Essen. Im ZDF-Film „Schwarzach 23“ geht es einem ungeliebten Maisbauern an den Kragen. Ein durchgeknallter Krimi mit einem Schuss Melancholie.

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Wohl aber einem menschlichen Kopf. Zumal dann, wenn dieser, abgetrennt vom restlichen Körper und aufgespießt auf einer hohen Stange, den Zugang zu einem abgelegenen Maisfeld überwacht. Wenn dazu leitmotivisch ein putzmunter instrumentiertes „Lied vom Tod“ im Beinahe-Stil von Ennio Morricone erklingt, dann spätestens ist klar: Wir befinden uns wieder im Wilden Westen Bayerns.

Das ist zwar grausig, aber die „Schwarzach 23“-Reihe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Krimi-Grusel mit rabenschwarzem Humor zu brechen. Das wird schon deutlich durch die Art, wie Streifenpolizistin Anna Germinger (Marlene Morreis) die menschliche Vogelscheuche entdeckt: Sie hatte gerade aus Eifersucht ihren Freund durch die Felder gejagt.

Rücksichtsloser Chemie-Einsatz wird von Nachbarschaft kritisiert

Der titelgebende „Schädel des Saatans“ (kein Rechtschreibfehler!) gehörte, so stellt sich heraus, dem mächtigen Maisbauern Herbi Zidinger (Andreas Giebel). Der Ermordete galt in der Gegend als Teufel des Saat-Geschäfts . Mit seinem rücksichtslosen Chemie-Einsatz hat er sich die gesamte Nachbarschaft zum Feind gemacht.

Zum dritten Mal schickt das ZDF die herrlich skurrile Polizisten-Großfamilie Germinger an die Arbeit – die wegen eigenwilliger Berufsauffassung mehrfach degradierte Anna, ihren hyperkorrekten Bruder Franz junior (Maximilian Brückner), den granteligen, einem guten Joint nie abgeneigten Vater Franz (Friedrich von Thun), der während seiner aktiven Zeit Vorschriften eher als Vorschläge interpretiert hat und auch als schlitzohriger Pensionär gern dazwischenfunkt. Und über allem thront Mutter Erika (Gundi Ellert), die mit Franz getrennt unter einem Dach lebt.

Zitate aus bekannten Hollywood-Filmen

Auch die neue Geschichte (Buch: Christian Jeltsch; Regie: Matthias Tiefenbacher) ist wieder Welten von eingängigen Schmunzel-Krimis à la „Wilsberg“ entfernt. Als bayerischer Familienwestern ist „Schwarzach 23“ mit seinen überdrehten Handlungssprüngen, den verrückten Wendungen und dem bitterbösen Humor so etwas wie die ZDF-Antwort auf die „Eberhofer“-Krimis der ARD.

Dabei geht es im „Schädel des Saatans“ durchaus weniger krachend zu als in der Vergangenheit. Das Schräge, aber gerade auch das Spannende erwächst verstärkt aus den vertrackten Familien- und Beziehungsverhältnissen. Während Mutter Erika mehr und mehr in den Mittelpunkt rückt, darf sich der Zuschauer an Déjà-vus erfreuen, wenn etwa Franz jr. von einer Drohne über ein Maisfeld gehetzt wird wie einst Cary Grant in Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ von einem Schädlingsbekämpfungsflugzeug.

Film ist ein gelungener Genre-Mix

Oder er darf rätseln, ob bei dem zwielichtigen Vertreter eines Pestizid-Produzenten (herrlich: Dominique Horwitz) der Name wirklich Programm ist: Joon de Ville spricht sich wie „Devil“, also das englische Wort für Teufel.

Fazit: Gelungener Genre-Mix: Der neue Fall ist ein herrlich durchgeknallter, makaberer Krimi mit einem guten Schuss feiner Melancholie. .

• „Schwarzach 23“, 29. April, ZDF, 20.15 Uhr