Essen. Im ZDF-Krimi löst „Kommissarin Heller“ einen neuen Fall bravourös im Alleingang. Zweifellos der bisher beste Film in der starken Reihe.

Das Erste, was wir in diesem Film sehen, sind zwei bildschirmfüllende Augen. Sie gehören der Kommissarin Winnie Heller (Lisa Wagner), die sich gerade in einer extrem gefährlichen Lage befindet. In einer Spielhölle dreht ein junger Mann durch. Er schießt um sich, hält eine Geisel im Arm. Heller nutzt einen wirren Moment und liquidiert den Täter. Eine Entscheidung, die die Polizistin noch lange umtreiben wird.

Winnie Heller ist eine wahre Ausnahmeerscheinung im kaum noch überschaubaren Heer der Fernsehkrimis. Sie ist eine Eigenbrötlerin, meidet nach Möglichkeit den Kontakt mit Menschen und ist Dauergast bei der Psychologin Dr. Jacobi (Lena Stolze). Noch schlimmer ist alles geworden, seit ihr ehemaliger Partner Hendrik Verhoeven (Hans-Jochen Wagner) sich hat versetzten lassen und sie damit fast so etwas wie einen Freund verloren hat. Wie sehr er ihr fehlt, zeigt sich schon daran, dass sie ihn sich per Halluzination immer mal wieder herbeizitiert, und daran, dass sie in sein jetzt leerstehendes Haus einbricht, um dort zu nächtigen.

Zuschauer wird in Sachen Thrill nie im Stich gelassen

Der Regisseurin Christiane Balthasar und dem Drehbuchautor Mathias Klaschka, die fast durchgehend die bisher acht Filme dieser Reihe betreut haben, gelingt es dabei immer wieder, ihr privates Schicksal mit einem spannenden Fall zu verbinden. In „Vorsehung“ geht es ausgerechnet um Dr. Jacobi, Hellers Halt in schlechten Zeiten, die in ihrem Haus überfallen und schwer verletzt wurde. Zuvor hatte sie Heller noch eine Mail geschickt und um Rückruf gebeten, weil sie einen Klienten habe, der möglicherweise ein Verbrechen verüben könnte. Heller denkt sofort an einen Klienten der Psychologin, dem sie mit ihrer brutalen Offenheit möglicherweise zu nahe getreten ist.

Kommissarin Heller (Lisa Wagner) sucht den Mann, der ihre Psychiaterin fast ermordet hätte.
Kommissarin Heller (Lisa Wagner) sucht den Mann, der ihre Psychiaterin fast ermordet hätte. © ZDF/Hannes Hubach | ZDF/Hannes Hubach

Im Vergleich zu vielen Krimis auf dem Bildschirm wird der Zuschauer bei der Suche nach dem Täter in Sachen Thrill nie im Stich gelassen. Im Gegenteil, die Bedrohung nimmt immer stärker zu und endet schließlich in einem unerwarteten Finale. Bei allem bleibt man jedoch immer an der Figur der Kommissarin hängen, deren Einsamkeit einen nicht kalt lässt.

Currywurst an der Tankstelle

„Mir steht niemand nahe“, sagt die Frau mit dem seltsamen Sozialverhalten einmal zu ihrem Vorgesetzten. Danach sieht man sie dann einsam an der Tankstelle stehen, wo sie wieder mal eine Currywurst isst, um hin und wieder sogar ein paar Worte mit dem Tankwart zu wechseln. Dass sie eine starke Sehnsucht nach einer heilen Familie umtreibt, das spürt der Zuschauer sehr genau. Und als sich Heller Verhoevens komplette Familie herbeiimaginiert, werden deren dünne Scherze wie bei einer Sitcom durch Lacher vom Band unterlegt – faszinierendes Fernsehen in jeder Beziehung.

Fazit: Wieder einmal ein starker Auftritt der kompliziertesten Kommissarin des deutschen Fernsehens. Wie Lisa Wagner die Seelenlage einer einsamen Frau auslotet, belegt ihre hohe Schauspielkunst. „Vorsehung“ ist zweifellos der bisher beste Film in der starken Reihe um die menschenscheue Winnie Heller.

• Samstag, 20. Januar, 20.15 Uhr, ZDF: „Kommissarin Heller“