Essen. Im ARD-Thriller „Teufelsmoor“ müssen die Hauptdarsteller einiges ertragen. Dem Zuschauer macht das nach und nach die Spannung kaputt.

Die Übersetzerin Inga Hauck (Silke Bodenbender) wird die düsteren Erinnerungsfetzen an ihre Kindheit einfach nicht los. An jenen Tag vor allem, als sie auf ihren sechsjährigen Bruder Magnus aufpassen sollte, der dann plötzlich in Richtung Moor verschwand und danach nie wiedergesehen wurde. Auch ein Erwachsener wurde vermisst, ein Ungar aus der Nachbarschaft, heute immer noch betrauert von seiner jüngeren Schwester Anna (Bibiane Beglau).

Bis jetzt hat Inga ihre Dämonen immer noch in Zaum halten können. Doch dann muss sie samt Sohn Max zurück in die alte Heimat (gedreht in Vorpommern), um den Vater zu beerdigen. Es ist der Moment, in dem all das Böse aus der Vergangenheit plötzlich wieder gegenwärtig ist. Mal als Psycho-Thriller und mal als Seelen-Horror offeriert uns die ARD nun den Film „Teufelsmoor“, den die Regisseurin Brigitte Maria Bertele nach einem Erstlingsdrehbuch von Corinna Vogelsang inszenierte. Einem düsteren Genre wird in jeder Beziehung Tür und Tor geöffnet.

Gemäuer der Familie ist voll von unheimlichen Geräuschen

Da sind die finster dreinblickenden Dorfbewohner, meist in Schwarz, die gerade heidnischem Brauchtum huldigen und dem kleinen Max ins Ohr raunen, dass er bald geholt werde. Da ist das marode Gemäuer der Familie, das voll ist von unheimlichen Geräuschen. Und schließlich haben wir noch Inga selbst, die sich ihren eigenen Schrecken formt und bei jeder neuen Vision (es gibt deren viele) wie ein gehetztes Reh davonrennt.

Silke Bodenbender als Inga (Miie) und Helena Pieske (re.) in „Teufelsmoor
Silke Bodenbender als Inga (Miie) und Helena Pieske (re.) in „Teufelsmoor". © dpa | Oliver Feist/Degeto/NDR

Silke Bodenbender spielt eine Frau am Rande der Hysterie, die sich dem Geschehen allmählich immer stärker annähert, was auch bleibende Auswirkungen auf ihre Psyche hinterlässt. Nicht ganz unschuldig an ihrem Zustand ist die reichlich mysteriöse Ungarin Anna, die einst im Dorf geblieben ist, um Ingas Eltern zu pflegen. Jetzt spielt sie Spielchen mit Inga. Mal hält sie ihren Ehemann von ihr fern. Mal staffiert sie Sohn Max derart aus, dass Inga lange glaubt, den vermissten Magnus vor sich zu haben. Und irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie mehr weiß über das Geschehen von damals, als sie zugibt.

Drastisches Ende steigert Interesse nicht

Es wäre schön, könnte man sagen, dass wir hier ein spannendes Stück Fernsehen vor uns haben, das ähnlich gelagerte Kinothemen nicht scheuen muss. Doch dazu reicht es dann doch noch nicht.

Zwar schlagen die Trommeln tapfer immer dann, wenn es darum geht, drohendes Ungemach anzukündigen oder zu unterstreichen. Doch der in jeder Beziehung leidensbereiten Hauptdarstellerin dabei zuzuschauen, wie sie immer wieder in Panik gerät und losrennt, das steigert das Interesse auf Dauer nicht wesentlich. Auch nicht, wenn das Ende derart drastisch ausgemalt wird, dass man sich fragt, ob man noch im richtigen Film ist.

Fazit: Die Vergangenheit birgt Erinnerungen, an die man besser nicht rührt. Ein Thriller über versteckte Alpträume, dem der Thrill zwischenzeitig ein wenig ausgeht.

• Mittwoch, 17. Januar, 20.15 Uhr, ARD