Essen. Im neuen „Unter Verdacht“-Krimi ermittelt Eva Prohacek in der Bundeswehr. Heraus kommt eine der besten Folgen der starken ZDF-Reihe.

Es sieht anfangs alles nach einem tragischen Unglück aus, was sich da bei einem Artillerie-Test der Bundeswehr ereignet hat. Ein junger Offizier ist plötzlich quer durch das Zielgebiet gerannt, wird durch Granatsplitter lebensgefährlich verletzt und liegt jetzt im Wachkoma auf der Intensivstation. Man spricht vonseiten der Vorgesetzten schnell von einem Suizidversuch, nahm das Opfer doch Antidepressiva, hatte die Trennung von seiner Verlobten zu verkraften und auch noch den Tod seiner Mutter.

Einzig Max Wemmer (Ulrich Noethen), der Vater des Soldaten, glaubt an ein Komplott, weil er an keiner Stelle Antworten auf seine Fragen bekommt. Erst als er schließlich vor der Kaserne eine Deutschlandfahne abfackelt, wird er zumindest von Eva Prohacek (Senta Berger) und ihrem Assistenten André Langner (Rudolf Krause) wahrgenommen. Was die Dinge endlich in Gang bringt.

Wer reden will, wird unter Druck gesetzt

Die Krimis der Reihe „Unter Verdacht“ haben eigentlich immer ein hohes Niveau, das kaum einmal unterschritten wird. „Verschlusssache“, der immerhin schon 29. Beitrag der Serie, gehört dabei zweifellos zur Oberliga. Regisseur Ulrich Zrenner und Autor Mike Bäuml („Unter Verdacht – Ein Richter“) bauen hier mit großem Feingefühl eine Geschichte zusammen, deren ganzes Ausmaß erst überschaubar wird, wenn aller Schmutz nach und nach abgetragen ist.

Eva Maria Prohacek (Senta Berger) und Max Wemmer (Ulrich Noethen) finden vertrauliche Dokumente.
Eva Maria Prohacek (Senta Berger) und Max Wemmer (Ulrich Noethen) finden vertrauliche Dokumente. © dpa | Barbara Bauriedl

Natürlich war das kein Suizidversuch, schließlich wollte der junge Soldat zuletzt möglichst schnell aus der Truppe ausscheiden. Und warum hält der Vorgesetzte des Opfers dessen Handy so furchtsam unter Verschluss? Prohacek und Langner sehen sich plötzlich versteckten Drohungen und ganz offenen Repressionen gegenüber. Wer reden will, wird unter Druck gesetzt. Wenn die Waffenproduzenten und deren geschmierte Handlanger in den Ministerien hier ein wenig klischeehaft wirken, dann macht das die Leistung von Ulrich Noethen als verzweifeltem Vater mehr als wett.

Szenen geprägt von Verständnis, Dankbarkeit und Zuneigung

Er ist der einsame Wolf, der zum Aufrührer geworden ist, der endlich Gehör finden will und das schließlich auch bei Ermittlerin Prohacek schafft. Die gemeinsamen Szenen der beiden sind geprägt von Verständnis, von Dankbarkeit und vielleicht sogar von so etwas wie Zuneigung. Narben sind ihr vertraut, schließlich trägt auch Prohacek den frühen Tod ihres Kindes noch immer mit sich herum.

Der Film hätte keinen besseren Titel haben können als „Verschlusssache“. Denn tatsächlich soll hier einiges unter Verschluss gehalten werden. Selbst Prohacek spürt am Ende so etwas wie Resignation. „Wir müssen uns abfinden damit, wie die Welt ist.“ Doch zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer lässt sie uns. Und der könnte tatsächlich zünden.

Fazit: Wenn ein Bundeswehr-Soldat sich mitten in das Zentrum eines Waffentests begibt, muss er längst noch kein Lebensmüder sein. Das Duo Prohacek/Langner findet ganz andere Spuren in diesem knisternden Film. Denn hier geht es auch um einen verzweifelten Vater, der nach Antworten sucht.

• Samstag, 14. April, 20.15 Uhr, ZDF