Hagen. Er hat das berühmteste Grinsen Hollywoods: Schauspieler Jack Nicholson ist 80 geworden. Sein Leben war lange Zeit wenig heldenhaft.

Dieses Grinsen. Es ist immer da, wenn man an Jack Nicholson denkt. Angsteinflößend kann es sein, charmant oder überheblich wirken – aber immer ist es einprägsam. Und es ist ohne Zweifel das berühmteste Grinsen Hollywoods. So wie sein Träger einer der berühmtesten Schauspieler seiner Generation ist.

In diesem Jahr ist Jack Nicholson 80 Jahre alt geworden. Anlass für die Filmemacherin Annette Baumeister, den dreifachen Oscargewinner zu porträtieren. Ihren Film „Jack Nicholson“ zeigt 3Sat am Samstagabend (9. Dezember, 22.15 Uhr). Unmittelbar davor läuft der Spielfilm „Das Versprechen“ (20.15 Uhr) mit Nicholson in der Hauptrolle.

Die Rollen des Braven haben ihn nie interessiert

Baumeisters Film erzählt die Geschichte eines Mannes, der nie den strahlenden Helden abgegeben hat. Immer waren seine Figuren psychisch labil wie in „Einer flog über das Kuckucksnest“, sexuell ungehemmt wie in „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ oder zerstörerisch wie in „Shining“. Die Rolle des Guten, des Braven – das hat ihn nie interessiert.

Vielleicht auch, weil sein eigenes Leben lange Zeit wenig heldenhaft war. Schon die Kindheit begann mit einer Lüge. Denn die Frau, die Nicholson für seine Schwester hielt, war eigentlich seine Mutter. Sie wurde als Jugendliche ungewollt schwanger und Nicholsons Großmutter zog ihn als ihren Sohn auf. Erst mit 37 Jahren erfuhr er von seiner Abstammung.

Da war Nicholson, der als Jugendlicher als hässlich verspottet wurde, bereits ein Star in Hollywood. Seine Rolle im Kultfilm „Easy Rider“ brachte 1969 den langersehnten Durchbruch und die erste von zwölf Oscarnominierungen – Rekord.

Nicholson gibt kaum Interviews

Jack Nicholson als Mafia-Boss Frank Costello in „Departed“.
Jack Nicholson als Mafia-Boss Frank Costello in „Departed“. © imago stock&people | imago stock&people

Die Dokumentation nähert sich Jack Nicholson über sein Werk und Freunde. Viele Filmausschnitte auch aus früheren Filmen geben einen guten Einblick in die Entwicklung Nicholsons. Leider bleiben seine Versuche als Regisseur – unter anderem „The Terror“ 1963 – weitgehend unberücksichtigt. Dafür kommen Wegbegleiter wie Produzent und Entdecker Henry Jaglom oder Regisseur Peter Segal („Die Wutprobe“ 2003) zu Wort. Sie sind es, die Anekdoten erzählen, analysieren und einordnen. Der Star selbst spricht nicht. Kein Wunder, lebt Nicholson doch seit Jahrzehnten zurückgezogen in den Hügeln über Los Angeles. Interviews sind selten.

Überhaupt ist es in den vergangenen Jahren still um den Mann mit den markanten Sonnenbrillen geworden. Doch wie sehr er auch junge Hollywoodstars prägt, zeigt eine Szene, die ebenfalls in der Dokumentation zu sehen ist. Da sitzt Schauspielerin Jennifer Lawrence bei einem Interview, unmittelbar nachdem sie 2013 den Oscar gewann.

Fünf Kinder mit vier Frauen

Doch nicht die Trophäe, die vor ihr steht, raubt ihr den Atem. Es ist Jack Nicholson, der plötzlich auftaucht und sagt, wie sehr er sie schätzt. „Oh mein Gott“, stammelt Lawrence daraufhin. Hier wird deutlich: Nicholson ist nicht so rau und grob, wie er sich in seinen Filmen gibt. Trotz zahlreicher Affären und Beziehungen – Nicholson hat fünf Kinder mit vier Frauen – Skandale gab es nie. Dafür gibt es aber vielleicht bald einen neuen Film.

Fazit: Ein sehr gelungenes Por­trät eines faszinierenden Mannes. Nur die eingespielten Nietzsche-Zitate bleiben rätselhaft und unerklärt. Nicholson selbst würde der Film wohl nicht gefallen – viel zu heldenhaft.

• „Jack Nicholson“, Samstag, 9. Dezember, 22.15 Uhr, zuvor ab 20.15 Uhr, „Das Versprechen“ (20.15 Uhr).