„Harter Brocken“ ist ein ungewöhnlicher, hochunterhaltsamer Harz-Krimi. In der konzentrierten Handlung kommt auch Humor nicht zu kurz.

Die legendäre Schießerei am O. K. Corral zwischen Wyatt Earp und den Clanton-Brüdern war nach 30 Sekunden vorbei. Viel länger dauert auch das entscheidende Feuergefecht in „Die Kronzeugin“ nicht.

Doch dieser Showdown findet nicht in Tombstone/Arizona statt, sondern auf einer Stausee-Mauer bei Goslar: Wildwest in Niedersachsen. Vor zweieinhalb Jahren zeigte die ARD den ersten Harz-Krimi „Harter Brocken“, der nicht zuletzt deshalb so erfolgreich war, weil er so gar nicht dem gängigen Muster der Regionalkrimis entsprach. Jetzt endlich kommt der zweite Einsatz für Frank Koops (Aljoscha Stadelmann), den kauzigen Dorfsheriff von St. Andreasberg.

Wenn Koops mal keine Parkknöllchen verteilt oder mit der Pistole den Schießstand zerlegt, statt die Scheibe zu treffen, schnitzt er Speckstein-Figuren. Abends trifft er sich mit dem befreundeten Postboten Heiner (Moritz Führmann) zu Bier und Halma in der Eckkneipe. Gelegentlich taucht die nette Kollegin Mette (Anna Fischer) von der Wache Braunlage auf. So soll es sein. Koops mag das Leben überschaubar.

Schießerei im Blockhaus mit fünf Todesopfern

Doch gleich die ersten Szenen der „Kronzeugin“ lassen ahnen, dass es mit Ruhe und Überschaubarkeit bald vorbei ist. Die LKA-Beamten Benedikt und Gottschalk (Johannes Krisch, Stephan Grossmann) besuchen den wegen Mordes angeklagten Schwerkriminellen Petrovic (Josef Ostendorf) im Gefängnis und verraten den Aufenthaltsort der Tatzeugin, die in zwei Tagen vor Gericht aussagen soll: ein Blockhaus im Nationalpark Harz, in St. Andreasberg.

Dass die Bösen von Anfang an feststehen, trägt nicht unerheblich zum Reiz der wendungsreichen, ungeheuer spannend entwickelten Geschichte bei. Holger Karsten Schmidt (Buch) und Florian Baxmeyer (Regie) entfernen sich dabei immer mehr vom klassischen Krimi-Genre in Richtung Action-Thriller. Die gute Harz-Luft wird bleihaltig. Nach der ersten Schießerei im Blockhaus mit fünf Todesopfern erfährt ­Koops, dass es sich bei der vermeintlich getöteten Zeugin um eine Personenschützerin handelte und dass die echte Matilda Schönemann (Alwara Höfels) aus Furcht vor einem Maulwurf innerhalb des LKA an einem anderen Ort versteckt worden ist.

Vergnügliche Anspielungen auf Western und US-Thriller

Bei allem kommt auch der Humor nicht zu kurz. Doch der ist von der leisen, lakonischen Art. Amüsantes, Menschliches wird nicht angekündigt und ausgespielt, es passiert einfach. Und die vergnüglichen Anspielungen auf Western oder US-Thriller (z.B. Soundtrack der Serie „24“) registriert man oft erst, wenn die Szene vorbei ist. Das Schlussbild zeigt Koops, Heiner und Mette im Dorfkrug. Die Welt ist wieder überschaubar.

Fazit: Ein tolles Team in einem spannenden, ungewöhnlichen Krimi, der eigentlich ein Action-Thriller ist. So bleihaltig war die gute Harz-Luft noch nie. Dass die konzentrierte Handlung nur von einer kleinen, überschaubaren Zahl von Personen vorangetrieben wird, trägt erheblich zur Spannung bei.

K Freitag, 25. November, ARD, 20.15 Uhr.