Essen. Der „Galileo“- Moderator Aiman Abdallah spricht über seine Karriere bei „Galileo“. Für Zuschauer soll es eine neue Spielerei geben.

Er ist einer der dienstältesten Moderatoren des deutschen Fernsehens, aber Ermüdungserscheinungen sucht man bei Aiman Abdallah vergebens. Seit fast 20 Jahren präsentiert er die ProSieben-Wissenssendung „Galileo“. Nun wagt das Dauerbrennerformat ein Experiment: Eine Woche lang will die Show junge Zuschauer ködern – mittels „Augmented Reality“ (AR), was so viel heißt wie erweiterte Wirklichkeit. Abdallah (53) lobt das Gruppenerlebnis, das die Technologie den Zuschauern beschere. Bei ProSieben verstehen sie „Galileo“ als Vorreiter.

Wenn AR ankommt, könnte die Technologie auch in anderen Shows eingesetzt werden. Ist AR die Zukunft des Fernsehens? Abdallah bemüht sich jedenfalls, diesen Eindruck zu vermitteln. Wer die erweiterte Fernsehrealität wahrnehmen möchte, muss sich eine App herunterladen und bekommt dann über das Smartphone oder Tablet Zusatzinformationen zu den TV-Beiträgen.

ProSieben setzt große Hoffnungen in die Testwoche

Nutzer sollen ihr Handy Richtung Fernsehapparat halten und dann auf dem Minibildschirm jede Menge Infografiken und optische Spielereien zu sehen bekommen. Visuell ist das durchaus bemerkenswert. Abdallah will beispielsweise den indischen Maharadscha-Express groß rausbringen, indem der Zug auf dem Handy in 360-Grad-Panoramabildern zu sehen ist. „Durch Augmented Reality bekommt das Livefernsehen einen Mehrwert. Das ist wichtig. Es muss für die Zuschauer eine Motivation geben, damit sie Livefernsehen gucken.“

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Abdallah sorgt sich, dass junge, technikaffine Zuschauer keine Lust mehr haben könnten auf normales TV. Deshalb setzt ProSieben große Hoffnungen in die Testwoche. „Galileo“ ist eine der Topmarken des Münchener Senders, der stärker als andere mit einem Zuschauerschwund zu kämpfen hat. ProSieben verzeichnet einen Marktanteil von nur noch 4,5 Prozent – früher war er mehr als doppelt so hoch. Auch in der besonders begehrten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Konsumenten ist der Marktanteil rückläufig. „Jetzt wollen wir sehen, wie die Technologie ankommt“, sagt Abdallah.

Vom Sportler zum Sendergesicht

Der gebürtige Rheinland-Pfälzer mit ägyptischen Wurzeln, ein früherer Rugby-Nationalspieler, hat „Galileo“ viel zu verdanken. Als die Vorabendshow 1998 mit ihrem bunten Themensammelsurium von verständlich erklärter Weltpolitik bis zu Fast-Food-Trends startete, schaffte Abdallah den Sprung vom unbekannten Sportreporter zum ProSieben-Aushängeschild. Damals war er Anfang 30, ein junger Mann. Dass er zwei Jahrzehnte später immer noch vor der „Galileo“-Kamera stehen würde, hätte er nie gedacht.

„Ich bin mit ‚Galileo‘ erwachsener geworden“, sagt er. Durch diverse Ableger wie „Galileo Big Pictures“ hat er es sogar zum Samstagabendmoderator gebracht – eine Auszeichnung für Fernsehleute. Beruflich, schwärmt er, sei die Show sein Leben. Umso mehr hofft er, dass das AR-Experiment bei den Zuschauern ankommt. Ob das Publikum bereit ist, sich extra für die Sendung eine App herunterzuladen? Abdallah hat kaum Zweifel.

ProSieben, 19.05 Uhr