Berlin. Als Rechtsanwältin „Danni Lowinski“ wurde sie zur Kultfigur. Jetzt hat Annette Frier in „Hotel Heidelberg“ einen neuen großen Auftritt.

Das mit der Energie, die zwischen zwei Menschen entsteht, wenn sie aufeinander treffen, ist Annette Frier wichtig. Man könne diese Energie im Film sehen, aber nur sehr schwer beschreiben.

Sie will es trotzdem versuchen und erklärt es am Beispiel von Christoph Maria Herbst, einem Schauspielkollegen, mit dem die 44-Jährige seit Jahren gemeinsam dreht, singt oder Theater spielt. „Es ist immer gut, wenn Dinge aufeinanderprallen und verschiedene Energien sichtbar werden“, sagt sie. „Wir sind energetisch sehr unterschiedlich, was hervorragend ist fürs Spiel, zumal wir ja meistens ein Pärchen spielen, und die passen ja immer besonders gut zusammen, wenn sie unterschiedlich sind.“

Jetzt kann man dieses Spiel der Emotionen wieder bei den beiden beobachten, wenn Annette Frier erneut als Hotelchefin in „Hotel Heidelberg“ (2. und 9. März, ARD, 20.15 Uhr) mit ihrem Ehemann Ingolf (Herbst) gleich zu Beginn streitet und irgendwann sogar aus dem gemeinsamen Ehebett auf die Straße flüchtet. Vor der beschaulichen Kulisse der Stadt mit Schloss und Fluss im Zentrum verhandeln die beiden große Themen: Wie geht man mit Familie um? Was mache ich aus meinem Leben? Und: Passen wir so gut zusammen, dass wir noch einmal ein Kind zeugen?

Kleine Geschichte über Vertrauen in der Liebe

Annette Frier lässt das mit den „großen Themen“ nicht ganz gelten. „Es ist ja nicht so, dass es in dem Film um Mord und Totschlag geht“, sagt sie. „Es ist eine kleine Geschichte über Vertrauen in der Liebe und Geheimnisse, die man voreinander hat.“ Aber bei aller Leichtigkeit werden auch Ehe-Probleme verhandelt. „Das sind die Themen, um die es auch im richtigen Leben geht: Man kann nicht verstehen, warum der andere die Dinge nicht genauso sieht wie man selbst, und will eben gemeinsam die Hürden des Alltags nehmen.“

Dabei kann Frier auf ihr komödiantisches Talent zurückgreifen. Schließlich muss sie parallel eine größenwahnsinnige Großtante und eine offenbar psychisch gestörte Ex ihres Mannes in ihre Schranken weisen.

Nachdem sie zu Beginn bereits bei „Switch“ (Pro7) und der „Wochenshow“ (Sat.1) aufgefallen war, zog sie 2004 in die Improvisations-WG der „Schillerstraße“ ein und erhielt dafür den Deutschen Comedy- und den Fernsehpreis. Beide Preise bekam sie später noch einmal und noch einige mehr für ihre Rolle in „Danni Lowinski“.

Frier hat mit Veränderungen kein Problem

Darin spielte sie eine gelernte Friseuse, die sich auf dem zweiten Bildungsweg zur Rechtsanwältin hocharbeitet hat. „Diese Serie hat fünf Jahre meines Lebens bestimmt“, sagt Frier heute. „Das war fast wie der Abschied von einer Liebesbeziehung, als ich die Arbeit daran beendete.“ Aber generell habe sie mit Veränderung kein Problem. „Ich gucke eigentlich fast nie zurück und freue mich auf das Neue.“ Diese Gelassenheit ist etwas, das sie sich in den Anfängen ihrer Karriere mehr gewünscht hätte.

„Aber wenn man jetzt irgendeinem Jungschauspieler sagt, er solle mal gelassen sein, da zeigt der mir doch den Vogel.“ Selbstbewusst aufgetreten sei sie schon als junger Mensch. „Sogar Schlagfertigkeit kann man bis zu einem gewissen Grad lernen“, sagt sie.

Mit ihrem Theaterstück eckte sie beim Publikum an

Und #Me Too? Die Debatte um sexuelle Anzüglichkeiten findet sie „natürlich grundsätzlich absolut sinnvoll“, wie sie sagt, „und ich bin im Übrigen ein großer Befürworter der Frauenquote.“ Gleichzeitig müssen Frauen sich vor Hysterie hüten und gewisse emanzipatorische Errungenschaften nicht ohne Not wieder abgeben. „Die Opfer- bzw. Täterschaft sollte im Einzelfall besprochen werden und nicht auf alle Frauen wie ein Schleier gelegt werden.“ Außerdem sollte immer Platz für Humor sein.

In „Hotel Heidelberg“ ist sie eindeutig die Chefin. Und noch mehr in dem Theaterstück, mit dem sie gerade in Köln auftritt. Darin spielt sie die Titelrolle: „Gott der Allmächtige“. Gerade bei religiöseren Zuschauern traf das nicht nur auf Gegenliebe. „Ich hatte schon einige im Publikum, die schimpfend hinausliefen, aber ich glaube, die anderen Zuschauer finden diese Empörung ganz unterhaltsam.“