Essen. „Der Richter“ mit Heino Ferch bewegt sich zwischen Justiz- und Familien-Drama. Leider hatte das Drehbuch keine Spannung vorgesehen.

Man sollte in Sachen Krimi nicht zu früh jubilieren. Auch wenn man gerade einen höchst amüsanten Fall im Schnee genossen hat („Steirerkind“) oder gleich zwei herausragende „Tatort“-Filme hintereinander („Unter Kriegern“, „Ich töte niemand“). Die nächste Enttäuschung wartet mit Sicherheit.

In diesem Fall heißt sie „Der Richter“ und soll laut ZDF eine längst fällige Lücke schließen. Was natürlich nicht stimmt, denn Richter hat es in maßvoller Zahl schon immer gegeben. Selbst Heino Ferch hat in einer „Helen Dorn“-Episode bereits einen Jugendrichter verkörpert.

Hier ist er nun der Strafrichter Dr. Joachim Glahn und verhandelt eine Mordanklage. Der Bauspekulant Holger Wieland (Wolfram Koch) soll einen korrupten Gutachter ermordet haben, der ihm hätte gefährlich werden können.

Zwischen Justiz- und Familien-Drama.

Dem Richter ist offenbar jedes Mittel recht, um die Verteidigung des Angeklagten zu durchlöchern, auch wenn er dabei seinen Assistenten quer über die Straße schleifen muss, um den Tathergang zu rekonstruieren. Das macht Glahn fast schon ein wenig sympathisch, tatsächlich aber ist er ein von sich eingenommener Mensch, der sein kühles Wesen selbst dann nicht ablegt, wenn er mit seiner Kollegin, der Gerichtsmedizinerin Michaela Biel (Victoria Sordo), ins Bett steigt.

Ob Richter Wollenkamp (Sebastian Urzendowsky, links) die gleichen Rückschlüsse aus den Unterlagen zieht wie Richter Glahn (Heino Ferch)?
Ob Richter Wollenkamp (Sebastian Urzendowsky, links) die gleichen Rückschlüsse aus den Unterlagen zieht wie Richter Glahn (Heino Ferch)? © ZDF und Christoph Holsten | Christoph Holsten

Mit dieser betrügt er seine Frau Alexandra (Gesine Cukrowski) seit geraumer Zeit. Und dann kommt die Familiengeschichte: Seine Tochter Luise (Elisa Schlott) ist Jura-Studentin kurz vor dem Examen mit einem Drogenproblem. Bleibt noch seine Mutter Gisela (Marie Anne Fliegel), alkoholkrank, ständig schreiend und eine Last für ihren viel beschäftigten Sohn.

Teilweise dilettantisch gestrickter Plot

Regisseur Markus Imboden kennt man als zuverlässigen Routinier, der mit „Mörder auf Amrum“ schon einen Grimme-Preis gewonnen hat. Hier aber ringt er mit einem Drehbuch der Autorin Marij Erceg, der es nicht gelingen will, einen 90-Minuten-Plot aufzubauen. Als dann Glahns Tochter entführt wird, um den Angeklagten Wieland freizupressen, geschieht das dann derart dilettantisch, dass es einen barmt.

Im Haus des Richters hat sich inzwischen einiges verändert. Seine Mutter ist plötzlich trocken und zu einer Art Seelsorgerin der Familie geworden. Eine Ehekrise ist auch nicht zu erkennen, Gattin Alexandra ist nach einem Streit ein Wunder an Selbstbeherrschung.

Und der Richter? Der nimmt die Dinge selbst in die Hand, wenn es um die Befreiung der Tochter geht. Mit steinernem Blick verlässt er das Haus, weiht niemanden in seine Pläne ein. Seine Mutter kennt diese Alleingänge wohl von früher. „Wenn er diesen Weg gewählt hat“, tröstet sie die aufgewühlte Ehefrau Alexandra, „gibt es keinen anderen.“ Worte mit fast biblischen Anklängen.

Fazit: Wenn Heino Ferch ein gutes Drehbuch hat, dann kann seine Lieblingsfigur des Einzelgängers wunderbar funktionieren. Hier aber hat er gegen einen spannungslosen Plot keine Chance.

• Montag, 16. Februar, 20.15 Uhr, ZDF: „Der Richter“