Berlin. Auch die zweite Folge von Stefan Raabs Show wirkte überfrachtet und in die Länge gezogen. Dem „Ding des Jahres“ droht ein Totalausfall.

Die Welt von Lena Gercke muss sich innerhalb von 24 Stunden total gewandelt haben. Gleich zum Einstieg der zweiten Ausgabe von „Das Ding des Jahres“ am Samstagabend fragt Moderatorin Janin Ullmann, ob das Model denn nun mit anderen Augen durchs Leben gehe. „Ja“, antwortet Gercke. In der Show sehe die Jury schließlich Außergewöhnliches, Probleme aus dem Alltag würden hier gelöst. „Und ich habe mir gedacht, dass ich auch mal was erfinden muss“, so die 28-Jährige.

Diese Erkenntnis dürfte sie allerdings exklusiv haben. Denn das neue Show-Format, das ProSieben gleich an zwei Tagen im Doppelpack mit jeweils drei Stunden Sendezeit präsentierte, wirkt schon ausgelutscht, bevor es überhaupt in Fahrt kommen konnte.

Zuschauerzahlen gingen in den Keller

Was den Zuschauern am Samstagabend vorgesetzt wurde: Belangloses, Erfindungen, die es so – oder zumindest ähnlich – schon gibt, und eine Jury, die wohl selber nicht weiß, was sie dort macht.

Auch die Zuschauer waren offenbar enttäuscht. „Das Ding“ fuhr am Samstag eine deutlich schwächere Quote ein als am Vorabend: 1,28 Millionen Menschen sahen zu (4,3 Prozent Marktanteil), nach 1,93 Millionen am Freitagabend.

Nicht mal im Ansatz ein „Wow“-Effekt

Bei einer Sendung, die sich „Das Ding des Jahres“ nennt, sollte man erwarten, dass sich bei der ein oder anderen Idee zumindest ein kleiner „Wow“-Effekt einstellt. Aber Fehlanzeige. Bezeichnend, dass diese zweite Ausgabe ein Fitness-Coach mit seinem Multifunktionsbecher gewonnen hat. In den kann man Smartphone und Studiokarte stecken.

Praktisch für all jene, die auch beim Sport nicht aufs Handy verzichten wollen. Aber das Produkt, auf das Deutschland gewartet hat? Nun ja.

Juroren liefern nur Phrasen

„Das ist ein Riesenmarkt, ich könnte mir vorstellen, dass sich das einige holen würden“, urteilte Jurorin Gercke. Sahen wohl auch die Zuschauer im Studio so. Sie sind es, die am Ende bestimmen, wer weiterkommt und wer nicht. Was die Jury sagt, ist bis zur letzten Runde unerheblich.

Lena Gercke: „Bier trinke ich nicht“

Und so hangeln sich die drei Juroren Lena Gercke, Joko Winterscheidt und Rewe-Chefeinkäufer Hans-Jürgen Moog vor allem mit Phrasen durch die Sendung. Mal testen sie ein Produkt selber, loben es überschwänglich oder fragen vorsichtig nach, was es denn kosten könnte. Interaktion untereinander, eine eigene Dynamik oder gar wirklich tiefergehendes Interesse an den Kandidaten und ihrem Antrieb spürt man bei diesem Trio nicht.

Die an und für sich nette Idee eines Bierkastenkühlers in Form eines passgenauen Eisblocks bügelte Gercke mit den Worten: „Bier trinke ich nicht“ ab. Als ob es darum ginge.

Wie sich ProSieben über die Zeit rettete

Eigentlich soll die Sendung ja Innovation und Erfindergeist belohnen. Doch schon nach zwei Ausgaben zeigt sich: „Das Ding des Jahres“ könnte zum Totalausfall werden. Die beiden Auftaktsendungen waren unnötig in die Länge gezogen, mit Werbeblöcken und ständigem „Darf-ich-auch-mal-testen“ der Juroren rettete sich ProSieben über die Zeit.

Das wäre sogar noch verzeihbar, wenn der Zuschauer dann echte Erfindungen zu sehen bekäme. Und nicht, wie am Samstagabend, eine Saftpresse, die sich auch an die Wand kleben lässt.

So drängte sich nach 180 Minuten der Verdacht auf, dass ProSieben gar kein Interesse hat, wirklich gute Ideen bekannt zu machen. Vielleicht muss Lena Gercke doch mal was erfinden.