Essen. Der Film „Die Firma dankt“ zeigt die harte Seite der Arbeitswelt. Ein komisches wie böses Spiel über Macht und Untergang des Einzelnen.

„Spielen Sie Golf?“ So eine Frage kann einen in die Enge treiben. Und genau dazu ist sie auch gemacht. Jedenfalls in „Die Firma dankt“ – einer bizarren Satire auf die Welt der Unternehmen, in der vor allem ein Satz zählt: „Nix ist fix“. Freie Fahrt also, um Mitarbeiter an die Luft zu setzen. Nein, Adam Krusenstern spielt kein Golf. „Leider nicht“, wie er wohlerzogen sagt. Obwohl man es ihm zugetraut hätte. Ist er doch einer dieser Managertypen, die man sich bestens beim Putten vorstellen kann: Mitte vierzig, smart und in Fragen einer Firmenphilosophie von Gewinnoptimierung bewandert.

Und dennoch: Krusenstern ist plötzlich ein abgehalftertes Modell. Jetzt leiten schräge Typen mit selbst gestrickten Pudelmützen die Firma. So einer wie John (schön fies: Fabian Hinrichs), dem ständig Begriffe wie „Challenge“ oder „Softspots“ aus dem Mund fallen. Was das alles soll? Weiß er auch nicht. Er grinst, er feiert – und lacht sich tot über Leute, denen ihre Arbeit noch etwas bedeutet. Es prallen Welten aufeinander, hier in diesem Luxushotel, in dem es so aussieht, als wollten die Neuen nicht nur Sushi essen und sich auf Sofas fläzen, sondern auch einen wie Krusenstern für sich gewinnen.

Der aussichtslose Kampf des Einzelnen

Die anderen Mitarbeiter sind schon gefeuert. Aber einer könnte als „Held der alten Schule“ übernommen werden. Krusenstern also soll eine Präsentation vorführen und seine Firmenphilosophie vorstellen. Krusenstern zieht eine Show mit sämtlichen Sitzungsritualen ab. Ist der Boss, macht sich wichtig. „Sie sind nicht interessant“, heißt es nur. Und raus ist er. Spätestens als klar wird, dass es purer Zufall war, dass er und kein anderer eingeladen wurde – einfach nur, weil er so einen schönen Namen hat – ist die kafkaeske Note unverkennbar: Der aussichtslose Kampf des Einzelnen gegen eine übermäßige Macht.

Auch wenn es hier nur Witzfiguren sind – Macht haben sie trotzdem. So lustig, so bedrückend ist die Geschichte nach einem Bühnenstück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Selten hat ein Film die Absurdität der Arbeitswelt so gut auf den Punkt gebracht und die Pointen so zielsicher gesetzt. Die Sprache spielt mit den Versatzstücken der Geschäftswelt – es hagelt Begriffe wie „Agreement“ (Abkommen). Und überhaupt muss jeder Mitarbeiter eins sein: „proaktiv“, statt passiv abzuhängen.

Thomas Heinze ist der Mann, den keiner mehr will

Bemerkenswert, der Mut zu schräger Szenerie auch am Rande des Geschehens – etwa ,wenn sich Krusenstern ständig vergeblich um eine Teppichecke bemüht, die in seiner Hotelsuite schief liegt. Der Anspruch ist hoch. Und es könnte sein, wie so oft im Fernsehgeschäft, dass er baden geht. Es passiert nicht. Und das liegt vor allem an Krusenstern: Thomas Heinze, bisher gern in der Rolle des zynischen Unternehmers, ist dieses Mal der Mann, den keiner mehr will. Er, der geglaubt hatte, in der Welt der Global Player mitzuspielen, ist nur noch ein Hanswurst. „Man wirft eine hundertjährige Firmengeschichte einem Irren zum Fraß vor?“, fragt er ungläubig.

Fazit: Alte Garde trifft auf New-Economy-Fraktion – ein so komisches wie durchaus böses Spiel über Macht und Untergang des Einzelnen.

Sendetermin: Mittwoch, 28. Februar, 20.15 Uhr, ARD