Berlin. In der britischen Krimiserie „River“ ruft ein Polizist in seinen Fällen Geister zu Hilfe. Beeindruckend gespielt von Stellan Skarsgård.

Dieser britische Ermittler ist ein komischer Typ: Er sagt kaum was, und wenn er spricht, am liebsten mit den Toten. Das ist zwar exzentrisch, führt ihn aber zur Lösung seiner Fälle. Für seine Kollegen ist er ein Sonderling – für den Zuschauer ein herrliches Original.

In der Auftaktfolge der Serie „River“ muss Inspektor John River (Stellan Skarsgård) den Mord an seiner Kollegin Stevie (Nicola Walker) aufklären. Ihr Tod hat ihn schwer traumatisiert. Weil er nicht darüber hinweggekommen ist, stellt er sich ihre Anwesenheit einfach vor – Stevie sitzt neben ihm im Auto, singt ihm was vor, begleitet ihn zur Imbissbude und natürlich bei Einsätzen.

Grenzen der Genres verwischen

In „River“ ist der Inspektor der Antiheld. Das kennt man schon, wird aber auf ganz eigene Art erzählt.
In „River“ ist der Inspektor der Antiheld. Das kennt man schon, wird aber auf ganz eigene Art erzählt. © © BBC/Kudos/Nick Briggs | BBC/Kudos/Nick Briggs

Die britische Krimiserie „River“ erkundet mit düsterer, packender Dynamik menschliche Abgründe, besonders die ihrer vielschichtigen Hauptfigur. Den traumatisierten Polizisten, der nach einem Schicksalsschlag mit sich und seinem Berufsleben hadert, kennen wir inzwischen ja eigentlich zur Genüge – schließlich ist er ein Liebling des modernen Krimis.

„River“ erzählt diese Form der Antiheldengeschichte nun auf seine ganz eigene Art: Regisseurin und Autorin Abi Morgan, die auch das Drehbuch für „Die eiserne Lady“ schrieb, spielt schon in der ersten Folge der Produktion gezielt mit Genregrenzen.

Grandioser Darsteller für den Titelhelden

Gerade in dieser Zweideutigkeit dieser Hauptfigur, die im Kontakt mit den Geistern der Verstorbenen steht, liegt die Anziehungskraft der Figur. Ohne den komplexen, verdrehten Charakter des Inspektors würde der Krimi schlicht nicht funktionieren. Getragen wird die Geschichte, die bis auf die Sonderbarkeiten des Kommissars konventionellen Strukturen folgt, vom grandiosen schwedischen Schauspieler Stellan Skarsgård.

Schauspieler Stellan Skarsgård ist auch in Hollywood erfolgreich.
Schauspieler Stellan Skarsgård ist auch in Hollywood erfolgreich. © © BBC/Kudos/Nick Briggs | BBC/Kudos/Nick Briggs

Eine Rolle wie gemacht für den enorm wandlungsfähigen Darsteller, der bereits mehrfach mit Kultregisseur Lars von Trier gedreht hat und auch in Hollywood erfolgreich ist. Zuletzt war der 66-Jährige in der Filmbiografie „Borg/McEnroe“ und in Volker Schlöndorffs Kinofilm „Rückkehr nach Montauk“ zu sehen.

Sechsteiler zeigt ein anderes London

„River“ spielt nicht im typischen modernen London, in dem anzugtragende Banker durch die City hetzen und Touristen von den Bürgersteigen schubsen. Ihr London ist leise, bedächtig, fast schüchtern – als wage es sich hinter einem Trauma gerade erst wieder zum Vorschein.

So tuckert der Inspektor beharrlich mit der London Overground, der gemütlichen Stiefschwester des hektischen U-Bahn-Systems, durch die Gegend und sieht beim Blick aus dem Fenster auf einen der seltenen grünen Innenhöfe der Stadt. Die Bilder zeigen so einen Menschen, der vorsichtig zurück in das Leben einer Stadt kehrt, das seine scharfen Konturen verloren hat.

Arte zeigt die Serie in zweimal drei Folgen

Arte zeigt die hochgelobte sechsteilige britische Krimiserie, die beim Streamingdienst Netflix zu sehen war, erstmals im frei empfangbaren Fernsehen: Die ersten drei Folgen sind am 1.2. , die Episoden vier bis sechs am 8.2. zu sehen.

Fazit: Die Serie fasziniert durch ihre sonderbare Hauptfigur zwischen Genie und Wahnsinn.

Arte, Donnerstag, 1. Feburar, 20.15 Uhr