Essen. In ihrer zweiten Folge schreitet „Die Inselärztin“ beherzt gegen eine Katastrophe ein. Das Konzept des Films geht auf – trotz Kitsch.

Katastrophe am Tropenstrand: Gerade noch witzelten die Eltern der 13-jährigen Charlotte ausgelassen an der Hotelbar herum, Minuten später liegen sie bereits bewusstlos im Sand. Der Grund: Ein potenziell tödliches Bakterium greift mit rasender Geschwindigkeit ihr Immunsystem an – und niemand kennt den Auslöser.

„Die Inselärztin“, die neue ARD-Mixtur aus „Schwarzwaldklinik“ und „Traumschiff“, schlägt sich gerne mit solch kniffligen Fällen herum – zumindest entsteht der Eindruck nach den ersten beiden Episoden: An Melodrama und Schicksalsschlägen fehlt es in der Hotelpraxis von Filipa Wagner (Anja Knauer) auch in ihrer zweiten Folge nicht.

Eine kühne Ärztin als Allzweckwaffe

Traumhafte Strände, türkisfarbener Ozean und ein Halbtagesjob in einem Luxushotel – so sieht der neue Arbeitsplatz der ARD-„Inselärztin“ aus.
Traumhafte Strände, türkisfarbener Ozean und ein Halbtagesjob in einem Luxushotel – so sieht der neue Arbeitsplatz der ARD-„Inselärztin“ aus. © obs | ARD Degeto/TivoliFilm/A.Schumann

Während sich die frisch eingeflogene Chirurgin aus Frankfurt in der Auftaktfolge vor 4,3 Millionen Zuschauern gleich mit riskanten OP-Methoden herumschlagen musste, tritt sie in der zweiten Folge „Notfall im Paradies“ nun den Wettlauf gegen die Zeit an – schließlich muss der Erreger für die tödliche Infektion gefunden werden, bevor die Organe der beiden Patienten versagen.

Zugegeben, das klingt, als hätte sich das Autorenteam Maja und Wolfgang Brandstetter beim Schreiben reichlich viel vorgenommen: Killerbakterien, Seuchengefahr, eine kühne Ärztin als Allzweckwaffe – mehr Drama geht nicht. Trotzdem: Das Konzept der „Inselärztin“ geht auf – und das erstaunlicherweise trotz Klischees und Kitschfaktor.

Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen bringt die Figur der Filipa Wagner, eine traumatisierte Antiheldin mit Geniezügen, ihre ganz eigene Frische in ihre leicht austauschbare Aussteigergeschichte. Zum anderen gelingt den Machern eine gewisse Dynamik.

Taffe Ärztin, stereotype Einheimische

„Notfall im Paradies“ springt leichtfüßig zwischen Krimi und Romantik hin und her. Das hätte ziellos wirken können, doch Regisseur Peter Stauch hält die Fäden sicher in der Hand. Doch nun zu den Klischees. Bitter stößt hier vor allem die Darstellung der einheimischen Bevölkerung auf – all derjenigen also, die es sich auf der Insel nicht mit Sonnencreme und Strohhut gemütlich machen.

Denn während sich das überwiegend westeuropäische Hotelpersonal aus komplexeren Figuren zusammensetzt, sind die Mauritier hauptsächlich als Stereotypen dargestellt: die Schamanin, die Inselrowdys, der dauerdankbare Geringverdiener, für den die großzügige Inselärztin zur Rettung wird.

Immerhin wird die soziale Wirklichkeit des Fernwehparadieses nicht völlig ausgeblendet – das ist schon mehr, als vergleichbare Postkartenkitschfilme leisten. Und schließlich gelang eine gute Besetzung von Sonja Kirchberger bis Helmut Zierl – zu einem Dreh auf Mauritius sagt man eben nicht Nein.

Fazit: Harmlose Unterhaltung mit genreüblichem Kitsch und schönen Menschen.

ARD, Freitag, 25. Januar, 20.15 Uhr