Berlin . Der Schauspieler über den Historien-Zweiteiler „Der Puppenspieler“. Im ARD-Film ist er als Augsburger Kaufmann Jakob Fugger zu sehen.

Seit seinem ersten „Tatort“ 1984 ist Herbert Knaup einer der meist beschäftigten deutschen Schauspieler. Seine Paraderolle ist die des eigenwilligen Anwalts in der Serie „Die Kanzlei“. Doch es bleibt noch Zeit für andere Filme. Ab Mittwoch ist der 61-Jährige im ARD-Historien-Zweiteiler „Die Puppenspieler“ als Augsburger Kaufmann Jakob Fugger zu sehen, der im 15. Jahrhundert seinen Ziehsohn vor der Inquisition rettet.

Allein in diesem Jahr fünf Filme und eine Staffel à 13 Folgen „Die Kanzlei“. Haben Sie überhaupt noch Zeit für Ihre Frau und die zwei Söhne?

Herbert Knaup: Schon, doch. Das hört sich nur so viel an. Und die Serie, das sollte nur eine Übergangslösung sein. Dieter Pfaff war damals sehr krank, unterzog sich einer Chemotherapie und ist dann während der Dreharbeiten gestorben. Der Sender hat dann überlegt, die Serie doch fortzusetzen, und so bin ich jetzt mit an Bord.

Dennoch: Bei all diesen Rollen – sind Sie ein Workaholic? Brauchen Sie immer noch ein und noch ein Projekt?

Knaup: Ich würde das nicht so sehen, es sind ja auch nicht nur Hauptrollen. Ich liebe es einfach, mich zu verwandeln, in verschiedene Charaktere einzutauchen, diesen Auftrag der Menschendarstellung zu erfüllen. Aber natürlich habe ich ein Privatleben! Wenn ich nicht drehe, bin ich zuhause. Dann bin ich auch rund um die Uhr Hausmann und bringe meinen Sohn zur Schule. Ich schaue schon, dass ich bei Dreharbeiten am Wochenende daheim bin. Ich bin ein ganz normaler, fünf Tage arbeitender Vater.

Die Schauspieler Samuel Schneider (von links), Helen Woigk, Herbert Knaup, und Philipp Moog im Sommer nach der Premiere von „Der Puppenspieler “ beim Filmfest München.
Die Schauspieler Samuel Schneider (von links), Helen Woigk, Herbert Knaup, und Philipp Moog im Sommer nach der Premiere von „Der Puppenspieler “ beim Filmfest München. © dpa | Ursula Düren

Jetzt spielen Sie im Zweiteiler „Die Puppenspieler“ Jakob Fugger. Kürzlich im Luther-Film „Zwischen Himmel und Hölle“ hat Fugger die Reformation unterstützt, in Ihrem Film macht er Borgia zum Papst. Ist Jakob Fugger für alles verantwortlich?

Knaup: Wir wollten ihn einfach in allem recht modern machen. Um zu verdeutlichen, was die Geschichte uns heute noch zu sagen hat. Fugger als der erste Banker, der bei uns quasi die Globalisierung vorwegnimmt. Der überall seine Finger drin hat und in halb Europa die Strippen zieht. Der Urvater des Kapitalismus.

Und sahen Sie sich in der Rolle? Was war Ihre erste Reaktion, als das Angebot kam?

Knaup: Ich habe mit Regisseur Rainer Kaufmann schon einige „Kluftinger“-Krimis gedreht, wo ich auf schräge Art mit Dialekt in den Allgäuer Alpen ermittle. Da sagt man eigentlich blind zu. Kostümfilme sind außerdem meist aufregende Reisen. Die ganzen Roben, die brotkatbesetzten, seidenbestickten Umhänge, die Person und Herkunft ausstellen sollen – das zu tragen, bringt einen automatisch in eine andere Zeit.

Auch Religion und Verblendung spielt eine große Rolle in Ihrem Film. Gibt es da Parallelen zum heutigen Fundamentalismus?

Knaup: Vor 30 Jahren spielte die Gläubigkeit bei uns fast keine Rolle mehr, jetzt gibt es überall wieder Fundamentalismus, auch bei Christen. Was da gerade in unserem globalen Dorf an Terror passiert und was es für Ängste auslöst, derenthalben man dann auch wieder verstärkt Orientierung im Glauben sucht – das kann man damals wie heute finden.

• Mittwoch, 27. Dezember, 20.15 Uhr, ARD: „Der Puppenspieler“ ( Zweiter Teil: 29. Dezember)