Berlin. „Die Eifelpraxis“ spricht mit leichtem Ton an, was im deutschen Gesundheitssystem schief läuft. Nur der Kitschfaktor nervt ein wenig.

Ein anstrengender Chef, ein pubertierender Sohn – und auch sonst ist das Leben nicht unbedingt ein Kinderspiel für die alleinerziehende Mutter. Doch Vera Mund (Rebecca Immanuel) atmet einmal durch, weiter geht’s. Die Patienten warten, denn es ist soweit: Die „Eifelpraxis“ öffnet wieder.

Immanuel, die 2002 zusammen mit Christoph M. Ohrt in der Anwaltsserie „Edel & Stark“ für beste Unterhaltung sorgte, punktet auch als „Versorgungsassistentin“ mit hohen Sympathiewerten. Dass es in diesem Job nicht so witzig, frech und abgedreht zugeht wie in der Kanzlei, ist klar. Aber auch als Gesundheitsberaterin, die von Berlin aufs Land zog, muntert sie die Zuschauer mit ihrem Mut zur großen Klappe auf.

Vera Mund muss schlechte Laune ihres Chefs ausbaden

Es ist die Idylle pur: Die Vögel zwitschern, die Fachwerkhäuser sehen so putzig aus, dass man am liebsten nach Monschau an die Mosel ziehen würde. Hier kümmert sich der Arzt noch wirklich um seine Kranken. Doch in Ordnung ist die Welt auch hier schon lange nicht mehr. Denn Doktor Chris Wegner (Simon Schwarz) muss ganz schön kämpfen, um all seine Patienten zu versorgen.

Vera Mundt (Rebecca Immanuel), ihr Chef Chris Wegner (Simon Schwarz, li.) und Henning Maurer (René Steinke).
Vera Mundt (Rebecca Immanuel), ihr Chef Chris Wegner (Simon Schwarz, li.) und Henning Maurer (René Steinke). © ARD Degeto/Hardy Spitz | ARD Degeto/Hardy Spitz

Er gibt wirklich alles, um den meist älteren Frauen die Wehwehchen zu nehmen. Deshalb wird er gemocht, auch wenn er keiner dieser smarten TV-Docs ist, die toll aussehen und alles wissen. Wegner ist eher der wortkarge Typ. Er sitzt im Rollstuhl, was den Job eben nicht leicht macht. Im Gegenteil: Er ist oft schlecht gelaunt. Auszubaden hat das Vera Mund, die ihm mit ihrer vitalen Art gehörig auf die Nerven geht. Dabei ist er – man ahnt es schon – auch ein bisschen verliebt in sie.

Mediziner-Film mit eigenen Akzenten

Klinikserien, Ärzteserien oder Hebammen, die unter schwierigsten Verhältnissen Kinder zur Welt bringen, gehören zu den beliebtesten TV-Stoffen. Die Eifelpraxis von Regisseur Josh Broecker („Marie Brand“) ist zwar auch nur ein weiteres Angebot in dem Medizinerkabinett – aber sie setzt doch ein paar eigene Akzente.

In leichtem Ton kommt das zur Sprache, was im deutschen Gesundheitssystem in den vergangenen Jahren schiefgelaufen ist: Ärztemangel, Zeitknappheit für die Patienten, die oft alt und vereinsamt zu Hause auf Hilfe hoffen. Wenn die Not groß ist, eilt Vera Mund herbei. Doch es zeigt sich, auch sie kann nicht überall sein.

An einigen Stellen besser die Augen schließen

Eine alte Dame stürzt, liegt stundenlang in der Wohnung. Das ist traurig, aber sonst darf schon geschmunzelt werden: Zum Beispiel, als die gute Vera bei einer alten Dame zum Kaffee eingeladen wird, die voller Begeisterung über fiese Keime im Kuchen spricht.

Übertrieben allerdings ist die Geschichte um eine junge Frau, die zu erblinden droht. Was Vera nicht alles anleiert, um zu helfen – damit würde sie selbst beim Laientheater ausgepfiffen. Auch die kleinen Liebeleien, die sich im Alltag so ergeben, wirken lustlos hingeschludert. Der Zuschauer macht an den Stellen besser die Augen zu.

Fazit: Bei der Eifelpraxis lässt sich zwar gut abschalten. Aber der Kitschfaktor nervt schon ein bisschen.

Freitag, 8. Dezember, ARD, 20.15 Uhr