Berlin. Stefan Raab ist zurück – ein bisschen. Die ProSieben-Show „Das Ding des Jahres“ ist nett anzusehen – erinnert aber an die Konkurrenz.

Eine Zahnbürste, also. Das soll die große Innovation sein, die Idee, auf die ganz Deutschland gewartet hat? Irgendwie unspektakulär. Auf der anderen Seite: 108 Tage verbringt ein Europäer im Laufe seines Lebens damit, sich die Zähne zu putzen. Da kann man schon mal überlegen, was es zu verbessern gibt.

Die neue automatische Zahnbürste, die der Ingenieur Marvin, 29, aus Wien entwickelte, braucht für die komplette Mundhygiene nur noch zehn Sekunden, und – Schwups – schon hat man über den Lebenszyklus 100 Tage gewonnen. Zumindest in der Theorie.

Klingt trotzdem gut. Kein Wunder also, dass der Österreicher mit seiner Zahnbürste am Freitagabend die erste Vorentscheidungsshow von „Das Ding des Jahres“ gewonnen hat. In der neuen Erfindershow von ProSieben geht es darum, Jury und Publikum mit Gründergeist, innovativen Konzepten und Produkten, die das Leben leichter machen, zu begeistern.

So funktioniert die Show von Stefan Raab

40 Erfindungen treten in den fünf Shows bis zum Finale gegeneinander an – vom Prototyp bis zum fertigen Produkt. Pro Sendung stehen vier Duelle mit je zwei Erfindungen an. Am Ende treffen die vier Sieger wieder aufeinander. Publikum und Jury entscheiden dann, wer ins Finale kommt.

1,9 Millionen Zuschauer für Raab-Show

Beim Start der Reihe war das Zuschauerinteresse allerdings nicht so berauschend. Insgesamt sahen 1,93 Millionen Menschen zu, ein Marktanteil von 6,5 Prozent. Das hätte schlechter, aber auch besser kommen können.

Und dann ist da natürlich noch Stefan Raab. Der Entertainer hat das Format für seinen ehemaligen Sender entwickelt, was schon vor dem Start für Medienrummel und die entsprechende Publicity sorgte. Und: Laut ProSieben sei Raab auch bei den Dreharbeiten vor Ort gewesen. Gut zu wissen.

Ein Wohnwagen für Fahrradfahrer

Doch der Name Raab allein reicht eben nicht. Die erste Folge der neuen Sendung war zwar nett

Hat sich das Konzept der Show ausgedacht: Stefan Raab.
Hat sich das Konzept der Show ausgedacht: Stefan Raab. © dpa | Matthias Balk

anzusehen. Das lag vor allem an den Erfindungen, etwa einem Wohnwagen, der so klein ist, dass er sich bequem ans Fahrrad schnallen lässt. Oder der App, über die sich ein Modellauto realitätsgetreu simulieren lässt. Fahrgefühl, Sound, alles wie beim Original. „Damit haben Sie zumindest die Männer im Publikum überzeugt“, sagte Lena Gerke, die zusammen mit ProSieben-Allzweckwaffe Joko Winterscheidt und Rewe-Chefeinkäufer Hans-Jürgen Moog die Jury bildete.

So richtig neu war das aber alles nicht, was da aufgetischt wurde. Irgendwie erinnert das Konzept doch an die erfolgreiche Vox-Gründershow „Die Höhle des Löwen“ – nur, dass die Kandidaten da direkt um Kapital werben. Die Grundidee ist aber identisch: Es geht um Produkte und Dienstleistungen, die vielversprechend sind. Und das heißt: Mit denen sich Geld verdienen lässt.

Wer Favorit ist, wird schnell klar

Darum geht‘s am Ende auch. Der Gewinner erhält einen Werbedeal über 2,5 Millionen Euro für sein Produkt – natürlich bei Pro-Sieben. Was sich in der ersten Folge aber bereits gezeigt hat: Die Erfindungen spielen nicht in einer Liga, wer Favorit ist und wer nicht, ist schnell klar. Ein Hut, der den Fahrradhelm verschönert, ist zwar optisch ganz nett – mehr aber auch nicht. Und Klopapier in Taschenform to go („Die Hände bleiben garantiert sauber“) ist auch nicht das, worauf die Welt gewartet hat.

Kandidaten brennen für ihre Produkte

Aber immerhin: So schräg die ein oder andere Idee auch gewesen sein mag, ProSieben hat Kandidaten gefunden, die für ihre Produkte brennen. Und eben jener Enthusiasmus, der Glaube an die eigene Idee, ist es auch, der die Show auszeichnet. Die endete am Freitagabend dann auch gleich mit zwei Siegern. Das Publikum votierte für die Zahnbürste, doch die Jury fand das Modellauto besser.

Beide stehen nun im Finale. Das ist zumindest leistungsgerecht – auch wenn es absehbar war.