Berlin. Ausgerechnet der ZDF-Satiriker wird vom Auftakt im Gedächtnis bleiben. Kein Wunder: Sonst gab’s flache Witze – und viel Luft nach oben.

Nein, machen wir uns nichts vor. Der nächste Jimmy Fallon wird Klaas Heufer-Umlauf (34) eher nicht. Mit seiner „Tonight Show“ ist der US-Satiriker der Fixstern für Late-Night-Talker. Egal, ob Hillary Clinton, Donald Trump oder Barack Obama – sie alle saßen schon an Fallons Seite. Wer in den Staaten etwas ist (oder werden will), nimmt dort Platz.

Doch die USA sind nicht Deutschland, wo Late-Night-Comedy schon immer einen schweren Stand hatte. Und so saß nicht Angela Merkel bei der Premiere von „Late Night Berlin“ (Montagabend, 23 Uhr) bei Pro Sieben im Studio, sondern Anne Will. Und die fand – Aufgepasst! – den Soloshow-Auftakt von Moderator Heufer-Umlaufe „schon ganz gut“.

Papst-Witze und Palaver mit dem Sidekick

Das heißt wohl, dass die ARD-Politmoderatorin über Witze à la „16 Jahre Merkel, das sind 32 D-Mark“ oder „Papst Franziskus hat erst mit 76 Jahren seinen Traumjob gefunden. Was sagt uns das? Menderes, never give up“ lachen kann. Denn auf diesem Niveau bespaßte Grimme-Preisträger Heufer-Umlauf, der sonst bei ProSieben an der Seite von Joko Winterscheidt zu sehen ist, sein Publikum.

Das sagen Joko und Klaas über Jan Böhmermann

weitere Videos

    60 Minuten gefüllt mit seichten Witzen, Sidekick-Palaver mit Redaktionsleiter Jacob Lundt und Einspielern, die die zähe Regierungsbildung aufs Korn nahmen. Mal arbeitete sich Klaas an Detlef „D!“ Soosts Auftritt bei „Promi Undercover Boss“ ab, dann spottete er über das mögliche Treffen von US-Präsident Trump mit Nordkorea-Diktator Kim Jong Un („Bad Hair Day“).

    Klaas Heufer-Umlauf bringt auch kreative Ideen

    So richtig gezündet hat nichts davon. Dafür wirkten viele Witze zu steif und gezwungen. Comedy mit dem Vorschlaghammer. Die Rubrik „Gag-Vorschau“, in der Heufer-Umlauf die Nachrichten der kommenden Woche vorab aufs Korn nimmt, ist immerhin eine kreative Idee. Und davon hätte die Sendung mehr benötigt.

    Empfohlener externer Inhalt
    An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
    Externer Inhalt
    Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

    Denn die einzige große Überraschung, die dieses Late-Night-Debüt bot, war die Werbung. Genauer gesagt: der letzte Werbeblock. Den kaperte ZDF-Satiriker Jan Böhmermann. „Warum ich nie eine Late-Night-Show im Privatfernsehen auftreten würde?“, fragte der Neo-Magazin-Moderator. „Wegen der nervigen Werbung“. Als Moderator habe man keinen Einfluss darauf, wer da wofür werbe. Aber, so Böhmermann: „Wenn Klaas das will – von mir aus“. Und schon gingen die Schilder einer Autovermietung neben Böhmermann hoch.

    Mit dem kurzen Spot hat es der ZDF-Moderator geschafft, das Debüt seines ProSieben-Kollegen zu crashen und ihm die Show zu stehlen. Damit hatte kurz vor Schluss niemand mehr gerechnet. Doch Böhmermann – immer für eine Überraschung gut – ist schon lange im Late-Night-Geschäft und wer weiß: Vielleicht bleibt auch von Klaas Heufer-Umlauf irgendwann eine Idee oder Aktion im Gedächtnis. Er muss ja nicht gleich der nächste Jimmy Fallon werden.

    Die aktuelle Folge „Late Night Berlin“ gibt es in der ProSieben-Mediathek.