Essen. In der ZDF-Reihe „Unter anderen Umständen“ zerbricht dieses Mal eine Eigenheimidylle. Der Krimi bringt viele spannende Wendungen mit.

Der Anfang ist geradezu als Paradebeispiel für einen Krimi angelegt, der nicht mehr erreichen will, als gemächlich seine wohlbekannten Kreise zu ziehen: Ein junges Mädchen aus der Ukraine, vollgedröhnt mit Drogen, liegt tot in einem Waldstück, in dem sich die Wildschweine eingerichtet haben. Der Leichnam der Frau – eine junge Prostituierte – ist wohl wegen der Tiere in einem schlechten Zustand. Bei der Polizei geht ein anonymer Anruf ein. Jemand will gesehen haben, wie in dem Wald eine Frau misshandelt wurde.

Alles noch Routine. Dann aber nimmt der Film aus der Reihe „Unter anderen Umständen“ Fahrt auf. Der Zuschauer muss sich konzentrieren, um bei den überraschenden – und höchst spannenden – Wendungen den Überblick nicht zu verlieren. Die Ermittlungen spielen sich in einer Arbeitsatmosphäre ab, die man schon als vergiftet bezeichnen könnte: Kommissarin Jana Winter (Natalia Wörner), Abteilungschef Arne Brauner (Martin Brambach) und der ewige Rabauke Mathias Hamm (Ralph Herforth) haben stets Hühnchen miteinander zu rupfen, doch in „Das Geheimnis der Schwestern“ durchleben sie eine echte Vertrauenskrise.

Frau hat die brutale Szene von der Ferne mit angesehen

Winter hat von höherer Stelle ein Angebot bekommen, das ihre berufliche Zukunft rosig aussehen lassen würde. Es soll noch geheim bleiben. Doch der misstrauische Chef, immer noch voller Komplexe wegen seiner einstigen Alkoholsucht, hat längst ihren Schreibtisch durchsucht. Er ist fündig geworden und setzt Kollegen Hamm schon mal in Kenntnis. Dem glänzenden Drehbuchautor André Georgi ist daran gelegen, weniger die Tat eines Mordes zu zeigen, sondern die Umstände, die dazu geführt haben. Es geht um die Schäbigkeit derer, in deren Welt sich das Opfer bewegt hat. Um die Schilderung von Macht, Demütigung und Unterdrückung.

Die Kommissare Arne Brauner (Martin Brambach, r.), Matthias Hamm (Ralph Herforth, l.) und Jana Winter (Natalia Wörner, M.) studieren den Obduktionsbericht.
Die Kommissare Arne Brauner (Martin Brambach, r.), Matthias Hamm (Ralph Herforth, l.) und Jana Winter (Natalia Wörner, M.) studieren den Obduktionsbericht. © ZDF und Marion von der Mehden | ZDF und Marion von der Mehden

In den Mittelpunkt der Ermittlung gerät zunehmend die Frau, die den Notruf getätigt haben soll. Sie sei mit ihrer Schwester spazieren gegangen und habe dabei die brutale Szene von Ferne mit angesehen. Die Ermittler haben ihre Zweifel. Vor allem, weil Brauner bei der Wiedergabe des Notrufs im Hintergrund einen Mann gegen eine Tür pochen hört. Vom Wald aus kann der Notruf also nicht gekommen sein.

Regisseurin Judith Kennel hat einen spannenden Krimi inszeniert

„The Plot thickens“ heißt es so treffend im Englischen, wenn die Handlung sich plötzlich verdichtet, drängender und umfangreicher wird. Genau das geschieht in diesem Film, der einige Geheimnisse an den Tag bringen wird. Regisseurin Judith Kennel hat wohltuend ruhig einen spannenden Krimi inszeniert, der nach und nach ein Familiendrama offenlegt. Dabei werden auch Geheimnisse offenbart, regelrechte Lebenslügen, die die mühsam gezimmerte Eigenheimidylle alsbald einstürzen lassen.

Fazit: Was zunächst aussieht wie ein Routinefall zeigt immer wieder neue spannungsreiche Bögen. Wie immer sind auch dieses Mal viele Szenen geprägt von Konfrontationen zwischen den Kollegen. Natalia Wörner mit ihrer klugen, etwas spröden Art schaut man jedoch immer wieder gerne zu.

• Montag, 19. Februar, 20.15 Uhr, ZDF: „Unter anderen Umständen“