Berlin . Im „Zürich-Krimi“ kämpft Christian Kohlund hart für Gerechtigkeit. Privat fühlt er sich dagegen oft machtlos, sagt er im Interview.

Er ist das Gesicht des leichten Genres: früher in der „Schwarzwaldklinik“, später im „Traumhotel“ – Christian Kohlund war der Mann fürs Unterhaltsame. Immer noch ist er in diesem Metier unterwegs. Doch jetzt spielt er verstärkt brüchige Charaktere: Im „Bergdoktor“ (donnerstags, ZDF, 20.15 Uhr) hat Kohlund die Rolle des krebskranken Ludwig Gruber übernommen. Im „Zürich-Krimi“ (ebenfalls Donnerstag, 8. und 15. Februar, ARD, 20.15 Uhr) ist er als widerborstiger Wirtschaftsanwalt Thomas Borchert zu sehen.

Für den Schauspieler ist der „Zürich-Krimi“ auch eine Reise in die Vergangenheit, denn er dreht in seiner Heimat, der Schweiz. Mittlerweile lebt der 67-Jährige mit seiner Frau Elke im Bayerischen Wald.

Stimmt es, dass Sie in Zürich Ihren ersten Kuss bekommen haben?

Christian Kohlund: Das stimmt. Und es ist auch nicht bei dem einen geblieben (lacht). Ich war damals sehr oft verliebt und habe, statt zu lernen, viel lieber geküsst.

Ihre Kinder sind ausgezogen. Jetzt leben Sie im Bayerischen Wald. Ist das ein Neuanfang?

Kohlund: Nein, meine Frau wollte schon immer raus in die Natur ziehen. Gerade weil wir nach wie vor sehr viel unterwegs sind, hat uns dieser Rückzug in die Natur sehr gutgetan. Man kann sein Leben da total entschleunigen.

Man ist der Natur mehr oder weniger ausgeliefert. Vor Kurzem erst hatten wir einen verheerenden Sturm in Bayern. Das treibt mir die Tränen in die Augen, wenn ich die Wälder sehe, die nur noch zur Hälfte stehen. Die Bäume einfach abgeknickt, das ist eine Katastrophe. Grundsätzlich ist es aber wunderschön dort. Wir genießen die Ruhe, gehen viel spazieren.

Sind Sie traurig, dass Sie nicht mehr so viel reisen wie zu Zeiten, als Sie mit dem „Traumhotel“ um die Welt gezogen sind?

Kohlund: Na ja, die ein oder andere Reise hätte ich schon noch gerne mitgenommen.

In vielen Ländern der Welt ist es ja auch nicht mehr ungefährlich.

Kohlund: Ja, wenn ich sehe, was in der Welt so alles los ist, dann erfüllt mich das mit Wehmut, Trauer und Zorn. Im Moment schlägt die Natur zurück, wobei nicht damit zu rechnen ist, dass die hohe Politik oder die Wirtschaft wirklich ernsthaft etwas dagegen unternehmen wird. Sie verschieben das Problem auf die nächste und übernächste Generation. Das macht mich sehr wütend. Wir werden uns sehr warm anziehen müssen.

Trotzdem sollte man nicht aufgeben, zu kämpfen, um Dinge zu verändern, oder?

Kohlund: Ja, es gibt diejenigen, die kämpfen und machen und tun. Sie kämpfen aber gegen Windmühlen. Ob es die Kriege waren oder was auch immer, wir wissen doch, was dabei herausgekommen ist. Es fängt immer wieder von vorne an. Man könnte manchmal wirklich verzweifeln wegen dieser unglaublichen Dummheit. Die Politik weltweit hat viele Menschen zurückgelassen. Man hat sich immer nach oben orientiert und hat das Unten vergessen.

Wie meinen Sie das?

Kohlund: Viele Menschen sind sehr unzufrieden. Man tut viel zu wenig für die Menschen. Das Parteibuch scheint wesentlich wichtiger zu sein. Europa ist eine Bankrotterklärung, es ging nur um die Wirtschaft, nicht um die Kultur, nicht um die Menschen. Wir haben wieder stark nationalistische Tendenzen. Ich sehe als Lösung nur den Dialog, die Diplomatie und den Wunsch, es zusammen lösen zu wollen. Aber es ist natürlich eine Illusion, und manchmal denke ich: Ich habe auch Dinge falsch gemacht.

Inwiefern?

Kohlund: Indem ich auch nicht immer konsequent war, das wird mir durchaus klar. Ich bin natürlich auch ein Teil dieser Gesellschaft. Ich gehe da schon mit mir ins Gericht und sage: „Du hast auch zu wenig gemacht. Und warst immer dazu geneigt, ein bisschen auf die anderen zu schimpfen.“

Was haben Sie konkret vernachlässigt?

Kohlund: Noch mehr meine Meinung, meine Überzeugung kundzutun. Beziehungen und Freundschaften zu pflegen. Das ist durch meinen Beruf manchmal auch schwer. Wie oft dachte ich schon: Mit dem oder jenem Freund wolltest du dich doch treffen und mit ihm sprechen. Dann schlage ich die Zeitung auf und sehe: Diesen Menschen gibt es nun nicht mehr. Das macht mich traurig. Aber ich denke, da bin ich sicher nicht der Einzige, den so etwas beschäftigt.