Essen . In „Nord bei Nordwest“ sorgt eine ehemalige Geliebte für Aufregung. Ein spannender Ostsee-Krimi mit einem großartigen Darstellertrio.

Nord bei Nordwest: Der Serientitel der ARD-Krimireihe ist längst zum Gütesiegel geworden. Viermal seit 2014 gingen bisher der Tierarzt und ehemalige LKA-Ermittler Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann), Praxishelferin Jule Christiansen (Marleen Lohse) und Kleinstadtpolizistin Lona Vogt (Henny Reents) im idyllischen Ostseestädtchen Schwanitz auf Gangsterjagd. Jeder Einsatz war ein Lichtblick im oft trüben Krimi-Sumpf. Im neuen Fall „Sandy“ kommt es für das Trio knüppeldick. Nicht nur, dass Hamburger Drogendealer ihren Aktionsbereich offenbar auf die beschauliche Halbinsel ausgedehnt haben.

Es gibt auch eine neue Diebstahlsserie: Zwei dreiste Trickbetrüger in Polizeiuniform verschaffen sich mit gefälschten Durchsuchungsbeschlüssen Zugang zu Häusern und Wohnungen – und haben bei ihren Beutezügen auch die Tierarztpraxis nicht verschont. Ärger genug also, doch da taucht zu allem Überfluss auch noch Sandy de Man (Isabell Gerschke) auf, Haukes Ex aus Hamburger Zeiten. Doch sind Haukes Gefühle auch „ex“?

Gelegentliche Action-Momente wirken leise

Das Drehbuch stammt wieder von Holger Karsten Schmidt, der die vertrauten Charaktere, allen voran der wortkarge Hauke Jacobs, behutsam weiter ausgestaltet. Vor der atmosphärischen Ostseekulisse und mit jenem typisch norddeutschen Humor, der so lakonisch und charmant zurückgenommen daherkommt, entwickelt Regisseur Max Zähle daraus eine packende Geschichte. Intelligent brechen die Macher die Erwartungshaltung. Der Erzählton ist dabei durchweg ruhig. Selbst gelegentliche Action-Momente wirken leise, fast unterspielt. Im Gegensatz zu so manchen Krimireihen, die das Prädikat „lustig“ wie eine grellbunte Fahne vor sich hertragen, sind bei „Nord bei Nordwest“ Spannung und Humor tatsächlich untrennbar miteinander verknüpft.

Mehr noch: Jedes Zwischenspiel, jede wortkarge Minipointe zieht die Spannungsschraube in der Folge nur noch weiter an. Zähle und sein Kameramann Andreas Doub erreichen diese Wirkung auch deshalb, weil sie Räume nutzen. Damit sind nicht nur die Weitwinkelfahrten durch die norddeutsche Küstenlandschaft gemeint, sondern auch der Spielraum, in dem sich die Charaktere hier entfalten können.

Drei Frauen buhlen um einen Mann

Zwischen dem Tierarzt und den beiden Frauen, seiner Mitarbeiterin also und der Polizistin, knistert es seit dem ersten Fall. Doch dieses Dreieck ist mit Sandys Auftauchen akut gefährdet. Herrlich, wie Marleen Lohse und Henny Reents als potenzielle Rivalinnen Jule Christiansen und Lona Vogt blitzschnell die neue Bedrohung erkennen und sich über Augenkontakt verschwestern.

Der große „Raum-Deuter“ freilich ist einmal mehr Hinnerk Schönemann, der das Geschehen fast nur mit Blicken vorantreibt. Schönemann hat vermutlich den geringsten Textanteil aller Darsteller – sein Gesicht und seine Gestik sagen dafür einfach alles.

Fazit: Ein von Minute zu Minute spannender werdender Ostseekrimi mit einem großartigen Darstellertrio.

Sendetermin: Donnerstag, 11. Januar, 20.15 Uhr, ARD