Berlin. Die zweite Folge „Schlag den Henssler“ tröpfelte so daher – bis Raab-Nachfolger Steffen Henssler kurz vor Schluss einen Fauxpas beging.
Zugegeben, die Aufgabe ist nicht ganz einfach. Schließlich wandelt Steffen Henssler bei „Schlag den Henssler“ in den Fußstapfen Stefan Raabs, der Galionsfigur deutscher Unterhaltungskultur: Jahrelang fieberte das Publikum mit den mutigen Herausforderern, die es auf das Preisgeld abgesehen hatten, das der Showmaster aber ehrgeizig zu verteidigen wusste.
Viele sind gescheitert. So schnell zwang man einen Raab nicht in die Knie. Wenn aber doch, dann feierte nicht nur das Publikum, sondern auch ProSieben. Ein Raab am Boden brachte Jubel und Quoten.
Kein einfacher Start für Henssler
Was Raab mit Leichtigkeit hinbekam, schaffte sein Nachfolger Henssler auch in seiner zweiten „Schlag den Henssler“-Folge kaum. Die Zuschauer dürften immer noch Raab hinterhertrauern. Und in der Vergangenheit schwelgte auch Moderator Elton. Der sprach Henssler aus Versehen gleich am Anfang der Sendung mit „Stefan“ an.
Kein einfacher Start also für den Mann, der eigentlich in Kochsendungen beheimatet ist. Der Herausforderer an diesem Abend: der 25-jährige Patrick aus Bückeburg, der optisch auch als großer Bruder von RB Leipzigs Stürmerstar Timo Werner durchgehen könnte. Er schwäbelte sogar genauso wie Werner. In vielen Teilen Deutschlands hatte Henssler damit schon einen Sympathievorsprung. Eigentlich ein Aufbaugegner.
Henssler beweist Biss
Und genauso düpierte Steffen Henssler den schüchtern wirkenden Patrick gleich im ersten Spiel, als Traktor-Reifen so schnell wie möglich von Punkt A nach Punkt B gewuchtet werden sollten. 1:0 für den Gastgeber. Vielleicht ist man mit Steffen „Kandidatenschreck“ Henssler im Vorfeld doch zu hart ins Gericht gegangen? Biss hat er ja.
Hensslers Trägheit offenbarte sich plötzlich ab der zweiten Runde. Nicht nur, dass sich Patrick besser Bilder merken und aufsagen konnte (Spiel 2), geschickter Stangen auf Leitern mit Halterung warf (Spiel 3) oder gezielter Frisbees in Tore beförderte (Spiel 4) – nein, Kandidat Patrick „raabte“ die Sendung und war auf einmal der Star. Der junge Herausforderer wirkte wacher, lockerer, gleichzeitig fokussierter. Während der ersten Spiele war es Patrick, der Raabs Tradition der lästigen Spielregel-Nachfragerei wiederaufleben ließ und nach vier Runden 9:1 führte.
Lustig und locker wurde niemand mehr
Der Gastgeber dagegen wirkte still, unsicher. Mit einem Rückstand hatte er wohl nicht gerechnet. Da kam der Auftritt von Sunrise Avenue („I Help You Hate Me“) gerade richtig, um sich wieder zu sammeln. Der knappe Sieg beim Klassiker „Blamieren oder Kassieren“ verhalf dem verkrampften Koch zu fünf wichtigen Punkten, bevor er wieder eine Niederlage beim „Drift-Trike“ (Parcours-Rennen auf motorisierten Dreirädern) einstecken musste.
Einhalt gebot Henssler dem schwäbischen Schelm zuerst beim Fußball-Minigolf, um danach beim Sportarten raten sogar in Führung zu gehen. Lustig oder locker wurde dadurch zwar niemand mehr, aber immerhin weiß der Zuschauer jetzt, dass Deutschland die erfolgreichste Minigolf-Nation der Welt ist.
Zuschauer sehnen sich Raab herbei
Neue musikalische Impulse bot Newcomerin Alina. Im Refrain ihres Songs sang sie „Ich werde dich nie vergessen“ und blickte dabei in Richtung Steffen Henssler. Hoffentlich war das keine Drohung. Vergessen haben die Zuschauer offenbar vor allem nicht Stefan Raab, der während der Sendung schon als neuer Henssler-Herausforderer herbeigesehnt wurde.
Und so dümpelte die Show irgendwie dahin. „Tennis“, das Mathe-Spiel „15“, der „Gepäckwagen“-Hindernisparcours und „Leitergolf“ – Von Kandidat Patrick war zu diesem Zeitpunkt praktisch nichts mehr übrig. Resigniert erfüllte er seine Aufgaben und ließ sich vom Henssler grillen. Mittlerweile führte der Gastgeber 53:25.
Henssler blamiert sich bei Spiel 13
Entscheidend peinlich wurde es dann noch einmal bei Spiel 13, als Henssler den amerikanischen Comedian Jimmy Fallon mit Jay Leno betitelt. Ohne auf Eltons Bestätigung zu warten, brachen aus dem geladenen Koch die Emotionen aus, der seinen zweiten Sieg bereits in sicheren Händen glaubte. Die späte Einsicht war schlimm mitanzusehen.
Trotzdem bekamen am Ende alle, was sie wollen: Steffen Henssler holte sich im zweiten Anlauf den entscheidenden Punkt und verteidigt die 500.000 Euro, während Patrick und Elton ziemlich glücklich schienen, dass die Sendung nun endlich vorbei war. Die aggressiv hohe Frequenz der Werbepausen und die Tatsache, dass Elton auch nach der dreizehnten Ankündigung des Gewinnspiels immer noch ablesen musste, was eigentlich unter den Zuschauern verlost wurde (ein Handy und zwei Autos), lenkten davon ab, dass Steffen Henssler immer noch nicht richtig in das Format gefunden hatte.
Die impulsartigen Vergleiche mit Stefan Raab machen es seinem Nachfolger nicht leichter, bezeugen doch aber gleichzeitig einen Anspruch auf mehr Leidenschaft im deutschen Unterhaltungsfernsehen.