Berlin. Im Film „Eine Braut kommt selten allein“ verliebt sich „Sido“ in ein Roma-Mädchen. Im Interview erzählt er von seinen eigenen Wurzeln.

Erst trat er mit einer Totenkopf-Maske auf, brachte mit seinen derben Songtexten die Jugendschützer gegen sich auf: Rapper Sido (37). Jetzt spielt Sido, der mit bürgerlichem Namen Paul Würdig heißt, die Hauptrolle in der Tragikomödie „Eine Braut kommt selten allein“. Sido spielt einen Clubbesitzer und Sohn einer Sinti-Mutter, der ein Roma-Mädchen bei sich aufnimmt – und sich verliebt.

Wie kam es, dass Sie in diesem Film die Hauptrolle spielen?

Sido: Der Produzent Marc Conrad hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Er weiß, dass ich Sinti-Wurzeln habe. Und weil mir das Thema sehr gefällt, habe ich zugesagt. Besonders lustig finde ich, dass ich im Film einen Deutschen spiele, obwohl ich selber Sinti-Wurzeln habe – aber das sieht man mir ja nicht an.

Redet Ihre Mutter über ihre Familie?

Sie redet schon viel darüber. Frauen werden in der Familie meiner Mutter traditionell nicht so gut behandelt, und sie würden gerne freier sein, als sie sind – das ist eine Kulturfrage.

Kürzlich gab es Wirbel um den Jugendfilm „Nellys Abenteuer“: Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma kritisierte, dass der Film Vorurteile schüre und rassistisch sei. Mit welchen Reaktionen rechnen Sie jetzt?

Der Verein wird bestimmt irgendwas finden, was wir hätten anders machen sollen. Aber ich finde, wir haben alles richtig gemacht.

Sie glauben also, dass die Sinti-Kultur genau beschrieben wird.

Ja, auch wenn der Film natürlich nicht die ganze Kultur darstellen kann. Aber er zeigt zum Beispiel, dass diese Leute loyal sind. Die Familie hält zusammen, und man gehört für immer und ewig dazu, egal was passiert. Und sie sind sehr musikalisch, was mir persönlich besonders wichtig ist. Der Film zeigt aber auch die Probleme – dass sie hier und da klauen, dass die sich durchs Leben tricksen. Wir halten da nicht hinter dem Berg. Aber es wird auch erklärt, warum das so ist, und das finde ich spannend.

Der Johnny, den Sie im Film spielen, ist ein gutmütiger, friedlicher Typ: Ihr Image allerdings ist ja ein ganz anderes.

Gutmütig bin ich auch. Aber ich kann besser Nein sagen als Johnny, dem fehlt ein bisschen Rückgrat, und das kann ich von mir nicht sagen.

Wollen Sie mit dem Film eigentlich Ihr altes Image als Gangster-Rapper loswerden?

Meine Karriere besteht doch nicht aus einem Image, sondern aus mir, aus dem Menschen. Als ihr mich zum ersten Mal gehört habt, da war ich 18 Jahre alt. Heute bin ich ein anderer.

Sie haben gerade ein Kinderhörspiel produziert, in dem es um eine fleißige Biene geht.

Ich habe vier Kinder und finde es einfach cool, ein Hörspiel für Kinder zu machen. Die hören abends immer Hörspiele zum Einschlafen, und ich möchte, dass die auch eines von mir hören.

„Eine Braut kommt selten allein“, Mittwoch, 6. Dezember, 20.15 Uhr in der ARD