Essen. Rülpser und Zoten: Das ZDF zeigt die Komödie „Ihr seid natürlich eingeladen“. Doch selbst Andrea Sawatzki kann den Film nicht retten.

Es waren sicher nicht allein die feuerroten Haare, die Andrea Sawatzki zu einer der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen gemacht haben, aber natürlich sind sie ein unverkennbares Markenzeichen. Deshalb wird vermutlich jeder Leser bei der Lektüre ihrer Romane über die Familie Bundschuh automatisch die Autorin vor Augen gesehen haben – schließlich ist ihre Heldin Gundula Bundschuh ebenfalls rothaarig. Es ist also folgerichtig, dass die 55-jährige Sawatzki in der Verfilmung selbst mitspielt.

„Ihr seid natürlich eingeladen“ ist bereits der dritte Film über die chaotische Berliner Sippe. Die ersten beiden Adaptionen waren gelungene Gratwanderungen zwischen Drama und Klamotte – auf den Punkt inszenierte Gag-Feuerwerke. Der neue Film weckt deshalb große Erwartungen. Leider kann er sie nicht einmal ansatzweise erfüllen.

Der Sohn kommt aus den USA

Gleich zwei Anlässe führen die Familie zusammen: Die Trauerfeier für Gundulas Vater geht nahtlos in die überstürzten Vorbereitungen der Spontanhochzeit ihres in Amerika lebenden Sohnes Rolfi (Oskar Bökelmann) über. Angesichts des bevorstehenden Besuchs seiner Verlobten bricht bei Gundula und Ehemann Gerald (Axel Milberg) Panik aus.

Erst recht, nachdem Gerald mit seinen kargen Englischkenntnissen vom Brautvater erfahren haben will, dass dessen Familie in Fußballteam-Stärke aus den ­Vereinigten Staaten anreisen wird. Wie sollen die Bundschuhs innerhalb weniger Tage ein so großes Fest organisieren?

Waren die Figuren in den ersten Filmen noch liebevoll gezeichnet, gibt es dieses Mal kaum Zwischentöne. Das ständige Rülpsen des jüngsten Sohnes, der für einen entsprechenden Wettbewerb übt, ist leider typisch für das Humor­niveau.

Die sexuellen Anspielungen von Gundulas ebenso tapfer wie vergeblich dem Zahn der Zeit trotzender Schwiegermutter Susanne (Judy Winter), bislang amüsant und auch ein gewisser Tabubruch, klingen diesmal bloß noch zotig.

Selbst Sawatzki kann Film nicht mehr retten

Die Charaktere werden auf ihre jeweils hervorstechendste Eigenschaft reduziert: Susanne wird zur Schnapsdrossel, Gundulas Mutter (Thekla Carola Wied) zur Giftspritze, der wehleidige Bruder (Stephan Grossmann) zur Witzfigur. Bloß Gundula bleibt komplex. Sawatzki hat die stille Dulderin von Anfang an als wandelnde Zeitbombe verkörpert, die irgendwann in die Luft gehen wird.

„Ihr seid natürlich eingeladen“ kippt unter der Regie von Thomas Nennstiel ins reine Lustspiel. Er ist ein eigentlich erfahrener Filmemacher, der einige durchaus sehenswerte Komödien gedreht hat („Die Erfinderbraut“, „Idiotentest“). Dieses Werk ist ihm jedoch missglückt, was sicher auch, aber nicht nur mit der Adaption zu tun haben wird. Die hat diesmal Alex­ander Dydyna besorgt, ein junger Autor, zu dessen wenigen Meriten der Kinofilm „Bruder vor Luder“ gehört.

Da kann selbst Sawatzki nichts mehr retten, deren Gundula tapfer versucht, jede noch so große Kränkung, mit der ihre Mischpoke sie konfrontiert, wegzulächeln.

Fazit: Übertriebene Figuren, dazu Gags, die entweder nicht zünden oder einfach nur plump sind. Diese Einladung darf man ausschlagen.

• 28. Mai, 20.15 Uhr, ZDF