Der Münsteraner „Tatort“ überzeugt auch mit Tieren nicht
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Von Frank Preuß
Münster. Thiel und Boerne decken im Münsteraner „Tatort: Schlangengrube“ einen Zooskandal auf. Mit einem Krimi hat das so gut wie nichts zu tun.
Was könnte den Humor des Münster-„Tatorts“ nach 15 Jahren voller Quotenrekorde noch würzen? Richtig: Tiere. Tiere gehen immer. Das weiß man ja, und so schippt Kommissar Thiel als Zoomitarbeiter undercover nicht nur haufenweise Elefantenmist, sondern wird auch noch zum Pinguin-Retter. Und Gerichtsmediziner Boerne schnöselt sich als selbst ernannter Gourmetkoch durch den „Tatort: Schlangengrube“. Mit Krimi hat das so gut wie nichts zu tun, aber das erwartet man in Münster ja ohnehin nicht.
Tote, gewiss, die gibt es. Hier erst einmal eine schwer kranke Tierfreundin (Lilia Lehner), die bei einem Sturz umkommt, bei dem offensichtlich jemand nachgeholfen hat. Rätseln muss man in den folgenden 90 Minuten eigentlich nie. Und deshalb wird auch sofort klar, dass sie einem Skandal im Zoo auf der Spur war. Der Tierarzt (Dirk Martens) schlurft so auffallend schuldbeladen übers Gelände, dass man ihn eigentlich sofort verhaften könnte.
Ernste Folgen des Münster-“Tatorts“ sind nie geglückt
Der Direktor (Felix Vörtler) versucht’s mit öligem Charme. Und dann ist da noch ein millionenschwerer Medienproduzent (Robert Hunger-Bühler) mit einem Hang zu hyperexotischen Menüs, deren Produkte aus der Luxusmetzgerei „Fleisch und Blut“ stammen. Man muss kein Kriminologe sein, um die Dinge ruckzuck zusammenzubringen.
Thiel und Boerne auf Tiermörder-Suche
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Aber darum geht es natürlich nicht. Jan Hinter (Buch) und Samira Radsi (Regie) sind vor allem daran interessiert, dem Münster-Panoptikum seine Spielräume zu gewähren. Davon lebt die Münster-Reihe. Und warum sollte man das ändern, wenn das Publikum davon nicht genug bekommt? Die wenigen westfälischen Ausflüge in ernstere Gefilde sind nie geglückt.
Rechnung mit Hasch beglichen
Boerne (Jan Josef Liefers) darf mit der vagen Aussicht auf eine eigene Fernsehshow als forensischer Fernsehkoch allerlei Leckereien servieren, die dann – Achtung, Gag! – vom Pommes- und Döner-Experten Thiel (Axel Prahl) den entscheidenden Schliff bekommen. Der Hummer – wen wundert’s? – wird im Leichenkühlfach frisch gehalten.
Und Thiels Hippie-Vater (Claus D. Clausnitzer) tritt zur Fahrradtour mit dem Junior auf einem mit Peace Aufkleber dekorierten Modell an, mit dem er 72 schon durch Indien geradelt ist – die Reparaturrechnung hat er natürlich mit Hasch beglichen.
Regisseurin Samira Radsi setzt nur auf Bewährtes
Schließlich brummt sich Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) mit gewohntem Bass im Organ durch den Fall. Sie pflegte mit der Tierfreundin einen Nachbarschaftsstreit, weil deren Katzen zu gerne ins Haus pinkelten. Die Staatsanwältin, die den Fall daher übernehmen muss, ist Kollegin Klemm in herzlicher Abneigung verbunden. Der Name Ungewitter lässt nichts Gutes erahnen. Tessa Mittelstaedt legt die Rolle mit zickenhafter Arroganz so überzogen an, als gelte es, das versammelte Stammkollegium zu übertreffen oder sich in der Tonlage mindestens zu integrieren.
Aber ohnehin greift Regisseurin Samira Radsi nicht ein, sie lässt den Dingen ihren Lauf, weil sie glaubt, dass man vermutlich beim Münster-„Tatort“ nicht viel falsch machen kann. Originell freilich ist hier nichts mehr. Nicht mal, wenn Tiere mitmischen.
Fazit: Kein Krimi, viele Standardalbereien. Aber so kennt man es vom Münsteraner „Tatort“.