Essen. Im ARD-Drama „Schwarzbrot in Thailand“ wagt ein Rentner-Ehepaar den Neuanfang. Doch das Leben in Pattaya läuft anders als erwartet.

Deutsche Rentner in Südostasien – das ist fast schon ein eigenes Fernsehfilm-Genre. Im Unterschied zu Tragikomödien wie „Die Diva, Thailand und wir!“, in denen böse Kinder ihre klapperigen Eltern ans andere Ende der Welt abschieben, haben sich die Bergers in „Schwarzbrot in Thailand“ freiwillig entwurzelt.

In Pattaya wollen die Bäckersleute Ottmar (Veit Stübner) und Tanja (Marie Gruber, „Go Trabi Go“) den Lebensabend genießen. Doch der Plan birgt von Anfang an Konfliktpotenzial: Tanja hat sich stets den Plänen ihres Mannes unterworfen und möchte endlich jene traute Zweisamkeit nachholen, die dem Paar jahrzehntelang verwehrt war. Aber sie muss frustriert erkennen, dass Ottmar darauf gar keine Lust hat.

Rentnerkomödie wandelt sich zum Ehedrama

Das Fernsehdrama (Buch: Thorsten Näter und Susanna Salonen) füllt diesen bekannten Handlungsrahmen mit einer interessanten Geschichte, die zunächst allerdings mit weiteren Klischees aufwartet: Während die unternehmungslustige Tanja Land und Leute kennenlernt, lässt der genügsame Ottmar es ruhiger angehen und besorgt erst mal einen Rekorder, um den „Tatort“ aufzeichnen zu können.

Dabei lernt er Landsmann Max (Rolf Kanies) kennen. Die beiden freunden sich an, und schließlich wird Ottmar in seine Pläne einbezogen: Max möchte eine Bäckerei aufmachen. Weil das einheimische Brot aus Sicht der immerhin einigen Tausend Deutschen in Pattaya diese Bezeichnung nicht verdient, wäre das Geschäft eine Goldgrube. Doch plötzlich steht Ottmar vor dem Scherbenhaufen seines Lebensabends: Die investierten Ersparnisse sind ebenso futsch wie Tanja, die mit der einheimischen Pflegerin eines dementen Rentners in deren Heimatdorf gereist ist und nach fast 50 Jahren Ehe die Scheidung will. Die vermeintlich heitere Rentnerkomödie wandelt sich unversehens zum Ehedrama.

Wiedersehen mit Leslie Malton

Dieser abrupte Stimmungswechsel etwa in der Mitte des Films ist durchaus mutig. Bis dahin unterscheidet sich die Inszenierung Florian Gärtners („Mongolettes“) kaum von anderen Filmen, in denen die unterschiedlichen Erwartungen in die Jahre gekommener Ehepaare aufeinanderprallen. Noch ein Unterschied: Trotz des Schauplatzes gibt es erstaunlich wenige exotische Tourismusbilder – von einigen Strandaufnahmen abgesehen.

Der Regisseur erzählt die Geschichte auch im komödiantischen ersten Teil in überschaubarem Tempo. Die Scherze sind nicht überschäumend, aber sympathisch. Wichtiger als eine aufgesetzte Dynamik war den Machern die Arbeit mit den Schauspielern – darunter auch die großartige Leslie Malton als aufgekratzte Aussteigerin Becky mit dem Lebensmotto: „Lieber doof durch Drogen als schlechte Laune.“

So gerät der Film beinahe zur Hommage an seine Darsteller. Dass „Schwarzbrot in Thailand“ mehr als bloß eine Rentnerkomödie sein will, zeigt auch der Umgang mit der Sprache: Die Einheimischen dürfen tatsächlich Thailändisch reden.

Fazit: Bekanntes Thema, trotz einiger Klischees aber eine ambitionierte Umsetzung.

Freitag, 3. November, ARD, um 20.15 Uhr