Essen. In der ARD-Komödie „Herrgott für Anfänger“ jongliert ein „Wiener Türke“ mit den Religionen. Eine Erbschaft bringt vieles durcheinander.

Der junge Wiener Taxifahrer Musa (Deniz Cooper) weiß jetzt genau, wann er auf die richtige Frau fürs Leben trifft. Schon wenn er sie zum ersten Mal ansehe, hat ihm sein bester Freund erklärt, „dann muss die Zeit stehen bleiben“. Dieser Moment ist für Musa gekommen, als er Aisha vom Flughafen abholt, die Tochter seines Arbeitgebers, eines strenggläubigen Muslims. Für die Liebe lässt Musa, der mit Religion bisher nichts zu tun hatte, Allah in sein Leben.

Es könnte also eine richtige Romanze werden zwischen Musa und Aisha, doch in Sascha Biglers Komödie „Herrgott für Anfänger“ ist natürlich nichts so richtig sicher. Vielmehr häufen sich die Stolpersteine für den unbekümmerten „Wiener Türken“, dem die Frauen bislang nur so hinterherliefen. So viel, so üblich. Während aber die meisten Multikulti-Liebeskomödien ihren Witz aus kulturellen Unterschieden zwischen zwei Liebenden ziehen, steht hier der innere Konflikt der Hauptfigur im Mittelpunkt. Denn Musa muss plötzlich zwischen zwei Glaubensrichtungen jonglieren, nachdem ihn eine unerwartete Erbschaft erreicht.

Aufmarsch einer Spezialeinsatztruppe

Musas immer schlecht gelaunte Stammkundin hat ihm tatsächlich ihr Heurigen­lokal samt dazugehörigem Weinberg vermacht. Unter der Bedingung allerdings, dass Musa innerhalb eines Jahres zum christlichen Glauben konvertiert. Regisseur Bigler bemüht sich um eine temporeiche Inszenierung, um all die Ideen der Drehbuch-Autoren Berith Schistek und Karl Benedikter unterzubringen. Fast ist es schon zu viel, was da alles an Einfällen hereinpurzelt: von der heftigen Schlammschlacht zwischen Musa und der enttäuschten Heurigenwirtin Miri („Vorstadtweib“ Katharina Straßer) über die Skrupellosigkeit der katholischen Kirche bis hin zum Aufmarsch einer Spezialeinsatztruppe, die tätig werden muss, weil der Verfassungsschutz um Musa herum eine konspirative Zelle wittert.

Da bleibt einfach keine Zeit mehr für die stringente Erzählung einer aufkeimenden Liebe, die sich bald ohnehin mehr und mehr in Luft aufzulösen scheint. Damit man überhaupt aus diesem angehäuften Schlamassel noch hinausfindet, braucht es denn auch eines radikalen Schlussstrichs, mit dem sicher keiner gerechnet hat.

Pfarrer ist glücklich über das neue Schaf in der Familie

Bis dahin wirkt der Film manchmal wie ein zu voll gestelltes Wohnzimmer. Doch immer wieder sind es die österreichischen Schauspieler, die für vieles versöhnen. Da ist die hochbetagte Erni Mangold als herrlich grantige Alte, die Musa im Taxi regelmäßig voller Lust quält. Hary Prinz gibt mit schwarzem Wallebart einen Österreicher, der seit seiner Hochzeit mit einer Türkin zum Edelmuslim (Spitzname „Erdogan“) mutiert ist. Und schließlich Thomas Mraz als Pfarrer, der nach so vielen Austritten glücklich ist, mit Musa endlich wieder ein neues Schaf in der Herde begrüßen zu dürfen.

Fazit: Einfallsreiche Komödie um einen Türken ohne Glauben, der plötzlich Muslim und Christ gleichzeitig sein möchte. Die hübsche Idee wird leider vom Drehbuch überfrachtet.

• Sendetermin: Mittwoch, 10. Januar, 20.15 Uhr, ARD