor einer Woche erst, die „Freiländer“ in Bayern, die sich abschirmen wollen von dem „Unrechtsstaat“ Bundesrepublik („Freies Land“). Jetzt aber kommt mit dem „Polizeiruf 110 – In Flammen“ so etwas wie der rechte Overkill auf den Bildschirm.

Hier, in der fiktiven rechtspopulistischen Partei PFS sind sie alle vereint, die völkischen Bio-Bauern mit ihrem Hang zur heimischen Scholle. Hinzu kommt noch eine rechtsradikale Untergrundzelle, die gegen Ende überraschend aktiv wirkt.

Bei lebendigem Leib verbrannt

Zusammengestellt hat das Ganze Drehbuchautor Florian Oeller, der den Regisseur Lars-Gunnar Lotz damit vor die nicht leichte Aufgabe gestellt hat, in diesem vielen Hin und Her den roten Faden zu behalten.

„In Flammen“: Der neue „Polizeiruf 110“

Der Mord an der Bürgermeisterkandidatin der rechtspopulistischen PFS beschäftigt die Kommissare Katrin König (Anneke Kim Sarnau), Alexander Bukow (Charly Hübner, r.) und Anton Pöschel (Andreas Guenther) im Rostocker „Polizeiruf 110: In Flammen“.
Der Mord an der Bürgermeisterkandidatin der rechtspopulistischen PFS beschäftigt die Kommissare Katrin König (Anneke Kim Sarnau), Alexander Bukow (Charly Hübner, r.) und Anton Pöschel (Andreas Guenther) im Rostocker „Polizeiruf 110: In Flammen“. © NDR | Sandra Hoever
Die Politikerin Sylvia Schulte (Katrin Bühring) wurde gefesselt, entführt – und brutal bei lebendigem Leibe verbrannt.
Die Politikerin Sylvia Schulte (Katrin Bühring) wurde gefesselt, entführt – und brutal bei lebendigem Leibe verbrannt. © NDR | Sandra Hoever
Dabei war Schulte Bürgermeisterkandidatin mit größten Erfolgsaussichten. Bevor sie ermordet wurde, hatte sie auf einer Wahlkampfveranstaltung eine Rede gehalten. Ihr persönlicher Referent Karim Jandali (Atheer Adel), der als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland gekommen ist, begleitete sie auf alle öffentlichen Termine.
Dabei war Schulte Bürgermeisterkandidatin mit größten Erfolgsaussichten. Bevor sie ermordet wurde, hatte sie auf einer Wahlkampfveranstaltung eine Rede gehalten. Ihr persönlicher Referent Karim Jandali (Atheer Adel), der als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland gekommen ist, begleitete sie auf alle öffentlichen Termine. © NDR | Sandra Hoever
Die Nachricht vom Tod von Sylvia Schulte erschüttert die PFS-Mitarbeiterin Doris Wagner (Susi Banzhaf) sehr.
Die Nachricht vom Tod von Sylvia Schulte erschüttert die PFS-Mitarbeiterin Doris Wagner (Susi Banzhaf) sehr. © NDR | Christine Schroeder
Kommissar Pöschel (Andreas Guenther) führt erste Befragungen in den Räumen der PFS durch.
Kommissar Pöschel (Andreas Guenther) führt erste Befragungen in den Räumen der PFS durch. © NDR | Christine Schroeder
Jandali, Schultes persönlicher Referent, gilt schnell als Hauptverdächtiger.
Jandali, Schultes persönlicher Referent, gilt schnell als Hauptverdächtiger. © NDR | Christine Schroeder
Lena Schulte (Pauline Rénevier, l.), die Tochter der ermordeten Politikerin, leidet stark unter dem Verlust der Mutter.
Lena Schulte (Pauline Rénevier, l.), die Tochter der ermordeten Politikerin, leidet stark unter dem Verlust der Mutter. © NDR | Sandra Hoever
PFS-Landespolitiker Roland Herlau (Michael Wittenborn) erinnert an die tote Politikerin – und nutzt ihren Tod für den Wahlkampf.
PFS-Landespolitiker Roland Herlau (Michael Wittenborn) erinnert an die tote Politikerin – und nutzt ihren Tod für den Wahlkampf. © NDR | Sandra Hoever
Die Ermittlungen führen Kommissar Bukow auch zu Schultes Ex-Ehemann Erik Meissner (Patrick von Blume). Er lebt mit seiner zweiten Frau, seinen Kindern und anderen Rechten in einer völkischen Siedlung und betreibt einen Bio-Bauernhof.
Die Ermittlungen führen Kommissar Bukow auch zu Schultes Ex-Ehemann Erik Meissner (Patrick von Blume). Er lebt mit seiner zweiten Frau, seinen Kindern und anderen Rechten in einer völkischen Siedlung und betreibt einen Bio-Bauernhof. © NDR | Christine Schroeder
Vom Besuch der Polizei ist Meissner nicht begeistert. Nur widerwillig beantwortet er die Fragen der Ermittler.
Vom Besuch der Polizei ist Meissner nicht begeistert. Nur widerwillig beantwortet er die Fragen der Ermittler. © NDR | Christine Schroeder
Nachdem Bukow in den persönlichen Sachen der ermordeten Politikerin ein Bündel Postkarten ihres Ex-Mannes findet, sucht er dessen neue Ehefrau Lilli Meissner (Lisa Hagmeister) auf und befragt sie.
Nachdem Bukow in den persönlichen Sachen der ermordeten Politikerin ein Bündel Postkarten ihres Ex-Mannes findet, sucht er dessen neue Ehefrau Lilli Meissner (Lisa Hagmeister) auf und befragt sie. © NDR | Christine Schroeder
Die Ermittlungen laufen. Nachdem der Hauptverdächtige Karim Jandali wegen mangelnder Beweise laufen gelassen werden muss, wird er entführt und als Geisel gehalten.
Die Ermittlungen laufen. Nachdem der Hauptverdächtige Karim Jandali wegen mangelnder Beweise laufen gelassen werden muss, wird er entführt und als Geisel gehalten. © NDR | Christine Schroeder
Die Entführer schicken ein Bekennervideo an die Polizeidirektion.
Die Entführer schicken ein Bekennervideo an die Polizeidirektion. © NDR | Christine Schroeder
Das Team um Anton Pöschel, Mordkommissionsleiter Henning Röder (Uwe Preuss), Volker Thiesler (Josef Heynert), Katrin König und Alexander Bukow (v. l.) sichtet das Video.
Das Team um Anton Pöschel, Mordkommissionsleiter Henning Röder (Uwe Preuss), Volker Thiesler (Josef Heynert), Katrin König und Alexander Bukow (v. l.) sichtet das Video. © NDR | Christine Schroeder
Plötzlich fliegt eine Farbbombe durch das Fenster des Kommissariats. Thiesler versucht, sein Team zu schützen.
Plötzlich fliegt eine Farbbombe durch das Fenster des Kommissariats. Thiesler versucht, sein Team zu schützen. © NDR | Christine Schroeder
Nach der Geiselnahme und dem Bekennervideo geht es für Bukow und König um jede Sekunde. Sie fürchten um das Leben von Jandali. Bukow fährt erneut in die Siedlung der Völkischen – und greift zu drastischen Maßnahmen, um von Meissner das zu erfahren, was er wissen will.
Nach der Geiselnahme und dem Bekennervideo geht es für Bukow und König um jede Sekunde. Sie fürchten um das Leben von Jandali. Bukow fährt erneut in die Siedlung der Völkischen – und greift zu drastischen Maßnahmen, um von Meissner das zu erfahren, was er wissen will. © NDR | Christine Schroeder
Bukow und König eilen in das Haus, in dem sie Jandali vermuten.
Bukow und König eilen in das Haus, in dem sie Jandali vermuten. © NDR | Christine Schroeder
Schaffen es die beiden Kommissare, den persönlichen Referenten der ermordeten PSF-Politikerin zu retten und den Fall zu lösen?
Schaffen es die beiden Kommissare, den persönlichen Referenten der ermordeten PSF-Politikerin zu retten und den Fall zu lösen? © NDR | Christine Schroeder
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Es beginnt mit der flammenden Wahlkampfrede der PFS-Vorsitzenden Schulte (Katrin Bühring, stark auf Frauke Petry getrimmt), die als Oberbürgermeisterin für Rostock kandidiert. Nur wenig später sieht man, wie Schulte auf freiem Feld mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leib verbrannt wird. Eine Tat, so brutal ausgeführt, dass die Polizistin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) nur an Hass und Vernichtungsdrang denken kann. Kollege Alexander Bukow (Charly Hübner) will sich noch nicht festlegen.

Der Fraktionsvorsitzende Herlau wirkt farblos

Es folgen die vielen Befragungen, die es braucht, um sich im Umfeld der Toten zurechtzufinden. Regisseur Lotz macht daraus kleine Höhepunkte an Verhörtechnik.

Da ist zunächst der so furchtbar farblos wirkende Fraktionsvorsitzende Herlau, aus dem Michael Wittenborn ein derartiges Bild des Jammers formt, dass der Zuschauer fast Erbarmen hat. Aber da ist vor allem Karim Jandali, der syrische Referent des Opfers. Bei ihm stellt sich die Frage, warum einer wie er für eine Partei arbeitet, die für Migranten rein gar nichts übrig hat. Bukow jedenfalls beißt sich mit seinen Psycho-Methoden an ihm die Zähne aus.

Ehefrau ist mit dem völkischen Bodensatz nicht zufrieden

Schnell baut sich ein Fächer aus Personen auf, um die sich die Handlung rankt und die für Regisseur Lotz der Ansatzpunkt für einen Blick auf die braunen Seiten Mecklenburg-Vorpommerns sind. Oder sollte es doch eine Beziehungstat gewesen sein, käme vor allem Schultes Ex-Mann (Patrick von Blume) infrage, den König und Bukow irgendwo auf dem Land aufstöbern, wo er mit Gesinnungsgenossen eine Art „braunes Bullerbü“ betreibt.

Der Film erlangt seine besten Momente immer dann, wenn die Schauspieler ihre Qualität ausspielen dürfen. Dazu gehört auf jeden Fall auch Lisa Hagmeister, Schultes neue Ehefrau. Sie will ihren Mann schützen, zeigt aber auch, dass sie mit dem völkischen Bodensatz nicht ganz einverstanden ist.

Die Geschichte ist ein wenig überfrachtet. Es sind die Schauspieler, die dieses Mal besonders überzeugen.

• Sonntag, 10. Juni, 20.15 Uhr, Das Erste: „Polizeiruf 110: In Flammen“