Berlin. Im neuen Kölner „Tatort“ lief Dietmar Bär als Kommissar Freddy Schenk zur Hochform auf. Auch wenn es nicht immer gut für ihn lief.
Lüge und Betrug, Eifersucht, Verdrängung, Intrige, Alkohol. Die Abgründe, die sich hinter der Fassade einer heilen Familie auftun können, sind tief. In diese Abgründe blickte der starke Kölner „Tatort: Familien“ am Sonntagabend. Am Ende, nach 90 spannenden Sendeminuten, lag die Fassade in Trümmern.
Doch der „Tatort“ überzeugte nicht nur durch die gekonnt komponierte Story. Ihm gelang auch die Balance zwischen Spannung und dem für den Kölner „Tatort“ typischen Humor. Allen voran: Dietmar Bär in seiner Paraderolle als Hauptkommissar Freddy Schenk.
• Der Gag des Abends
Freddy, mehr ein Freund ausladender Ami-Schlitten, bekommt von seinem schrägen Assistenten Jütte ein Golf Cabrio, Baujahr 88, hingestellt – eher ein schickes Accessoire für Damen auf dem Weg zum Tennisplatz als ein Dienstwagen für schwergewichtige Ermittler. Wegen seines Sicherheitsbügels heißt das Modell auch „Erdbeerkörbchen“.
„Gehört deiner Frau, oder“, ätzt Freddy Richtung Jütte. „Der dicke Onkel Freddy findet das gar nicht lustig. Der passt da nicht rein.“ Aber es bleibt ihm nichts übrig, als sich hinters Steuer zu quetschen. Bär spielt das mit feiner Selbstironie, ohne in flachen Klamauk abzurutschen. Und das nicht nur in dieser Szene.
Die besten Fotos aus dem Kölner „Tatort“
• Der Spruch des Abends
Denn für Freddy Schenk läuft es auch im weiteren Verlauf des „Tatorts“ nicht gerade rund. Er verbaselt den 30. Hochzeitstag und hat deshalb mächtig Stress mit seiner Frau. Die Blumen, die er ihr als Wiedergutmachung schenken will, lässt er im Kofferraum vertrocknen, den teuren Ring weist die Gattin zurück. Doch Kollege Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) weiß, wie es geht.
Max macht Freddy „so ein Wellness-Ding“ mit der Gattin schmackhaft: „So ‘ne Detox-Woche mit Ayurveda obendrauf, das wär’s.“ Oje. Die Aussicht auf ein paar Tage Wellness-Spaß – und schon wird die Gemahlin schwach. Da dürften die Emanzipationsbeauftragten der Republik aufgejault haben, angesichts solch politisch komplett unkorrekter Macho-Propaganda.
• Der Abgang des Abends
Für den armen Freddy kommt es also knüppeldick. Zumal er zu allem Ärger daheim auch noch auf die geliebte Currywurst verzichten muss. Stattdessen lotst ihn Kollege Max zu einem Imbiss, bei dem fleischlose Frikadellen serviert werden. Freddy schluckt auch das noch.
Grandios der Abgang. Die Wellness-Woche hat Ehefrau Schenk gnädig gestimmt. Wenig begeistert zieht Freddy mit gepackter Tasche ab – „in den Knast, meine Strafe absitzen“, wie er miesepetert. Da drückt ihm Assi Jütte – der mit dem „Erdbeerkörbchen“ – noch schnell für den Notfall ein Fresspaket mit Süßigkeiten in die Hand: „Hält doch sonst keiner aus, das Ayurveda-Gedöns.“
• Das Fazit des Abends
Spannung und Humor passen perfekt zusammen, wenn die Zutaten passen: eine spannende Geschichte, fein dosierte und nicht überzogene Gags – und ein glänzend aufgelegter Schauspieler wie Dietmar Bär. So darf’s weitergehen beim Kölner „Tatort“.