Berlin. Das Spitzenpersonal der Groko-Parteien wirkt alles anderes als frisch. „Kann das überhaupt etwas werden?“, fragte Sandra Maischberger.

Angela Merkel ist angeschlagen, Horst Seehofer ist entmachtet und Martin Schulz hat mit der Glaubwürdigkeit zu kämpfen: Stark und unangefochten sind die Spitzenpolitiker, die Union und SPD zu einer Lösung der gegenwärtigen Krise bei der Regierungsbildung führen sollen, nicht gerade. Doch selbst, falls es mit der großen Koalition klappt, stellt sich die große Frage: Werden die Parteien mit diesem Personal die Frische an den Tag legen, die für die Bewältigung der anstehenden großen Aufgaben nötig ist?

Diesem Punkt widmete sich am Donnerstagabend auch Sandra Maischberger. „Die Koalition der Verlierer: Drohen faule Kompromisse?“, fragte sie ihre Gäste.

Angela Merkel

Die mögliche Anführerin dieser Koalition kam in der Runde überwiegend schlecht weg. Da war etwa der Claus Strunz, der als Dauer-Kritiker von Angela Merkel auch jetzt wieder Parallelen zu Helmut Kohl ausmachte. „Merkel ähnelt Kohl, weil sie weiterwurschtelt statt abzutreten“, sagte der TV-Journalist. Die Kanzlerin sei „saft- und kraftlos“ und stehe für vier verlorene Jahre. Dass sie in der CDU dennoch unangefochten sei, liege daran, dass sie eine starke Nummer Zwei stets verhindert hat.

Oskar Lafontaine sah das ganz ähnlich. „Merkel hat bei der Wahl acht Prozent verloren, außerdem hat sie die AfD groß gemacht: Das sind doch zwei Gründe zu überlegen ob man weitermachen will“, sagte der früher Chef der Linkspartei. Und auch Klaus Wowereit befand: „Sie hat den richtigen Zeitpunkt für den Abgang verpasst.

Unterstützung erhielt die Kanzlerin dagegen von Dorothee Bär, die die Ausführung für anmaßend erklärte. „Angela Merkel hat den Zeitpunkt nicht verpasst“, sagte die CSU-Politikerin. Dass es keine Nummer Zwei gebe, liege nicht an der Kanzlerin. „Da gibt es auch eine gewisse Bringschuld in der Partei.“

Auch Stephanie Bschorr verteidigte Merkel. „Es geht uns besser den je, vom Rumwurschteln kann ja wohl keine Rede sein“, sagte die Präsidentin des Verbands der deutschen Unternehmerinnen. Allerdings brauche die Wirtschaft so langsam Planungssicherheit.

Martin Schulz

Ähnlich zweigeteilt fiel das Meinungsbild in der Runde beim SPD-Chef aus. Strunz etwa kritisierte die inhaltlichen Verrenkungen von Martin Schulz. Schließlich habe er sich zunächst eindeutig gegen eine große Koalition ausgesprochen, um die Partei nun in Gespräche zu genau dieser Option zu führen. „Ich verstehe überhaupt nicht, wie er das mit sich selbst klar kriegt“, sagte Strunz.

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    „Ich wünsche mir, dass sich die SPD-Mitglieder gegen die große Koalition stellen“, sagte dazu der TV-Journalist Friedrich Küppersbusch. Die SPD habe in der letzten großen Koalition gute Politik gemacht, sei dafür aber abgestraft worden.

    Klaus Wowereit verteidigte dagegen seinen Parteichef. Schulz habe in einem schwierigen Umfeld agieren müssen. „Das ist keine angenehme Position.“ Dass Schulz beim am Donnerstag beginnenden SPD-Parteitag um seine Macht fürchten muss, glaubt Wowereit nicht. „Die Frage ist entschieden, niemand hat seinen Hut in den Ring geschmissen.“

    Horst Seehofer und Markus Söder

    Und die CSU? Dorothee Bär vertrat für ihre Partei nach der Causa Söder die „Hier gibt es nichts zu sehen, gehen sie weiter“-Haltung. „Wir hatten eine sehr harmonische Vorstandssitzung“, sagte die CSU-Politikerin. Zudem sei es doch gut, dass die Partei so viele personelle Optionen für die Seehofer-Nachfolge gehabt habe.

    Wowereit war da skeptischer. Die CSU habe nur die Landtagswahl im kommenden Jahr vor Augen und müsse dazu Trophäen erzielen. „Söder wird etwas fordern müssen, sonst kann er sich in Bayern nicht mehr sehen lassen“, sagte Wowereit mit Blick auf mögliche Groko-Verhandlungen.

    Strunz war dagegen ganz begeistert von den Christsozialen. „Die CSU ist ein Role-Model für die Erneuerung der CDU“, jubelte der Moderator. Schließlich blieben der Partei mit Söder als Modernisierer und Seehofer als altem Schlachtross beide Politiker erhalten. Söder der Modernisierer? Eine erstaunlich milde, fast schon absurde Sicht auf das Chaos in der CSU.

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      Das Fazit

      So richtig sprang der Funke in dieser Ausgabe von „Maischberger“ nicht über. Zwar überzeugte der Ansatz, die Regierungskrise anhand der zentralen Spitzenpolitiker zu diskutieren. Inhaltlich blieb die Debatte aber zu sehr auf Allgemeinplätzen hängen – und wirkte zudem oft fahrig.

      Das lag vor allem daran, dass die Gastgeberin den Ausführungen ihrer Diskutanten zu selten Paroli bot. Und so war es zwischendurch etwa an Friedrich Küppersbusch, die großen Tiraden des Claus Strunz gegen die große Koalition einzufangen: „Sie wissen schon, dass wir gerade darüber reden, wohin der Staat seine Überschüsse tun könnte – nachdem wir jahrelang von einer Groko regiert wurden.“

      Zur Ausgabe von „Maischberger“ in der ARD-Mediathek