Essen. Kriminalkommissar Carlos Benede adoptiert ein traumatisiertes Kind. ZDF-„Fernsehfilm der Woche“ beruht auf einer wahren Geschichte.

Dies ist kein Montagskrimi wie jeder andere, auch wenn der wenig originelle Filmtitel dies nahelegt. „Der Polizist, der Mord und das Kind“ erzählt die wahre Geschichte des Polizisten Carlos Benede, der sich des traumatisierten Jungen Alexander annimmt. Das ZDF zeigt die Verfilmung von Benedes Autobiografie heute als „Fernsehfilm der Woche.“ Drehbuchautorin Dorothee Schön und Regisseur Johannes Fabrick haben sich weitgehend an diese Autobiografie gehalten und präsentieren dem Zuschauer nun einen Menschen, dessen Güte und Aufopferung grenzenlos scheinen.

Der selbst in einem katholischen Waisenhaus groß geworden ist, wo er immer nur respektvolle Erziehung erfahren hat. Und der diese Erfahrung nun unbedingt weitergeben möchte. Der Fall, der Carlos Benede (Mathias Koeberlin) zum Handeln bringt, ist der des elfjährigen Alexander (Joshio Marlon). Der Junge musste miterleben, wie sein jähzorniger Vater die geliebte Mutter erstach. Ihn soll Benede die ersten Tage bei sich unterbringen, bis man eine Lösung für den Verwaisten gefunden hat.

Nach dem Tod der Mutter landet Alexander beim Kommissar

Der Betreuer erlebt am Tage einen starken Jungen, der unbedingt im Gericht gegen seinen Vater aussagen möchte. Nachts aber erlebt Alexander Alpträume, in denen er das schlimme Geschehen in der heimischen Küche immer wieder durchlebt. Am Ende sieht die Lösung so aus, dass Benede den Jungen kurzerhand adoptiert, obwohl ihm bei der Anhörung gar pädophile Interessen unterstellt werden. Hauptdarsteller Matthias Koe-berlin ist vor allem aus seinen Auftritten in den Krimireihen um „Kommissar Marthaler“ und die „Toten vom Bodensee“ bekannt.

Opferschutzkommissar Carlos Benede (Matthias Koeberlin, r.) begleitet Alexander (Joshio Marlon, 2.v.r.) zum Prozess, in dem er als Zeuge gegen seinen Vater (Ilir Rexhepi, 2.v.l.) aussagen wird.
Opferschutzkommissar Carlos Benede (Matthias Koeberlin, r.) begleitet Alexander (Joshio Marlon, 2.v.r.) zum Prozess, in dem er als Zeuge gegen seinen Vater (Ilir Rexhepi, 2.v.l.) aussagen wird. © ZDF/Barbara Bauriedl | ZDF/Barbara Bauriedl

Für diese Filme scheint er wie gemacht mit seiner ausdruckstarken Verbissenheit und dem legeren Aussehen. Im Vergleich dazu erkennt man ihn jetzt fast gar nicht, wenn er glattrasiert und fein gescheitelt als Mitglied des Opferschutzkommissariats auftaucht. Warum ausgerechnet der strohblonde Matthias Koeberlin den eigentlich dunkelhäutigen Carlos Benede spielt, bleibt ein Geheimnis der Produzenten. Aber er bemüht sich redlich um ein zurückhaltendes Spiel, um gegen die plane Heroisierung der Hauptfigur anzugehen.

Darsteller liegen sich weinend in den Armen

Am besten gelingt ihm das in den späteren Jahren, wenn Alexander (jetzt: Vincent zur Linden) häufig ausrastet und Züge des gewalttätigen Vaters bei ihm erkennbar werden. Trotzdem bleibt am Ende ein zuckriger Geschmack, herrührend vermutlich von all der Selbstlosigkeit, der wir unentwegt begegnen. Der Gipfel wird erreicht, wenn Benede seiner Freundin (Stefanie Stappenbeck) kurzerhand den Laufpass gibt, um Alexander nicht gleich eine neue Mutterfigur zu präsentieren. Da fliegen nicht etwa die Fetzen, oh nein, da liegt man sich weinend in den Armen.

Fazit: Ein Polizist vom Opferschutz spürt plötzlich, dass er mehr tun muss für ein traumatisiertes Kind. Ein Film, in dem gute Menschen mit guten Dingen aufwarten – etwas zu glatt poliert für die Vorweihnachtszeit.

• Montag, 11. Dezember, 20.15 Uhr, ZDF: „Der Polizist, der Mord und das Kind“