Washington. Donald Trump hat vor Jahren für eine Aktionsgruppe gespendet. Diese Gruppe hat nun aber eine falsche Geschichte in Umlauf gebracht.

Unter Krisenreportern gehört Christiane Amanpour zu den allseits respektierten Journalisten. Seit 34 Jahren reist die dunkelhaarige Frau für den Nachrichtensender CNN rund um den Globus. Wo Krieg ist, ist Amanpour. Zig Millionen Zuschauer bilden sich ihre erste Meinung über gewaltsame Konflikte oft durch die Arbeit der 59-Jährigen. Entsprechend groß war das Aufsehen, als die Tochter britisch-iranischer Eltern am Dienstag vehement gegen Donald Trump zu Felde zog.

Der US-amerikanische Präsident hatte in seinem persönlichen „Krieg“ gegen den Sender, dem er regelmäßig die Verbreitung von „Lügengeschichten“ über seine Präsidentschaft vorhält, eine neue Front eröffnet. Tenor: CNN vertrete die Vereinigten Staaten in der Welt „mangelhaft“.

Amanpour wehrt sich gegen Trump-Angriffe

Zuvor hatte Trump einen Wettbewerb um den Preis für die „unehrlichste, korrupteste und/oder verzerrteste politische Berichterstattung über euren Lieblingspräsidenten (mich)“ ausgelobt, an dem CNN unbedingt teilnehmen müsse, nicht aber der für Lobeshymnen auf Trump bekannte Konkurrenz-Kanal Fox News.

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Amanpour bezeichnete die Attacken als „schockierenden“ Angriff auf die Pressefreiheit. Auswärtige Potentaten würden dazu ermutigt, gegen CNN-Reporter vorzugehen und kritische Berichterstattung abzuwürgen. Was dann übrig bleibe, seien „Propaganda und Lügen, verdammte Lügen.“

Aktivistengruppe wollte „Washington Post“ Fake-News unterjubeln

Die von Trump beinahe täglich vor mittlerweile 43,5 Millionen Twitter-Anhängern aufgeführte Medienschelte trifft aber längst nicht nur CNN und ruft vor allem Nachahmer auf den Plan. Das musste nun die „Washington Post“ erfahren.

Das im Besitz von Amazon-Chef Jeff Bezos stehende Leitmedium war Ziel einer ungewöhnlich subversiven Aktion der konservativen Aktivistengruppe „Project Veritas“ („Projekt Wahrheit“). Eine Mitarbeiterin wollte der Zeitung eine getürkte Geschichte über den republikanischen Sex-Skandal-Politiker Roy Moore aus Alabama unterschieben.

Trump spendete an „Project Veritas“

Der erzkonservative Mann bewegt landesweit die Gemüter, weil er vor Jahren eine damals 14-Jährige sexuell belästigt haben soll. Konkret behauptete die Frau, von Moore als Teenager geschwängert und zu einer Abtreibung gedrängt worden zu sein. Vorwürfe, die Moore, der sich am 12. Dezember gegen den Willen vieler Top-Republikaner aber mit Rückendeckung Trumps zur Wahl in den Senat stellt, politisch den Kopf kosten könnten.

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    „Project Veritas“, geleitet von dem verurteilten Straftäter James O’Keefe, setzte darauf, dass die durch die Aufdeckung der Watergate-Affäre zu Weltruhm gelangte „Post“ die Geschichte druckt. Danach, so Chefredakteur Marty Barron, sollte das Hauptstadt-Blatt als Paradebeispiel für Rufmord und Fake News öffentlich vorgeführt werden.

    Die „Washington Post“ aber entlarvte den Schmuh durch akribische Recherche und ließ die fingierte Geschichte durch eine schockierende Video­dokumentation auffliegen. Für Präsident Trump ist der Vorgang peinlich. Vor zwei Jahren spendete er über eine Wohltätigkeitsorganisation „Project Veritas“ 10.000 Dollar.

    Experten fürchten konservatives Medien-System

    Die jüngste Eskalation zwischen Trump und CNN sowie „Project Veritas“ und der „Washington Post“ könnte als Nebenkriegsschauplatz vernachlässigt werden, „wenn sich nicht im Hintergrund – mit Billigung Trumps – Anzeichen für den Aufbau eines rechtskonservativen Medien-Ökosystems verdichteten“, sagte ein Experte der Georgetown-Universität in Washington.

    So torpediert Trump persönlich den Zusammenschluss der Telekommunikations- und Medien-Riesen AT&T und Time Warner. Letzterer müsse sich vorher von CNN trennen, haben Vertreter des Justizministeriums laut Medienberichten durchsickern lassen. Als Kaufinteressent, so wird spekuliert, stünde Trump-Intimus David Pecker bereit.

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      Trump legte sich öffentlich mit „Time“-Magazine an

      Dessen Revolver-Blatt „National Enquirer“ arbeitet seit Jahren umsatzträchtig zwischen Fiktion und Sensation. Pecker wird auch im Zusammenhang mit einem Coup genannt, der den renommierten Time-Verlag betrifft. Das Medienunternehmen gibt unter anderem das gleichnamige Magazin heraus, das jährlich die prestigeträchtige Auszeichnung „Person des Jahres“ verleiht. Trump hatte vor wenigen Tagen behauptet, er sei für die diesjährige Ehrung bereits ausgeguckt gewesen, habe aber abgelehnt. „Frei erfunden“, konterte die Chef-Redaktion.

      Seit Wochenbeginn hat der Time-Verlag einen neuen Besitzer. Die Verlagsgruppe Meredith aus Iowa hat für rund zwei Milliarden Dollar zugeschlagen. Möglich wurde der Deal nur, weil zwei der reichsten und politisch umtriebigsten Männer Amerikas – Charles und David Koch – 650 Millionen Dollar zugeschossen haben. Die zusammen über 80 Milliarden Dollar schweren Unternehmer-Brüder stecken seit Jahren dreistellige Millionenbeträge in Wahlkämpfe, um linientreue Republikaner in die Parlamente zu bringen.

      Medien-Investoren stützen Trump

      Nach anfänglicher Distanz zu Trump stützen sie inzwischen den Präsidenten und weite Teile seiner Agenda. Beteuerungen, wonach sich die Kochs bei ihrer neuen Medienbeteiligung nicht einmischen werden, hält der frühere „Time“-Chef Richard Stengel für „naiv“.

      Mit ihrem Investment in die Meredith-Gruppe, die über Familienzeitschriften und Dutzende lokale Fernsehstationen knapp 200 Millionen Amerikaner versorgt, haben sich die Kochs nach Einschätzung von Medienkritikern eine „mächtige Plattform gesichert, um die Polarisierung der öffentlichen Meinung weiter zu verschärfen“.

      Ähnlich wie die Sinclair Broadcast Group, die über ihren Chef David Smith in 170 TV-Stationen ausschließlich konservative Berichterstattung zulässt, vor weiteren Zukäufen steht und starkes Interesse an CNN haben soll, falls der jetzige Eigentümer (Time Warner) zum Verkauf gedrängt würde.