Berlin. Merkel, Schulz, Lindner: Wer hat 2017 gewonnen, wer hat verloren? „Hart aber fair“ ließ das bundespolitische Jahr Revue passieren.

Glaubt man den Umfragen, sind die Menschen in Deutschland größte Freunde von Stabilität. Kein Wunder also, dass das Rumgeeiere um die Regierungsbildung auf Skepsis stößt: Groko, Koko, Neuwahlen – sicher ist derzeit gar nichts. Frank Plasberg griff diese Unsicherheit in „Hart aber fair“ auf. „Womit haben wir das verdient?“, fragte er seine Gäste.

Eine Antwort erhielt er allerdings nicht. Stattdessen verlegte sich die Runde darauf, einzelne Spitzenpolitiker und Themen zu diskutieren – darunter drei Parteichefs, die die Bundespolitik 2017 besonders geprägt haben.

Angela Merkel

Am Wahlabend sah die Kanzlerin noch wie eine Verliererin aus. Mittlerweile ist sie aber wieder erstarkt: Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die SPD ihr zu einer weiteren Amtszeit verhelfen wird. „Am Ende wird Merkel als Gewinnerin dastehen“, prognostizierte die taz-Journalistin Bettina Gaus.

Doch wie wird ihr politisches Erbe aussehen? Falls es mit der Groko klappt, wird diese Frage entscheidend von ihrem Programm abhängen. „Ich weiß nicht, was Merkel mit diesem Land vorhat“, sagte der SPD-Politiker Thomas Oppermann dazu. Bis heute habe die Kanzlerin etwa nicht auf die Europapläne von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reagiert. Stimmt, kann ja aber noch werden.

Merkel spricht sich erneut gegen Minderheitsregierung aus

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    Martin Schulz

    Der SPD-Parteichef gehört zu den tragischen Figuren des Jahres. Auf Rekorde in Umfragen folgte ein schwacher Bundestagswahlkampf, ein schlechtes Ergebnis – und der ein oder andere strategische Fehler während der Regierungsbildung. „Schulz dachte tatsächlich, dass die Leute ihn toll finden. Das war aber nicht so, sie freuten sich nur über eine Alternative zu Merkel“, sagte dazu der Welt-Journalist Robin Alexander. Entsprechend schnell sei der SPD-Spitzenkandidat abgestürzt, als sich zeigte, dass Schulz die Kanzlerin nicht richtig attackieren würde.

    Oppermann wollte die Kritik am Personal seiner Partei nicht gelten lassen, räumte aber Fehler der SPD ein. „Wir haben zu oft die Themen gewechselt“, sagte der frühere Fraktionschef. Gerechtigkeit sei zwar wichtig gewesen, allerdings habe man das Thema Sicherheit nicht ausreichend bedient. Und auch die Pläne zum Einwanderungsgesetz hätten stärker betont werden müssen. Am Ende war die Position der Partei aber tatsächlich auch undankbar: „Es ist schwierig, aus einer großen Koalition heraus Wahlkampf zu machen.“

    Christian Lindner

    „Hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg hielt sich am Montag zurück – und das tat der Sendung gut.
    „Hart aber fair“-Moderator Frank Plasberg hielt sich am Montag zurück – und das tat der Sendung gut. © dpa | Jörg Carstensen

    Aufrechter Demokrat oder skrupelloser Machtpolitiker? Christian Lindners Vorgehen bei den Jamaika-Verhandlungen hat polarisiert. „Herr Lindner hat sich damit in das Lager der Populisten gestellt“, urteilte Oppermann. Schließlich habe sich der FDP-Chef im Wahlkampf mit besonders viel Kritik an den Zuständen in Deutschland hervorgetan – um dann in den Sondierungen geplant das Weite zu suchen.

    „Ich hatte den Eindruck, dass die FDP von vornherein nicht wollte“, sagte auch die CDU-Politikerin Julia Klöckner. Doch immerhin habe Lindner überhaupt verhandelt – anders als die SPD. Zugleich warnte Klöckner vor einem Scheitern der Gespräche zwischen Union und Sozialdemokraten: „Die Einzigen, die bei Neuwahlen vor Lachen nicht in den Schlaf kommen würden, wäre die AfD.“

    Die Sprüche des Abends

    Kamen vom Comedian Abdelkarim. „Neben einer blonden Dame muss ich mich zurückhalten, wegen Silvester“, befand er mit Blick auf Klöckner. „Fast wie im Irak, 100 Prozent“, sagte er zur ersten Wahl von Martin Schulz zum Parteichef.

    Das Fazit

    So ganz wurde die letzte Ausgabe von „Hart aber fair“ in diesem Jahr dem Titel nicht gerecht. Statt des konkreten Themas Regierungsbildung wurde vielmehr das politische Jahr aus einer innenpolitischen Perspektive beleuchtet.

    Das machte aber nichts: Weil sich der Gastgeber bewusst zurückhielt, kam es immer mal wieder zu interessanten Exkursen. Ein Talk ohne ständig eingreifenden Talkmaster kann also funktionieren. Auch das ist zum Jahresende doch eine Erkenntnis.

    • Hier geht’s zur Sendung „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek