Weimar. Der Weimarer Tatort bleibt seinem Komödienton in „Der kalte Fritte“ treu. Doch normalerweise sitzen Gags und derbe Sprüche besser.
Beim finnischen Auftragskiller piept das Handy. Die Ehefrau droht mit Scheidung, sie ist sicher, dass er fremdgeht, weil er doch so oft spät abends unterwegs ist. Wie würgt man so ein Gespräch ab, wenn man schon halb im Schlafzimmer des nächsten Opfers steht und nur noch den Schalldämpfer auf die Knarre schrauben muss? Der Weimarer „Tatort“, längst als Meister der Krimi-Groteske innerhalb der unkaputtbaren Fernsehreihe bekannt, findet natürlich auch darauf eine Antwort. „Der kalte Fritte“, sechster Fall des Duos Nora Tschirner und Christian Ulmen, passt sich der Tonlage seiner Vorgänger meistens an.
Das liegt sicher auch an der Treue von Drehbuchautor Murmel Clausen, der alle Vorlagen schrieb, diesmal allerdings auf den erfahrenen Krimimann Andreas Pflüger als Co-Autor verzichtet hat. Möglicherweise, so viel vorweg, hat darunter die Geradlinigkeit der Geschichte etwas gelitten, die in ihren inneren Bezügen zuweilen ein bisschen wirr und überladen daherkommt.
Zwischen Steinbruch und Provinz-Puff
Das wie stets aufgekratzte Duo Lessing (Ulmen) und Dorn (Tschirner) droht diesmal in einem Grundstücks-Monopoly zwischen Steinbruch und Provinz-Puff zu versumpfen. Letzteren führt „Fritte“ Schröder (Andreas Döhler), eine hinreißend zwielichtige Type. Seinem verhassten Bruder Martin (Sascha Alexander Gersak) und dessen Frau Cleo (Elisabeth Baulitz) droht mit dem Steinbruch die Pleite. Die letzte Chance aufs große Geld ist der Grundstücksverkauf für den Bau eines Goethe-Geomuseums.
Allerdings droht Konkurrenz bei der Suche nach dem geeigneten Areal. Und nun liegt der milliardenschwere Kunstmäzen plötzlich tot im Bett, drei Kugeln in „Hirn, Herz, Hoden“, so die kriminaltechnische Bilanz; seine blutjunge Gemahlin (Ruby O. Fee) hat den Auftragsmörder Augenblicke später in Notwehr erschossen. Da ihr laut Ehevertrag nur zehn Euro pro Ehetag zustanden, muss sie mit 1620 Euro im Portemonnaie halt wieder in Frittes „Chez Chériechen“ an der Stange tanzen.
Bruderkrieg im „Tatort“ aus Weimar
Pointen sitzen nicht wie gewohnt
Das ist genug Stoff für Blüten absurder Komik, wie sie der Weimarer Tatort liebt. Und wenn ein Architekturprofessor mit einer Gropius-Büste niedergestreckt wird, ist davon auch etwas zu spüren. Doch die Pointen sitzen nicht wie gewohnt, die flapsigen Verhöre, die albernen Wortspielchen, vernudelten Sprichwörter und literarisch gepamperten Bonmots, all das verpufft diesmal im Raum.
Es sind die Randfiguren, über die man sich amüsiert. Allen voran der hemmungslos kleinkriminelle Vater (Hermann Beyer) des wie immer herrlich hilflosen Kommissariatsleiters (großartig: Thorsten Merten) und natürlich der unbekümmert blöde Kripo-Assistent Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey).
Titus Selge inszeniert obendrauf ein dramatisches Finale, einen Showdown, dessen explosiver Charakter schließlich so gar nicht zum Komödienton passen will. Und Christian Ulmen einen todernsten Moment abnötigt, den er wirklich nicht gut hinbekommt.
Fazit: Eine Prise Krimi und ein Pfund Humor: Diese Mischung gelingt Weimar normalerweise viel besser.
ARD, Sonntag, 11. Februar, um 20.15 Uhr