Im ZDF-Krimi „Stralsund“ muss Kommissarin Nina Petersen einen Serienmörder zur Strecke bringen. Leider gerät das alles etwas langatmig.

Hell und seidig glänzt die Haut der Frau, die im Schlaf wie eine Prinzessin aussieht. Ein Schatten nähert sich, legt sich auf sie. Zu sehen ist eine Männerhand im schwarzem Handschuh. Eine Szene mit Gruselfaktor. Ist es der Mörder oder doch nur ein Traum? Schon der Anfang macht deutlich, um was es hier geht: um das Verschwimmen der Realität.

In diesem Fall war es tatsächlich der Mörder. „Das Phantom“, so der Titel des „Stralsund“-Krimis, hat wieder zugeschlagen. Erneut hat er sich als Maskierter in eine Wohnung geschlichen und eine junge Frau betäubt und ermordet.

Der Himmel über der Ostsee ist wie blank geputzt

Kommissare am Flatterband, Kommissare in der Gerichtsmedizin – der Stralsund-Krimi verläuft in ruhigen Bahnen. Hier ist der Himmel über der Ostsee wie blank geputzt, die Häuser so rührend pittoresk, und Katharina Wackernagel als Kommissarin Nina Petersen ist eine Sympathieträgerin.

Der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule Stralsund, Moritz Fink (Rick Okon), bedroht den Uni-Professor (Johann von Bülow) mit einem Schraubenzieher.
Der ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter der Hochschule Stralsund, Moritz Fink (Rick Okon), bedroht den Uni-Professor (Johann von Bülow) mit einem Schraubenzieher. © ZDF und Gordon Timpen | Gordon Timpen

Petersen weiß ganz schnell, was Sache ist, redet Klartext und hat immer noch ein Ohr für die Nöte der Kollegen. Dieses Mal jedoch setzt man ihr zu. Eine Kollegin fühlt sich verfolgt. Sie leidet nicht nur unter Panikattacken, sondern auch unter dem Zwang, die Kommissarin in die Enge zu treiben: „Kollegen haben gesagt, dass Sie schon mal in der Geschlossenen waren.“

Alle verfallen dem Charme des Uni-Professors

Für diesen Moment bekommt der Film eine gewisse Tiefe. Doch leider geht sie in der Krimi-Routine unter. Ziemlich nervig, diese Nebenschauplätze auf der Wache. Immer wieder stehen sie alle am Kaffeeautomaten herum und reden belangloses Zeug. Die Dialoge sind insgesamt zu banal: „Wenn Sie nach Hause kommen, schließen Sie die Tür ab“ – der Rat an ein potenzielles Opfer wird so wichtig vorgebracht, als handele es sich um eine neue polizeiliche Schutzmaßnahme.

Um gleich bei den Schwächen zu bleiben: Dass auch noch die Polizeichefin Caroline Seibert (Therese Hämer) eine Affäre mit dem Herrn Professor hat, der auch mit allen Opfern intim war, ist so dick aufgetragen, dass es an eine Vorabend-Soap erinnert. Diese Folge zählt wirklich nicht zur besten der „Stralsund“-Reihe. Aber sie besticht durch die gute Besetzung.

Alexander Held wird unter Wert verkauft

Alexander Held als Wackernagels Kollege ist immer das Einschalten wert. Nur schade, dass das Drehbuch diesem bemerkenswerten Schauspieler so laue Sätze erlaubt. Viel Raum hingegen erhält Johann von Bülow, der zur Zeit einen Lauf im TV hat. Immer wieder ist er in Krimis zu sehen, gern als Ganove, aber dank seiner Bandbreite zunehmend auch in Familienkomödien oder -dramen.

Hier ist er der Uni-Professor, in den sich die jungen Mädchen verlieben. Und der ganz schnell zum Hauptverdächtigen wird. Wirklich stark ist der Freund eines der Opfer. Rick Okon spielt ihn so verschlagen wie großmütig. Ganz subtil verändert er seinen Charakter, nimmt die Menschen für sich ein – oder stößt sie ab. In Szenen mit Okon ist jede Langeweile verschwunden.

Fazit: Zu langatmig, zu routiniert, zu viel belanglose Dialoge. Die bis in die Nebenrollen starken Schauspieler können den Film so eben retten.

ZDF, Samstag, 3. Februar, 20.15 Uhr