Essen. In der RTL-Serie „Beck is back!“ berät ein Pflichtverteidiger im Hähnchengrill. Das erinnert an Danni Lowinski, nur in weniger lustig.

Es klingt nach einer Serie, in der ein Actionheld zurückkehrt, um mit Bösewichten aufzuräumen: „Beck is back!“ Aber die Titelfigur ist eher ein Antiheld, und von Comeback kann keine Rede sein: Hannes Beck (Bert Tischendorf) war noch nie da, beruflich betrachtet.

Der Mittdreißiger schloss zwar sein Jurastudium als Jahrgangsbester ab, hat sich seither aber als Hausmann um seine vier Kinder gekümmert; Ernährerin der Familie war Gattin Kirsten (Annika Ernst). Damit ist Schluss, als Hannes seine Frau mit dem Schnösel Marius (René Steinke) erwischt. Er packt seine Sachen.

Jasmina (Andreja Schneider) beobachtet entsetzt, wie Hannes (Bert Tischendorf) von Susannes Freund Juan (Mathieu Delarive, r.) aggressiv zur Rede gestellt wird.
Jasmina (Andreja Schneider) beobachtet entsetzt, wie Hannes (Bert Tischendorf) von Susannes Freund Juan (Mathieu Delarive, r.) aggressiv zur Rede gestellt wird. © rtl | RTL

Das ist die Vorgeschichte der neuen zehnteiligen RTL-Anwaltsserie, die in einem kurzen Prolog abgehandelt wird. Dann geht es los: Weil die vier Kinder bei ihm bleiben und Beck nicht auf Unterhaltszahlungen seiner Frau angewiesen sein will, stürzt er sich umgehend ins Berufsleben – und nimmt einen Job als Pflichtverteidiger in einer Kanzlei an. Als Kanzlei muss das Hinterzimmer eines Berliner Hähnchengrills herhalten.

Serie hätte als Krimi-Drama besser funktioniert

Produzent und Chefautor Tommy Wosch, der für RTL auch die Sitcom „Triple Ex“ geschrieben hat, konzipierte seine Figur ähnlich wie Danni Lowinski, die Heldin der gleichnamigen Sat.1-Serie, als eine Art sympathischen Sozialarbeiter mit juristischem Staatsexamen. Deshalb beschränkt Beck sich nicht darauf, seinen Job zu machen, sondern wird auch kriminalistisch tätig, um die Unschuld seiner Mandanten zu beweisen.

Vermutlich würden die Geschichten besser funktionieren, wenn RTL „Beck is back!“ als Krimi-Drama und nicht als komische Serie entwickelt worden wäre. Dafür hätte es genügt, eine Figur zu ändern: René Steinke macht als Becks beruflicher und privater Gegenspieler Marius in praktisch jeder Einstellung ein Gesicht, das lustig sein soll.

Hannes stößt in der Eingangshalle des Gerichts fast mit Susanne (Julia Dietze) zusammen.
Hannes stößt in der Eingangshalle des Gerichts fast mit Susanne (Julia Dietze) zusammen. © rtl | RTL

Das Pro­blem: Bald schon ist die Figur als Rivale nicht mehr ernst zu nehmen. Eigentlich erstaunlich, dass das einem erfahrenen Komödienregisseur wie Ulli Baumann passiert ist. Denn Baumann wurde für RTL-Serien wie „Nikola“, „Ritas Welt“ oder „Mein Leben und ich“ bereits mit allen wichtigen Fernsehpreisen ausgezeichnet.

Dialoge von Putzfrau Jasmina sind eine Bereicherung

Weitaus witziger ist die Figur der kroatischen Putzfrau Jasmina, die einst in ihrer Heimat Richterin war. Die gebürtige Zagreberin Andreja Schneider verkörpert die gute Seele zwar als Klischee der lebensfrohen Osteuropäerin mit starkem Akzent, ihre Dialoge mit dem Chef sind jedoch eine Bereicherung. Selbst die Vollblutkomödiantin kann jedoch manche geschmacklose Gags nicht verhindern, mit denen verzweifelt um Aufmerksamkeit gebuhlt wird.

Der Rest entspricht dem Schema vieler RTL-Serien der letzten Jahre. Die Bilder sind knallbunt, die kurz angespielten Popsongs sollen ein jugendliches Lebensgefühl verbreiten. Typisch sind auch Gitarrenakkorde, mit denen jeder Szenenwechsel unterlegt ist. Nach einer Weile ist das ebenso störend wie Steinkes Grimassen.

Fazit: Ein bisschen lustig, ein bisschen nervig. Tischendorf und Schneider agieren als Duo durchaus charmant.

RTL, Dienstag, 30. Januar, 21.15 Uhr